Tag:Ausbildung Pferd
Alles schief?!

Korrekt auf die gebogene Linie eingestelltes Pferd. Sitz und Einwirkung der Reiterin sind richtig. Die Nase des Pferdes ist bei ausreichend vorgelassenem Hals an der Senkrechten.
Ein Satz, den mir mein alter Reitlehrer schon in meiner Kindheit beibrachte heißt: „Die Schultern des Reiters parallel zu den Schultern des Pferdes und die Hüften des Reiters parallel zu den Hüften des Pferdes.“
In den letzten Tagen habe ich mit einer guten Freundin Sitzübungen an der Longe gemacht. Der Grund: Sie hatte festgestellt, dass ihr Pferd an der langen Seite immer wieder nach innen drängt. Auch beim Durchreiten der Ecken machte sich das Pferd schief und versuchte auszuweichen. Sie versuchte das Pferd wieder nach außen in Richtung Hufschlag zu reiten, aber es wollte nicht gelingen. Im Gegenteil, das Pferd drängte immer weiter in die Mitte der Bahn…..
Wie kann es passieren, dass das Pferd an der langen Seite nach Innen in die Bahn drängt, Ecken nicht mit korrekter Stellung und Biegung durchritten werden können und Zirkel und Volten alles andere als rund werden, egal wie sehr man sich bemüht?
Nicht selten liegt es am Verdrehen im Oberköper. Schaut man die Richtlinien Reiten und Fahren hinein, wird da vom Einknicken in der Hüfte, von verdrehtem Oberkörper zwar gesprochen, welche Auswirkungen es allerdings auf den gesamten Sitz und die reiterliche Einwirkung hat, wird einem erst richtig bewusst, wenn es geradeaus nicht mehr geradeaus geht und Zirkel und Volten eher Eier als „Kreise“ sind, da das Pferd in alle Richtungen ausweicht oder schon lange vor Erreichen des Hufschlages in Richtung Bande drängt, sich dabei verwirft, sich heraushebt oder kaum mehr auf die Hilfen des Reiters reagiert.
Man muss es einfach einmal ausprobieren und wird überrascht sein, wie schnell das Pferd aus dem Gleichgewicht kommt, wenn der Reiter beim Reiten auf dem Zirkel oder auch auf der Geraden nur die innere Schulter nach vorne schiebt und sich dabei leicht nach Außen verdreht. Oft fällt es einem selbst nicht auf. Vor allem dann nicht, wenn man dabei nach vorne schaut. Allein durch das Verdrehen des Oberköpers beispielsweise nach Außen verändert sich das Zügelmaß. Die innere Hand geht zu weit nach vorne, die Anlehnung ist nicht mehr konstant und die äußere zu weit nach hinten. Das Pferd ist so nach außen gestellt. Die Hände stehen nicht selten unterschiedlich hoch. Halbe Paraden oder auch ein gefühlvolles Nachgeben mit der Bahn-inneren Hand sind nicht mehr möglich. Schulterpartie, Ellbogen und Handgelenke sind verspannt. Durch den verdrehten Oberkörper wirkt die äußere Hand rückwärts und das Pferd ist im Heben und Vorführen von äußere Hüfte und Schulter behindert, weicht dadurch dann zwangsläufig über die innere Schulter nach Innen aus. Auch die Lage der Schenkel verändert sich automatisch, die Beckenstellung des Reiters ebenfalls. Viele Reiter schieben dann unbewusst den Bahn-inneren Schenkel sehr weit zurück und der zur Bande hin liegt manchmal schon fast vor dem Gurt an der Schulter des Pferdes.
Andere wiederum verdrehen sich im Oberkörper und dabei wird die Hüfte zu weit nach hinten oder nach vorne geschoben. Das Becken kippt und der Schenkel schiebt sich in die falsche Richtung, die Fußspitze wird nach außen gedreht und das Knie liegt nicht mehr am Sattelblatt. Auch das zwingt das Pferd zum Ausweichen.
Oft macht man in dieser Situation dann genau das falsche: Man verkürzt den äußeren Zügel noch weiter und verdreht sich noch mehr im Oberkörper, um das Pferd zum Hufschlag zurückzureiten. Ergebnis: Das Pferd schiebt noch weiter schief in die Bahn.
Wenn solche Sitzfehler einmal verinnerlicht sind, ist es gar nicht so einfach, sie abzustellen.
Das Problem ist nicht selten, dass einem selbst das Verdrehen des Oberkörpers überhaupt nicht bewusst ist und man sicher ist, man sitzt gerade im Schwerpunkt. Sich dann zu zwingen, die innere Schulter unabhängig von der innere Hand beispielsweise wieder nach hinten zu führen, so dass auch in der Wendung die Schultern von Reiter und Pferd parallel sind, ist gar nicht so einfach, denn der verdrehte Sitz ist normal. Man hat anfangs sogar das Gefühl, dass diese Korrektur eher das Gegenteil bewirkt. Wenn man dann im Schwerpunkt und gerade sitzt, kommt es einem richtig „schief“ vor.
Das kann helfen!
Um das für sich selbst zu überprüfen oder an der Longe zu üben hilft es, eine Gerte mit beiden Händen zu fassen und diese in Höhe der Schulterpartie des Pferdes zu führen und den Wendungen entsprechend anzupassen. Dann kommt die Schulter des Reiters automatisch an den richtigen Platz. In dem Fall, die innere Schulter wieder nach hinten. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man sich durch die Konzentration auf die Gerte nicht in der Schulterpartie verspannt.
Neben Sitzübungen an der Longe, mit denen sich sehr gut eigene Verspannungen und fehlerhafte Haltung korrigieren lassen, hilft auch eine konsequente Sitzkorrektur durch einen guten Ausbilder.
Wenn man seinen Sitz bei täglichen Reiten selbst immer wieder überprüfen möchte, kann man folgende Lektionen reiten:
Die kleine Acht im Schritt geritten ist dabei eine sehr gute Lektion. Wenn man sie im Mittelschritt am langen Zügel reitet, sollte der Zügel bei vorgelassenem Hals so lang sein, dass sich das Pferd vorwärts-abwärts an die Hand herandehnen kann. Wenn man dann in den aufeinander folgenden Wendungen – auf den korrekten Sitz achtend –mehrere Achten hintereinander reitet, wird man nach einiger Übung zwei gleich große und gleich runde Bögen reiten könne. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, den inneren Bügel vermehrt auszutreten. Die Schultern sollten sich parallel zu den Schultern des Pferdes befinden, die Hände mit lockerem Handgelenk in der richtigen Position gehalten werden, so dass man dadurch Halbe Parade am äußeren Zügel alle zwei bis drei Schritte geben kann, die mit einem gefühlvollen Nachgeben der inneren Hand enden. Mit der Zeit wird das Pferd in der Rippenpartie geschmeidiger und wird sich in korrekter Stellung und Biegung auf den gebogenen Linien bewegen.
Wird die Acht auch nach regelmäßigem Übung nicht rund, weicht das Pferd immer wieder über Schulter nach außen oder auch mit der Hinterhand traversartig nach Innen aus oder wendet einfach überhaupt nicht ab, weiß man, dass man sich irgendwo und irgendwie verdreht.
Eine weitere sehr gut geeignete Lektion ist es, mehrere Volten hintereinander an der gleichen Stelle anzusetzen und Volten in den Ecken zu reiten. Zu Beginn sollte man die Volten mit einer Größe von 10 Meter reiten. Erst im Schritt und wenn diese gleichmäßig rund sind auch im Trab. Bei verbesserte Rippengeschmeidigkeit kann man sie mit der Zeit auf acht Meter verkleinern. Wichtig ist darauf zu achten, dass das Pferd weder über die Schulter auszuweichen versucht noch den Zirkel mit der Hinterhand traversartig durchschreitet.
Die Volte in der Ecke hat dabei noch eine Besonderheit: Pferde, die noch nicht gerade gerichtet sind oder auch wenn der Reiter sich im Oberkörper verdreht, drängen – vor allem wenn die Hilfen nicht korrekt zusammenwirken – gerade dabei gerne in Richtung Bande weg oder kommen schon bei der Einleitung der Volte traversartig aus der Ecke. Stellt sich dieser Fehler ein, hat man da auch einen Hinweis, den Sitz nochmals zu überprüfen.
Hat man einen Helfer zur Verfügung kann man solche Momente auf Video aufnehmen, um anschließend zu überprüfen, woran es hängt. Das schult das eigene Auge und man bekommt ein Gefühl dafür, wann sich der Fehler eingestellt hat.
Bei engeren Wendungen wie Volten oder die Acht kann es bei Pferden mit Rückenproblemen vorkommen, dass sie versuchen auszuweichen wie oben beschrieben. Dann kann es notwendig sein, einen Tierarzt oder Osteotherapeuten zu konsultieren.
Beim Reiten und Ausbilden eines Pferdes kommen fast immer mehrere Faktoren zusammen, wenn es irgendwo hängt.
Die Ausbildung eines jungen Pferdes ist eine grosse Verantwortung, denn schon die ersten Schritte sind entscheidend für die gesamte Entwicklung und Gesunderhaltung!
Begibt man sich an die Ausbildung eines jungen Pferdes kommen Fragen über Fragen: Wieviel Zeit sollte man sich lassen? Wie fängt man an? Longieren oder nicht? Mit Gebiss oder ohne, ausgebunden oder nur mit Kappzaum? Wie baut man das Anreiten auf? Wie häufig und mit welcher zeitlichen Dauer sollte ein Training aufgebaut sein? Was sollte das Ziel des jeweiligen Trainings sein? Welche Übungen und Lektionen sollte das junge Pferd zu welcher Zeit lernen? Wie lang/kurz sollte der Zügel sein? Wieviel Anlehnung ist wichtig und notwendig? Was ist mit Zügel aus der Hand kauen lassen? Wann beginnt man mitAufrichtung? Ab wann sollte man über das Thema Versammlung nachdenken?
Fragen über Fragen! Befragt man dazu dann das Internet, erhält man tausende von Aussagen, Meinungen, Auffassungen und Behauptungen. Nicht selten ist man schon bei der Vorstellung der möglichen zu machenden Fehler so unsicher, dass man die ganze Angelegenheit am liebsten an einen Könner abgehen würde. Wahre Könner gibt es heute aber leider nur noch wenige, dafür tausende Scharlatane und Nichts-Könner, die sich aber nicht selten bestens vermarkten.
Fast jeder Jungpferde-Reiter /-Besitzer steht irgendwann vor allen diesen Fragen und hofft, dass er den den richtigen Weg einschlägt. Ich selbst habe mir in den Jahren des Anreitens und Ausbildens der jungen Pferde immer wieder diese Fragen gestellt und festgestellt, dass es kein Rezept gibt, das bei allen Pferden gleich funktioniert, da jedes Pferd auf seine Weise einzigartig ist und man bei jedem individuell vorgehen muss.

Eines gilt jedoch für alle Pferde gleichermassen: Es muss dosiert und abwechslungsreich sein und in den allermeisten Fällen ist weniger Training/Reiten in der ersten Zeit mehr… Es ist besser, den jungen Pferden ein Jahr mehr Zeit zu lassen als zu früh zu beginnen.
Die unaufgeregte und überlegte Vorbereitung auf das Reitpferdeleben ist genauso unverzichtbar, wie das notwenige Vertrauen, damit sich die Remote auf uns einlassen kann.
Reiterliche Ziele kann und sollte man sich nicht setzen, denn bei jungen Pferden funktioniert das, was heute gut geklappt hat, vielleicht morgen schon nicht mehr so gut oder gar nicht. Das kann viele Gründe haben: Muskelschmerzen, Überforderung von Kopf und Körper, Wachstums- und Zahnprobleme, Charakter und Gebäude, um nur einiges zu nennen….
Konsequentes Verhalten und Grosszügigkeit sind vermutlich die besten Ratgeber, die einen bei der Ausbildung des jungen Pferdes begleiten sollten. Konsequenter jedoch liebevoller Umgang, der dem jungen Pferd die Möglichkeit gibt, sich auf uns zu verlassen, da es weiss, dass wir es beschützen und ihm Gutes tun.
Grosszügigkeit, da Fehler und Nicht-Gelingen genauso dazu gehören wie kleinere übermütige Flausen. Wenn man auch mal eine fünf Geradesein lassen kann, aber konsequent und fair bleibt, wissen die Pferde schnell, wo ihre Grenzen sind und fühlen sich wohl und sicher. Schon damit haben wir ein vertrauendes und neugierig auf Neues zugehendes junges Pferd geschaffen. Das wiederum gibt die Chance, in kleinen Schritten und mit Ruhe und Geduld immer ein klein wenig mehr zu fordern. So wird aus einem jungen und vielleicht ungestümen Wildfang ein vertrauendes und zuverlässiges Reitpferd.

Wir haben in den letzten Jahren die Medien intensiv verfolgt und mit teils grossem Entsetzen registriert, was heute alles als pferdegerecht und richtig verkauft wird und es wundert uns heute nicht mehr, dass schon bei vielen jungen Pferden irreparable Schädigungen vorliegen. Diese liegen im Allgemeinen nicht an der Zucht, sondern an massiven Ausbildungsfehlern.
Die einen reiten ohne Rücken, aufgerichtet nur von Hand mit ganz jungen Pferden schon irgendwelche schiefen und krummen Übungen, die dann grossartig als Lektionen vermarktet werden.
Die nächsten verteufeln die überlieferten Grundsätze der Ausbildung, die als FN-Reiterei verschrieen werden.
Die nächsten juckeln im Schneckentempo mit durchhängenden Zügeln durch die Bahn und sprechen dann bei den meist Rückenlahmen Pferden von setzender Arbeit und die wieder nächste Fraktion verzichtet auf Gebiss, Zügel, Sattel und redet von Losgelassenheit, wenn die Pferde verspannt mit nach vorne gestricktem Kopf durch die Bahn rennen.
Schön ist das alles nicht und richtig ist es noch viel weniger.
Die wenigen, die es noch wissen, haben meist keine Lust mehr, sich mit dem Wahnsinn im Pferdesport und mit den teils dümmlichen Angriffen auseinanderzusetzen und behalten ihr Wissen für sich. So wird es für den, der es richtig machen will immer schwerer, sich in dem Wust an Ideen und Auffassungen noch zurecht zu finden.

Eigentlich schon fast begleitend/ergänzend zum Buch „Losgelassen und gesund“ (Müller-Rüschlikon, 2019) haben wir uns entschlossen, über ein Jahr Videos und Blogbeiträge zu den Ausbildungsschritten der jungen Remote zur Verfügung zu stellen.
Der Weg von Wanderfalke klingt wie die Krankengeschichte vieler Rückenproblem-Pferde…
Geht es irgendwann nicht mehr weiter und es steht nach vielen Untersuchungen mit dem Röntgenbefund die Diagnose Kissing Seines fest, sind viele Reiter vollkommen verzweifelt, denn sie wissen nicht, wie sie ihrem Pferd helfen können und sollen. Man liest und recherchieret, fragt und holt sich Rat. Auch das geht dann nicht selten daneben….
Wenn der Befund einmal da ist, muss man einen ganzheitlichen Ansatz wählen, damit es seinem Pferd wieder gut geht und man ihm ein schmerzfreies Leben ermöglichen kann….

So gewinnt man …. Zu sehen war auf dem Video eine Reiterin mit einem sechsjährigen Pferd. Es hatte eine L-Dressur auf Trense gewonnen. Im Protokoll hatten die Richter Schritt und Trab mit „ausserordentlich gut und ausdrucksvoll“ bewertet. Das Protokoll in das Video eingebunden.

Auf dem Video war ein junges Pferd mit einem gestressten Gesichtsausdruck, viel zu dünn und massiven Verspannungen zu sehen. Der Bewegungsablauf in keiner der Grundgangarten taktrein. Der Schritt passartig, der Trab spektakulär (im Vorderbein), aber leider zügellahm und der Galopp war schief. Ich hätte ihn als „nicht durchgesprungen, flach und laufend“ bezeichnet. Ich habe dann beim Betrachten so überlegt, wie man einen solchen Ritt mit einer 8,4 bewerten kann…
Die Bewertungen vieler Richter sind in den letzten Jahren in der breiten Öffentlichkeit mehr und mehr in die Kritik geraten und man ist versucht, die Aus- und Fortbildung eben dieser Personen in Frage zu stellen. Sie entscheiden mit, wie (schlecht) heute geritten wird und wenn das spektakuläre und verspannte richtiger ist, als das durch den Körper gehende, dann muss man sich a) nicht wundern und b) sich die Reiter damit ja auch nicht herumschlagen. Wenn also das ehrlich losgelassene Pferde heute kein Kriterium mehr ist, warum soll man es dann noch zeigen oder sich zum Ziel setzen. Einen Blumentopf gewinnen kann man damit jedenfalls mal nicht. Denn losgelassen ist zwar gesund und richtig, aber leider für den Laien wenig spektakulär.

Ist ein korrekt sitzender Reiter mit einer gefühlvollen Einwirkungen, einer ruhige Hand und korrekt liegenden Unterschenkeln genauso richtig oder auch falsch, wie ein schlecht sitzender Reiter, werden sich nicht wenige Reiter fragen, warum man sich einen Trainer einkaufen soll, der pausenlos am Sitz herum kritisiert. Dabei ist es dann vermutlich auch vernachlässigbar, dass der korrekte Sitz die Basis allen Reitens ist, wenn Reiter auch ohne diesen Erfolge erzielen können.
Somit geht vieles heute nicht mehr unbedingt in die richtige Richtung… und keiner scheint es ändern zu wollen – zumindest nicht von Seiten der Verbände. Ihnen geht es hauptsächlich um den Erfolg, denn der bringt Fördermittel und Sponsoren und damit ist das Ziel erreicht. Pferde gibt es genug und so lange der Pferde-Nachwuchs nicht ausstirbt, lässt sich ein kaputter leicht ersetzen. Von irgendwas müssen ja auch die Züchter leben und wenn alle richtig reiten würden, wäre die Branche pleite……
Die breite Masse der Reiter heute allerdings längst so weit, schlechtes Reiten nicht mehr einfach so zu akzeptieren. Das zeigt die teils massive Kritik an international erfolgreichen Reitern vor allem in der Dressur. Leider führt das zu keiner Änderung. Schaut man sich die ein oder andere namhafte Reiterin an, scheint es vollkommen unerheblich, dass deren Reitweisen in der Kritik stehen, es wird stumpf so weitergemacht und die Anhänger finden es genial. Das trotz aller Aufklärung. Ein Trauerspiel.
So wenden sich mehr und mehr Menschen ab. Das sollte eigentlich Sponsoren kosten, tut es aber vielerorts nicht und es werden noch immer viele viele qualitätvolle Pferde verschlissen und verschwinden so schnell wie sie gekommen sind. Eine erschreckende Entwicklung.

Richtiges Reiten ist allerdings auch ein hartes Brot und so reitet man Jahre um Jahre bis die Einwirkung so korrekt ist, dass sich die Pferde loslassen und gesund bleiben können. Abkürzungen gibt es nicht bei der Ausbildung von Reiter und Pferd. Das weiss jeder, der ehrlich zu sich selbst ist und sich dieser mehr als komplexen Materie öffnet. Das mag für manch einen mehr als frustrierend sein. Vor allem dann, wenn kein guter Trainer da ist, der einem den richtigen Weg weisen kann.
Am 15. September 2016 verstarb der letzte grosse Mahner in der Reiterei. Paul Stecken! Mit ihm ging vermutlich das letzte fundierte Wissen. Als ich damals auf seiner Beerdigung war, habe ich so viel geweint wie kaum an einem Tag in meinem Leben. Wenn ich an sein schelmisches Lachen und die kleinen Seitenhiebe zwischen den Zeilen denke, stehen mir auch jetzt die Tränen in den Augen und muss dabei aber auch lächeln. Er war ein wunderbarer, charismatischer Mensch und wie er über seine vielen Ehrungen immer sagte: „ich bin eben en duften und gefragten Kerl“.
In den letzten Tagen habe ich oft an ihn gedacht. Vielleicht noch öfter als sonst im Jahr und ich überlege gerade wieder, warum es mich jetzt wieder so berührt und warum ich auf seiner Beerdigung so verzweifelt war. Vielleicht war es das Wissen, dass dieser wunderbare Mensch immer fehlen würde und das Erahnen, dass mit seinem Tod das letzte Wissen über das Richtige ebenfalls gehen würde.
Seine mahnende Wort und sein unermüdliches Einstehen für „die überlieferten Grundsätze der Ausbildung“ fehlen heute mehr denn je…