Monthly:Juni 2017

Was tun bei einem Sehnenschaden?

Der Sehnenschaden… das große Risiko!

Man kommt gut gelaunt in den Stall, ist gerade damit beschäftigt, die Hufe auszukratzen und dann fühlt man ein Schwellung: Heiß. Nach außen gewölbt. Man holt sein Pferd aus der Box, um sich das Desaster in seiner ganzen Ausprägung anzuschauen…
Die Horrorvision eines jeden Reiters: Der Sehnenschaden….

Wie konnte das passieren? Es ist doch nichts vorgefallen!

Sehnen können durch unterschiedliche Ursachen geschädigt werden. Etwa wenn sich das Pferd das Bein anschlägt und ein Bluterguss entsteht, der die Sehne marmoriert. Es kann aber genauso gut durch eine zu frühe oder falsche reiterliche Belastung und Fehler in der Ausbildung entstehen. Auch falsch gestellte Hufe oder eine Verletzung können Sehnenschäden nach sich ziehen.
Erkennen lässt es sich dann einer Schwellung meist am hinteren Teil des Röhrbeines. Die Stelle ist bedeutend wärmer als der Rest des Pferdebeines – ein deutlicher Hinweis auf eine Entzündung. In der Folge sind dann viele Pferde irgendwann lahm.

Die Heilung von Sehnenschäden ist ein langwieriger Prozess und kann viele Monate dauern. Es ist außerdem möglich, dass Vernarbungen entstehen, die sich zum dauerhaften Schwachpunkt des Pferdes entwickeln können. Schon bei kleineren Fehlbelastungen oder Traumata kann es zu einer erneuten Schädigung des belasteten und/oder vernarbten Gewebes kommen. Nicht selten ist dann eine lange Ruhepause die Konsequenz – wenn es denn überhaupt noch möglich ist, dass Pferd wieder mit Training zu belasten…

Akuter Sehnenschaden durch einen Schlag

Der gleiche Sehnenschaden nach einigen Behandlungswochen. Die Sehne ist nur wenig abgeschwollen.

Nach weiteren vier Monaten ist die Schwellung noch immer nicht komplett zurückgegangen.

 

Die Sehne

Sehnen sind aus festem Bindegewebe und übertragen die Bewegung aus den Muskeln auf die Gelenke. Sehnen befinden sich an an den Gliedmaßen und an den Stellen, an denen Muskulatur am Knochen ansetzt. Die Sehnen an den Beinen des Pferdes sind für Verletzungen besonders anfällig, da es unterhalb des Karpalgelenkes keine „schützenden“ Muskeln mehr gibt – die Bänder und Sehnen, die sich am Röhrbein befinden, kann man deutlich fühlen.

An der Hinterseite des Beines befinden sich tiefe und oberflächliche Beugesehne sowie der Fesselträger. An der Vorderseite des Pferdebeines befinden sich die Strecksehnen.

Sehnen setzen sich aus Sehnenfasern zusammen. Diese sind vergleichbar mit einem Haar. Viele Sehnenfasern bilden ein Sehnenfaserbündel. Viele Sehnenfaserbündel bilden dann die komplette Sehne.
Verletzungen im Bereich der Sehne findet man in den einzelnen Fasern – sogenannte Faserrisse – oder in Form eines Sehnenabrisses.

Skizzenhaft dargestellter Verlauf von Sehnen und Fesselträger.
ROT: Strecksehne; TÜRKIS: Fesselträger; GELB: tiefe Beugesehne; WEISS: oberflächliche Beugesehne

 

Im Vergleich zu Muskeln sind Sehnen relativ schlecht durchblutet, so dass eine Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen nur in geringem Maße stattfindet. Um eine Sehne zu versorgen und gesund zu erhalten, braucht das Pferd ausreichend Bewegung und Weidegang. Das gilt bis zu einem gewissen Maß auch bei Verletzungen in diesem Bereich, denn bei kompletter Boxenruhe kann die körpereigene Versorgung weiter zurückgehen, was den Heilungsprozess zusätzlich verlangsamen oder behindern kann. Erfahrungen haben gezeigt, dass Freilauf und Weidegang auch bei Sehnenverletzungen wichtig ist. Das Pferd sollte nach Möglichkeit jedoch nicht pausenlos herumtoben, um das Bein nicht übermäßig zu belasten.

 

Wie entsteht ein Sehnenschaden?

Fehler in der Ausbildung bzw. im Training können im Laufe der Zeit durch Überlastung zu Sehnenschäden führen. Pferde, die dauerhaft hinter die Senkrechte geritten werden, entwickeln kompensatorische Bewegungsabläufe, die den Bewegungsapparat überlasten können.

 

Oft ist die Sehne die Schwachstelle, wenn andere Probleme bereits vorhanden sind. Bei Schmerzen oder Lahmheiten, die aufgrund von Verletzungen oder gesundheitlichen Einschränkungen entstehen, beginnt das Pferd in der Regel zu kompensieren. Das heißt, es nimmt eine Schonhaltung ein, um die betroffene Struktur zu weniger zu belasten. Dadurch werden andere Strukturen stärker in Anspruch genommen, was wiederum zu einer Fehlbelastung führt.

Daher ist es sehr wichtig, dass eine Behandlung immer unter ganzheitlichen Gesichtspunkten erfolgt. Gerade im Falle einer Sehnenverletzung muss immer das ganze Pferd betrachtet und ggf. behandelt werden, da im Bewegungsapparat Pferd alle Strukturen voneinander abhängig und auf einen physiologisch korrekten Ablauf angewiesen sind. Auch Kompensationen, die beispielsweise aus einer Verspannung und/oder Bewegungseinschränkung im Rücken resultieren, können zu einer Überlastung der Sehne oder einer falschen Gelenkbewegung führen: Wenn ein Pferd beispielsweise Rückenprobleme hat, wird es seinen Bewegungsablauf mit der Zeit verändern, um seinen Rücken zu entlasten. Dadurch wird es die unteren Strukturen falsch belasten. Nicht selten kommt es zu Fesselträgerproblemen. Wenn diese nicht sofort zu erkannt werden, da das Pferd nicht lahmt, kann es zu einer Schädigung der Sehne kommen.

Durch einen Sehnenschaden entsteht noch ein weiteres Problem: Es bildet sich Narbengewebe. Dieses Narbengewebe an der Sehne weist nicht mehr dieselbe Elastizität auf wie das ursprüngliche Sehnengewebe. Die Sehne ist in ihrer Arbeit daher mehr oder weniger eingeschränkt, was dann wiederum zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen kann.

 

Mögliche weitere Ursachen für einen Sehnenschaden 

Bei diesem Pferd ist die falsche Bemuskelung und die Verspannung deutlich zu erkennen. Auch der Schleimbeutel im Genick weist eine erste Schwellung auf.

 

Schäden im Bereich der Beugesehnen und des Fesselträgers treten häufig bei Pferden auf, die der Belastung eines meist fehlerhaften Trainings nicht standhalten. Auch Weideunfälle haben ihren Ursprung nicht selten im Training, denn die Strukturen können dadurch vorgeschädigt sein und halten normalen Bewegungen nicht mehr Stand. Die meisten Sehnenverletzungen entstehen durch:

  • beim Reiten dauerhaft zu eng im Hals, was zu einer Überlastung des Bewegungsapparates des Pferdes führt,
  • zu wenig oder schlechtes Aufwärmen,
  • Überbelastung über den Trainingszustand,
  • Überbelastung durch kompensatorische Arbeit der Sehne (Mehrbelastung),
  • Tritte und Schläge (traumatische Ursache),
  • Stolpern,
  • schlechte Bodenverhältnisse,
  • unpassender oder schlecht angelegter Beinschutz,
  • Stellungsfehler der Hufe oder schlechte Hufbearbeitung/Beschlag.
  • Fehlerhafte Haltungsbedingungen,
  • Mangelversorgung in der Fütterung,
  • Überbelastung des noch jungen noch in der Entwicklung befindlichen Pferdes

 

Fehlstellungen der Hufe

Pferd mit massiver Fehlstellung und fortgeschrittenem Fesselträgerschaden.

 

Fehlstellungen, die nicht korrigiert werden oder sogar durch fehlerhafte Hufbearbeitung begünstigt werden, wirken sich ebenfalls negativ auf den Bewegungsapparat aus. Fehlbelastungen in den Gelenken und Überbelastung im Sehnenapparat sind die Folge. Nicht selten kommt es zusätzlich zu Rückenproblemen, da der Rücken nicht mehr unverspannt arbeiten kann und die Pferde sich nicht loslassen können.

 

Sehnenscheidenentzündung

Sehnenscheiden ummanteln die Sehnen und schützen diese an besonders beanspruchten Stellen. Die krankhafte Sehnenscheidenentzündung – medizinisch als Tendinitis bezeichnet – kennen wir von uns selbst. Einseitige Belastung, zu viel oder ungewohnte Arbeiten und zack ist es passiert: Die überbeanspruchte Stelle schmerzt, schwillt an, man kann nicht mehr zugreifen, den Arm heben und notwendige Bewegungen ausführen. Dann reichen kühlende und entzündungshemmende Salben und Ruhe meist aus, um die Entzündung auszukurieren. Dem Pferd geht es genauso.

 

Sehnenruptur – Abriss

Da Sehnen schlechter durchblutet sind als andere Gewebearten, ist es wichtig, dass sich die Sehnen vor der Arbeit aufwärmen können, denn dadurch werden sie elastischer. Für das Reiten bedeutet das, ausreichend lang Schritt zu reiten, wenn das Pferd aus der Box kommt – mit 15-20 Minuten ist man auf der sicheren Seite. Die dadurch erreichte Elastizität reduziert die Gefahr von Verletzungen und Rupturen.
Je nach Grundgangart dehnt sich eine Sehne unterschiedlich. Im Schritt dehnt sich eine Sehne bis zu 4%, im Trab bis zu 8% und im Galopp bis zu 16%, bei sportlichen Belastungen noch mehr. Dies macht deutlich, dass eine Aufwärmphase unerlässlich ist, um die Strukturen auf das Training vorzubereiten. Ist eine Sehne wenig elastisch, bedeutet das, dass sie sich dehnen muss, obwohl es eigentlich noch nicht geht. Auf diese Weise entstehen sehr schnell unbeabsichtigt Schädigungen.

 

Schaden durch Gamaschen / Bandagen

Reiten durch Wasser ist gesund. Die Gamaschen müssen wie hier dabei perfekt sitzen und dürfen nicht scheuern.

 

Sehnen können auch Schaden von falschem Beinschutz davontragen: Falsches Bandagieren kann eine Überhitzung hervorrufen, die Blut- und Lymph-Versorgung beeinträchtigen und dadurch das Gewebe schädigen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, beim Bandagieren beispielsweise immer Unterlagen zu verwenden. Unpassende Gamaschen, die auf Knochenvorsprünge drücken oder die Sehne in ihrer Funktion behindern, können einen Schaden begünstigen.
Aus Angst vor einem Sehnenschaden auf den Beinschutz zu verzichten, ist auch nicht der richtige Wege. Gerade dann, wenn Pferde beschlagen sind und man beispielsweise in der Dressur mit den höheren Lektionen beginnt, kann es passieren, dass sich die Pferde streifen. Schnell wird aus einer so entstehenden Verletzung ein Überbein und wenn das unpassend sitzt auch ebenso schnell ein Sehnenschaden.

 

Behandlungsmöglichkeiten bei Schädigungen der Sehne

Biologische Medizin

In der Homöopathie arbeitet man nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Gleiches soll mit Gleichem behandelt werden. So werden Mittel genutzt, die zum Krankheitsbild passen. Diese Substanzen sollen den Körper zur Selbstheilung anregen. Hierzu ist aber eine Ausbildung und Fachwissen erforderlich, um das richtige Mittel und die richtige Dosierung zu finden. Aus dem Grund sollte man immer seinen Tierarzt zu Rate ziehen.

Biologische Arzneimittel sind ebenfalls homöopathische Mittel, bestehen aber aus mehreren Einzelsubstanzen, die je nach spezifischer Indikation zusammengestellt sind und gleichzeitig gezielt an mehreren Ansatzpunkten im Organismus wirken, um die Ursachen einer Erkrankung nachhaltig anzugehen. Man spricht von einem Multicomponent-Multitarget-Prinzip.

Beispiel Traumeel-Verband über Nacht:

Traumeel ad us. vet. Gel dick auftragen, eine Frischhaltefolie darüber wickeln. Darüber eine weiche und nicht drückende Bandagenunterlage und eine Fleecebandage. Durch die entstehende Wärme und die sich haltende Feuchtigkeit wirkt Traumeel intensiver.

 

 

Zeel ad us. vet.
Das Arzneimittel ist bei Arthrose von Pferden sehr gut als Langzeitpräparat geeignet, kann aber auch bei Sehnenverletzungen eingesetzt werden, da es eine schmerzstillende und entzündungshemmende Komponente hat.

 

Lasertherapie
Bei der Lasertherapie arbeitet man therapeutisch mit niederenergetischem Laserlicht. Die Lasertherapie hat nichts mit dem aus der Chirurgie bekannten Laser zu tun. Mit dieser Therapieform werden Prozesse in den Zellen des Körpers stimuliert und somit die Selbstheilungskräfte angeregt und unterstützt. Die Laserbehandlung unterstützt die körpereigenen Regenerationsprozesse und lässt sich gerade bei Sehnenverletzungen sehr gut mit anderen Behandlungsmethoden kombinieren.

Ultraschalltherapie
Ultraschall gibt es auch als Therapieform, sowohl in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin. Gerade in der Pferdetherapie hat es ein weites Einsatzspektrum.
Im Gewebe findet dabei ein Druckwechsel durch mechanische Vibrationswirkung sowie eine thermische Wirkung durch Reibung statt. Es entsteht eine Energieumwandlung  in Wärme, die die Durchblutung im Gewebe fördert, was sich heilungsunterstützend / heilungsbeschleunigend auswirkt.

Magnetfeld
Sowohl im Human-, als auch im Veterinärbereich wird die Magnetfeldtherapie eingesetzt, sowohl zur Gesunderhaltung als auch zur Prophylaxe. Sie eignet sich sehr gut zur Unterstützung im Training und zum Muskelaufbau, kann bei der Heilung von akuten und chronischen Gelenks- und Sehnenproblemen, bei Zerrungen, Verspannungen der Muskulatur, bei Phlegmone, Wundheilungsstörungen und Stoffwechselproblematiken und bei akuten und chronischen Entzündungen etc. unterstützend eingesetzt werden.

Blutegel bei Sehnenschaden
Blutegel kann man bei fast allen Erkrankungen einsetzen, die den Bewegungsapparat betreffen. Gerade bei Sehnenerkrankungen werden Blutegel oft eingesetzt. Während des Saugens geben sie ein Sekret ab, das etwa 20 verschiedene heilende Substanzen enthält. Die wichtigsten Stoffe, die dabei abgesondert werden, sind die Blutgerinnungshemmer Hirudin und Calin. In Verbindung mit der entzündungshemmenden Wirkung von Eglin ergibt sich aus diesen Stoffen eine der wichtigsten medizinischen Heilwirkungen des Blutegels.

Osteo- und Physiotherapie

 

Jedes Pferd kann physiotherapeutisch und osteopathisch unterstützt und behandelt werden. Eine Behandlung sollte erst nach einer gründlichen Untersuchung und in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt durchgeführt werden. Bei akuten Entzündungen sollte auf eine Behandlung verzichtet werden, da sich diese dadurch verschlimmern können.

 

 

Kurz zusammengefasst: 

 

Was kann man vorbeugend tun, um einen Sehnenschaden zu vermeiden?

  • Wichtig ist ein korrekter Beschlag oder eine korrekte Hufbearbeitung, denn Fehlstellungen vergrößern die Gefahr einer Überlastung der sehnigen Strukturen.
  • Der Sattel sollte individuell auf das einzelne Pferd angepasst und regelmäßig durch den Sattler kontrolliert und ggf. gepolstert werden.
  • Das Pferd sollte mit allen notwendigen Vital- und Mineralstoffen versorgt sein, um Mangelzustände vorzubeugen.
  • Kontinuierliche Bewegung über den Tag hält die Durchblutung und Versorgung in den Sehnen konstant und beugt somit auch Verletzungen bei plötzlichen Sprüngen wie Erschrecken vor.
    Nach dem Training sollten die Beine abgespritzt werden, damit sich die Sehnen wieder regenerieren können und keine Überhitzung stattfindet.

 

 

 

Hinweis:

In unserem Buch „Massage – so wird’s locker“ haben wir ein Kapitel der Massage und Unterstützung der Heilung von Sehnenschäden gewidmet.

 

 

 

 

So wichtig ist die Ecke in der Pferdeausbildung…

„Ein dafür veranlagtes Pferd im Mitteltrab ein bisschen treten zu lassen, dazu gehört nicht viel und kommt auch mehr vom lieben Gott als vom Reiter; aber eine saubere Wendung oder gar eine Volte zu reiten ist schon etwas anderes und sagt jedenfalls mehr über die Rittigkeit des Pferdes und die Fertigkeit des Reiters als ein paar – wenn auch och so imposante – verlängerte Tritte.“

(Alfred Knopfhart, „Dressur von A-S)

Die Ecke in der Pferdeausbildung

Heute geht es ja mehr um den spektakulären Mitteltrab oder eher um den Ruhm von Piaffe und Passage als um die Grundlagen. Das kann ja jeder und was ist man schon, wenn man eine Volte richtig reiten kann, die dann auch noch rund ist. Eindruck schinden kann man damit leider nicht. So sieht man sechs- und siebenjährige Pferde hektisch auf der Stelle zappeln und wenn sie dann durch eine Ecke gestellt und gebogen gehen sollen, dann heben sie sich raus, gehen gegen die Hand, sperren das Maul auf, weichen mit der Hinterhand aus, verwerfen sich im Genick und was sie aus mangelnder Elastizität sonst noch an Ausweichverhalten zeigen (müssen).

… und so reiten viele darüber hinweg und sparen sich diese lästigen Grundlagen.
Rächen wird sich das allerdings immer. Denn allein für eine korrekte Pirouette sind Volten, Ecken und alle weiteren gebogenen Linien die unverzichtbare Grundlage!

…was für ein Käse aber auch….

Die korrekt gerittene Ecke verbessert die Rippengeschmeidigkeit, da sich das Pferd stellen und biegen muss.

 

Eine korrekt durchrittene Ecke zeigt allerdings sehr viel. Sie ist die Vorbereitung für alle Wendungen vom Zirkel bis zur Pirouette. Jede Ecke ist eine Viertelvolte und muss genauso geritten werden. Dabei sind Stellung und Biegung unverzichtbar, denn sie erhalten den Takt und das Pferd im Gleichgewicht.

In der Ecke wird die äußere Hand leicht vorgegeben, um die Längsbiegung zuzulassen, der innere Zügel ist leicht verkürzt, die Hand jedoch so gefühlvoll, dass das Pferd weder Takt noch Gleichgewicht verliert. Der innere Schenkel sorgt für den Vortritt des inneren Hinterbeines und er äußere verhindert das auwsweichen des äußeren Hinterbeines.
Nach der Ecke müssen halbe Paraden vermehrt am äußeren Zügel und nachgebende Zügelhilfen innen erfolgen, um Tempo und Takt zu erhalten. Das Pferd darf nach der Ecke nicht eiliger werden. Vor, in und nach der Ecke müssen Takt und Tempo gleichbleiben.

Wenn man das so liest, dann klingt es ja recht einfach. In der praxis jedoch birgt die doch sehr banal erscheinende Wendung sehr viel Fehlerpotential und so kann man als Reiter einiges falsch machen:

  • Die innere Hand wirkt rückwärts, die innere Hand gibt nicht nach. Die äußere lässt die Stellung in der Ecke nicht zu.
  • Die Halben Paraden erfolgen nicht oder nicht korrekt, nicht in der passenden Dosierung
  • Der Reiter lehnt sich zu weit nach hinten, fällt nach vorne, sitzt schief – meist nach außen herunter und knickt in der Hüfte ein.
  • Der Reiter hat die innere Schulter nach vorne, die äußere nach hinten gedreht,
  • er fällt mit der inneren Hüfte nach hinten.
  • Der Reiter hat die Handgelenke verdreht,
  • zieht die innere Hand über den Kamm nach außen.
  • Der innere Schenkel ist zu weit hinten. Der äußere Schenkel liegt nicht am Pferd ist weg gestreckt oder zu weit vorn fast an der Schulter.
  • Das Zusammenwirken von treibenden und verhaltenden Hilfen funktioniert nicht.
  • Der Reiter gibt nicht nach oder im falschen Moment.
  • Die äußere Hand lässt die Stellung nicht zu.

 

Alle diese Fehler können einzeln oder auch zusammen zu Problemen führen, die es dem Pferd unmöglich machen, eine Ecke korrekt zu durchlaufen.

 

 

Fehler, Ursachen und Korrektur

 

Problem 1)
Der reine Takt geht verloren/das Pferd wird eilig.

Eine unverspannte Muskeltätigkeit ist notwendig, damit das Pferd im Galopp weit unter den Schwerpunkt springen kann, statt im Kreuzgalopp zu gehen oder auszufallen.

 

Ursachen:
Zu viel Handeinwirkung und zu wenig treibender Schenkel. Das Pferd ist verspannt und hat Rückenprobleme. Das Pferd ist auch auf der gerade Linie nicht taktrein, geht zu Beginn des Reitens hölzern. Taktfehler (vorübergehender Verlust des reinen Ganges) und in der Folge Gangfehler (das Pferd bewegt sich immer taktunrein) sind ein Hinweis darauf, das die Ausbildung eines Pferdes komplett in die falsche Richtung geht. Das Pferd verspannt ist, kann sich nicht loslassen. Das Pferd hat Rückenprobleme.

Korrektur:
In einem solchen Fall heißt es zurück zu den Grundlagen und zwar in allen Bereichen. Sattel- und Zaumzeug prüfen. Die Anforderungen und das Vorgehen in der Ausbildung überprüfen und durch Zügel aus der Hand kauen lassen in  allen drei Grundgangarten den reinen Gang wieder herstellen.
Viel ins Gelände reiten und da in Trab und Galopp schwungvoll vorwärts reiten bis das Pferd das Gebiss wieder annimmt, mit dem Hinterbein durchtritt und den Rücken hergibt. Danach wieder kontinuierlich am Geschmeidigmachen der Rippenpartien arbeiten.

 

Problem 2)
Das Pferd geht nicht in die Ecke hinein, sondern drängt nach innen weg

Ursachen:
Mangelnde Geschmeigkeit in der Rippenpartie. Nachlässigkeit des Reiters.

Korrektur:
Um eine Ecke richtig reiten zu können, muss das Pferd korrekt gestellt und gebogen sein, also eine korrekte Längsbiegung zeigen. Das junge Pferd muss das erst lernen und die Rippengeschmeidigkeit verbessern. Aus diesem Grund sollte man die Ecke nur so tief ausreiten, wie sich das Pferd in der Rippe auch biegen kann. Es kann sinnvoll sein, die Ecke dann etwas abzurunden.
Die kleine und die große Acht helfen, die Geschmeidigkeit in der Rippe zu verbessern. Bei jedem Handwechsel ist auf korrekte Stellung zu achten. In jeder Gangart sollte die Acht in einem ruhigen Tempo geritten werden. Wird das FPerd eilig, helfen Halbe Paraden alle zwei bis drei Schritte, Tritte oder Sprünge, das Tempo zu kontrollieren.

Wenn ein Pferd in der Ecke mit der Hinterhand nach innen oder nach außen ausweicht, kann man beim weiter gerittenen Pferd vor und nach der Ecke Schulterherein reiten und in der Ecke schultervorartig reiten. Darüber wird das innere Hinterbein veranlasst, unter den Schwerpunkt zu treten. Das äußere Hinterbein muss der äußere Schenkel begrenzen und im Vortritt unterstützen. Die halben Paraden sorgen für das gleichbleibende Tempo.

 

Problem 3)
Das Pferd lässt sich in der Ecke nicht korrekt stellen.

Ursachen und Korrektur: Siehe Problem 2)

 

Problem 4)
Beim Galoppieren fällt das Pferd in der Ecke aus oder springt in den Kreuzgalopp um.

Ursachen:
Wenn ein Pferd beim Galoppieren ausfällt oder in den Kreuzgalopp umspringt, fehlt im a) die notwendige Kraft in der Hinterhand und / oder es hat b) Rückenprobleme.

Korrektur:
In einem solchen Fall sind die Ecken wieder abzurunden wie bei der jungen Remonte und das Pferd erst wieder zur Losgelassenheit zu bringen. An weiterführende Lektionen ist einem solchen Stadium nicht zu denken.

 

Problem 5)
Die Nase kommt hinter die Senkrechte

Ursachen:
Die Nase hinter der Senkrechten kann entweder an der rückwärtswirkenden Hand des Reiters liegen, an den fehlenden Halben Paraden oder aber auch daran, dass der innere Schenkel das innere Hinterbein nicht zu aktivem Abfußen animiert.

Korrektur:
Die Ecke in einem fleißigen, jedoch nicht eiligen Tempo durchreiten, Sitz und Einwirkung überprüfen und konsequent auf Stellung und Biegung achten. Es kann auch helfen, nach der Ecke ein bis zwei lange Seiten Tritte verlängern oder zügel aus der Hand kauen auf dem Zirkel zu reiten.

 

 

Eine Ecke richtig reiten zu können, ist die Basis für Volten und diese schlussendlich unter anderem die Grundlage für viele versammelnde Lektionen. Beim Reiten und Ausbilden baut eines auf das andere auf. Bei der Grundausbildung über Probleme hinweg zu reiten und wenn es nur die Ecke ist, heißt, dass es bei weiterführenden Lektionen einfach nicht mehr weiter geht. Alleine schon, weil das Pferd nicht ausreichend geschmeidig ist.