Tag:Richtig reiten reicht

In den letzten Jahren hat sich der Reitsport sehr stark verändert. Wusste man früher noch zwischen richtig und falsch ausgeführten Lektionen, zwischen richtig und falsch bemuskelten Pferden – damit verbunden dem richtigen und falschen Ausbilden und Reiten zu unterscheiden, zählen heute nur noch die Extreme…
Es muss spektakulär sein! Ob es dann noch richtig ist, ist nicht wichtig.
Es muss Marionettenhaft mit weit nach oben gerissenen Vorderbeinen sein, was mit den Hinterbeinen ist, ist nicht wichtig!
Es muss versammelt sein, egal, was der Einzelne darunter versteht!
Es darf auf keinen Fall in der Dehnungshaltung sein – egal, was ich immer der Einzelne darunter versteht!
Es müssen dicken Pauschen und ein tiefer Sitz sein. Das damit der Rücken auch nicht lockerer wird, ist nicht wichtig!
Man muss sich abheben von den anderen. Egal, welche Auswüchse das vor allem im Bereich des Freizeitreitsportes hat. Da werden abgehalfterte Stierkämpfer genauso zum Guru erhoben, wie andere alternde Witzfiguren. Es ist alles extrem. Hauptsache man ist anders und man distanziert sich von der grauen Masse der Nicht-Wissenden.
Heute ist fast jedes Pferd weniger oder auch mehr lahm. Heute findet man bei allen Gruppierungen kaum noch taktreine Pferde. Der Pass im Schritt ist genauso salonfähig geworden, wie das Zügellahme Pferde in Trab und Galopp, von dem der Meister dann noch behauptet, es bewege sich asynchron oder müsse den reinen Takt noch lernen. Wenn man das allerdings für das Überleben der Spezies Pferd zugrundelegt, dann wird es eng…. das Pferd als Fluchttier wäre schon ausgestorben, denn humpelnd vor dem Fressfeind zu fliehen wird mit der Zeit einfach schwierig…
Das gleiche gilt aber auch für die einzelnen menschlichen Gruppierungen und ihren Überzeugungen. Auch da gibt es mehrere:
Da haben wir zu einem die Anhänger aus dem internationalen Sport. Die gehen ohne Reflexion noch immer davon aus, dass der Turniersieg die Basis für gutes Reiten ist. Dabei ist es schon fast egal, wie das Pferd läuft. Hauptsache, das Vorbild reitet vorne mit. Da werden die Superlativen von Richtern, Bundestrainern und Gleichgesinnten genauso gerne genommen, wie dass der, der sich da ach so nett präsentiert in Wirklichkeit auch unbedingt so nett sein muss. Das geht bei manch einem Fan soweit, dass das Idol nur noch mit Spitz- und Kosenamen betitelt wird – ganz so, als wäre man schon zusammen zur Schule gegangen.
Interessant wird es dann, wenn sich einer erdreistet, auch nur den Hauch einer Kritik anzubringen – sei sie noch so berechtigt. Dann agieren die Mitglieder dieser Gruppierungen teils deutlich unter der Gürtellinie und es wird mit Totschlagargumenten um sich geworfen.
Als nächste Gruppierung haben wir die Schlecht-Reiter. Mitglieder dieser Gruppierung reiten zwar selbst vielfach grottenschlecht, haben oft nicht einmal einen passenden Sattel, deren Pferd sind teils katastrophal falsch bemuskelt, aber sie kritisieren alles und jeden und erkennen immer die Fehler – vor allem bei den anderen.
Diese Gruppierung fordert: Wissen, Fachkompetenz, Tipps und Ratschläge – aber bitte immer kostenlos. Liefert man das nicht oder sollen diese Leute dafür auch noch etwas bezahlen, dann ist man schnell ziemlich blöd, arrogant, unreiterlich und was auch immer.
Dann kommt die mittlerweile steigende Zahl an Guru-Anhänger, die ihren Meistern – die Meister sind übrigens durchgängig männlichen Geschlechtes und meist schon recht abgehalftert – schon fast obrigkeitsergeben und vollkommen ohne eigene Meinung folgen. Da werden dann die abenteuerlichsten Reitweisen ins Leben gerufen – der denkende Reiter ergreift dabei die Flucht.
In dieser Gruppierung finden sich dann im Allgemeinen auch die wieder, für die das richtige Reiten zu schwierig ist und die es über Jahre nicht begriffen haben und vermutlich auch nicht werden. Diese werden dann von ihren Gurus endlich einmal wertgeschätzt und so wird der viertklassigste Reiter mit dem lahmen Pferd schnell Teil einer Elite. Dadurch verteidigt man den Guru mit Macht, sollte einmal einer versuchen diesen vom Thron zu stürzen. Diese Gruppierung greift nicht selten zu teils schon fast kriminellen Methoden, um ihr Idol – was eigentlich durchgängig nur das Geld der dümmlichen Anhänger will – zu verteidigen.
Zum Schluss haben wir die kleinste Gruppierung. Das sind die, die die Dinge wissenschaftlich betrachten und das Reiten wirklich in der Tiefe begreifen wollen, die dabei als oberstes Ziel die Gesunderhaltung ihres Pferdes sehen und das dann auch mit Konsequenz und Fleiss umsetzen. In dieser Gruppierung findet man dann auch die wenigen Ausbilder, die wir heute noch haben, die sich mit Biomechanik, Psyche und Reitlehre gleichermassen befassen und dabei noch in der Lage sind, das zu erklären und zu vermitteln, was sie selber auch wissen und können.
Diese Gruppierung ist allerdings unsympathisch, denn sie können das was sie sagen und tun auch belegen. Das ist immer blöd, denn so legt man den Finger in die Wunde.
Seien wir mal ehrlich: Es klingt doch auch besser, wenn der in der Mitte einem erzählt, dass man in der neuen Reithose gleich 10 Jahren jünger aussieht und die neue Glitzerschabracke richtig was hermacht, als wenn da einer steht, der einem mehr oder weniger deutlich mitteilt, dass man eigentlich ziemlich bescheiden reitet….
Ich bin gespannt, welche Extreme sich in den nächsten Jahren noch alles auftun: die Selbsterkenntnis und die Selbstkritik werden es im grossen Stil vermutlich eher nicht werden.
Und ist der Gaul erst richtig platt, dann lag es halt am Vorbesitzer…..

Los-gelassen – ganzheitlich.… Das ist der Name meiner neuen kostenpflichtigen Facebookgruppe. Hier ein kurzes Erklärvideo zu meinen Aktivitäten. Schaut einfach einmal rein.
Zu den Themen, die wir in dieser Gruppe erarbeiten findet Ihr immer wieder kurze Videos auf Instagram, YouTube oder Facebook. Schaut gerne einmal rein. Ich freue mich auf Euch!
Hier geht es zum VIDEO:

Tipps und Anregungen sind immer eine gute Sache. Sie können helfen Probleme zu lösen – möglicherweise. Wenn man die Ursachen kennt, reduziert sich viel Ausprobieren, Testen, Hinterfragen und vor allem Frust, da Tipps und Ratschläge eben nicht geholfen haben.
In einem guten Unterricht muss es also darum gehen, Zusammenhänge zu erklären, Ursachen und Wirkungen aufzuzeigen, definieren zu können, warum man was macht, was man womit erreichen kann und warum etwas notwendig ist. Dann sollte man das, was man erklärt auch selbst reiten können, da es einfacher ist, eine Problem zu lösen, wenn man weiss, wie sich das Richtige und Falsche im Sattel anfühlt und wie man eine Situation auflösen kann.
Dieses Denken und Handeln gilt es dann auch dem Schüler zu vermitteln. Man schafft so eine grosse Sensibilität für das eigene Pferd und sein Reiten und lernt, sich selbst lösungsorientiert zu hinterfragen!
Für mich unterscheidet das GUT von weniger gut.
Hier geht es

In den letzten Jahren hat sich das Pferd wahnsinnig verändert! Dressur Pferde sind heute extrem elastisch, haben ein tolles Gebäude, ein kleinen Kopf und sind vielfach viel zu beweglich!
Die Pferdegesundheit steht heute bei vielen Reitern und Pferdebesitzern an oberster Stelle und somit tun wir sehr sehr viel, damit unsere Pferde eine Chance haben bis in ein hohes Alter fit zu bleiben. Ehrlich gesagt, ist es fast unverzichtbar, ein ganzheitliches wissen zu erwerben!
Je mehr man weiß und je mehr Zusammenhänge man versteht und das auf sein Reiten übertragen kann, umso unabhängiger wird man auch von den vielen neuen Ideen, die den Markt täglich überschwemmen!
Junge Pferde heute …..
Lässt man sich Zeit, führt das am schnellsten zum Ziel!
Junges Pferd wenige Wochen unter dem Reiter
„Kein Pädagoge käme auf die Idee, einem Jugendlichen zuzumuten, die Grundschule zu überspringen, um so vom Kindergarten direkt in die Ausbildung der Oberschule überzuleiten. Bei der Ausbildung junger Pferde wird man heutzutage leider immer häufiger mit solchem Unverstand konfrontiert, der dann womöglich noch mit der unverantwortlichen These einiger ausgefallener EXPERTEN begründet wird, es sei verlorene Zeit, das junge Pferd erst einmal in Dehnungshaltung in die Tiefe zu reiten, wenn die späteren Dressurziele doch ohnehin eindeutig die Aufrichtung und ein möglichst hoher Versammlungsgrad wären, …..“
Hans Freiherr von Stackelberg,
„Reiten, Ausbilden, Richten“, 1983
Man könnte glauben, der heute über 90ig-jährige Freiherr von Stackelberg wäre gestern in einem der vielen Reitbetriebe gewesen, die sich auf die Ausbildung junger Pferde spezialisiert hat. Wenn man sich diese Ausbildung anschaut, muss man sich wundern, wie viel von jungen Pferden schon erwartet wird.
Ist es Ehrgeiz, Ungeduld, Geltungsbedürfnis oder der Wunsch, baldmöglichst zu sichtbaren Erfolgen zu gelangen, der immer mehr Reiter und Ausbilder dazu verleitet, immer früher immer mehr zu verlangen?
Oder ist es am Ende die Zucht, die mit den heute so sensiblen und immer leistungsbereit erscheinenden Pferden diesen Weg zu reiterlichem Unsinn ebnet?
Oder ist der Markt, der immer gigantischere Summen für Ausnahmepferde zur Verfügung hat, die à la Totilas die Vorderbeine in den Himmel reißen, während – offensichtlich unwichtig – die Hinterbeine nicht mehr aus dem Sand kommen?
Hofft jeder auf einen Millionenumsatz oder auf schallenden Applaus für seine ausbildungstechnischen Fähigkeiten?
Man weiß es nicht!
Aber was aus den vielen jungen Pferden wird, die durch die Überforderung verritten, dadurch undurchlässig oder völlig verspannt und nicht selten bösartig werden … abschließend von einer Hand zur nächsten wandern, da ihre meist überforderten Reiter nicht mehr Herr der Lage sind!
Darüber denken in diesem Geschäft immer noch zu wenige nach!
Ein heute gängiges Bild eines offensichtlich überforderten jungen Pferdes. Bundeschampionat Warendorf
Der heutzutage fast überall vorherrschende Erfolgszwang ist sicherlich ein Grund, dass diese falschen Wege eingeschlagen wurden und immer noch werden.
Wie oft hört man Kaufinteressierte am Telefon für einen Dreijährigen fragen, wie denn die Veranlagung für Pi (Piaffe) und Pa (Passage) aussieht, bevor sie sich ins Auto schwingen und das junge Pferde stundenlang Probereiten.
Ein junges Pferd – das realistisch betrachtet – noch nicht einmal geradeaus laufen kann, im Wachstum ist, noch deutlich überbaut, vielleicht wachstumsbedingte (Knochen-)Schmerzen hat, Zahnschmerzen durch den in dem Alter anstehenden Zahnwechsel und noch überhaupt nicht ausreichend bemuskelt ist, um einen Reiter über einen längeren Zeitraum zu tragen.
Sicherlich wäre es für viele junge Pferde besser, wenn man sie erst mit vier oder vielleicht sogar fünf Jahren einreiten würde. Das würde die Anzahl der frühzeitig verschlissenen Pferde sicherlich drastisch reduzieren. Nur … das will wohl irgendwie keiner! Denn das kostet Geld.
Ein Pferd mit vier oder besser noch mit fünf Jahren hat nicht nur die körperliche Reife, sondern auch die geistigen Fähigkeiten, reiterliche Anforderungen auch mental zu verarbeiten, ohne dadurch psychisch frühzeitig überfordert zu werden. Aber auch bei einem vier- oder fünfjährigen Pferd sollte oder besser noch muss man sich Zeit lassen, wenn es bis in ein hohes Alter gesund bleiben soll.
Fehler, die in der Ausbildung junger Pferde gemacht werden, sei es aus Unverstand oder Ungeduld, die hängen dem Pferd über viele Jahre, vielleicht sogar ein Leben lang nach. Das Erinnerungsvermögen eines Pferdes ist sehr stark ausgeprägt und registriert richtiges und falsches Verhalten nachhaltig. Vertrauen ist die Grundlage der Zusammenarbeit mit dem Pferd und diese basiert in allererster Linie auf Geduld und fairem Umgang. Fair heißt in dem Zusammenhang auch: Nur das einfordern, was das Pferd leisten und mental verarbeiten kann. Körperlich und mental.
Das Pferd ist auf der einen Seite ein Fluchttier und nicht nur furchtsam, sondern auch sehr sensibel. Es ist schnell verängstigt bei Dingen, die es überfordert. Auf der anderen Seite ist es von Natur aus sehr geduldig und immer bereit, alles zu tun, was im Rahmen seiner Fähigkeiten möglich ist und was wir von ihm verlangen.
Genau diese Gutmütigkeit auf der einen und die Furchtsamkeit auf der anderen Seite sind die Hauptursachen für die vielen Misserfolge, die Ausbilder erleiden, wenn sie zu früh und zu viel von jungen Pferden verlangen. Ein Pferd braucht Zeit, sich an neues zu gewöhnen, neues zu lernen und noch mehr Zeit mit dem eigenen Körper und seiner ständigen Veränderung des Wachstums überhaupt erst einmal zurecht zu kommen.
Eigentlich sollte es nicht um „Spektakulär“ gehen…
„ …. so bringt das unverdorbene junge Pferd seine Gänge vielleicht nicht ergiebig, auch nicht besonders schwunghaft, aber doch sauber im Rhythmus von der Natur mit, und erst die Einwirkung der Zügel, die Entwicklung von Tritten vor der Festigung der Selbsthaltung ergeben diese unglücklichen Tiere, denen man sogar die natürlichen Bewegungen ab-dressiert hat.“
„Ergiebigkeit des Trittes ist gut, solange es kein schwebendes Geschaukel wird, und die Trittgeschwindigkeit ist auch gut, solange es kein unruhiges Getrappel wird.“
- Freyer, Polizei Major.
Aus „Neues Reiten“ von 1929
… und doch werden junge Pferd anhand ihres spektakulären Trabes und ihres immensen Sprungvermögens gemessen. Dinge, die sie in diesem Alter noch gar nicht tun sollten. Wenn sich mit den Wegen des Anreitens zu Zeiten der H.Dv.12/1937 befasst, dann werden einem die eklatanten Unterschiede deutlich bewusst.
Allein beim Anreiten ließ man sich 3-4 Wochen Zeit, bis das Pferd das erste Mal unter dem Reiter galoppieren musste und selbst dann wartete man, bis es das von selbst anbot.
Kaum einer macht sich darüber Gedanken, wie schwer einem jungen Pferd „die enge Wendung“ eines 20-Meter-Zirkels fällt. Vor allem dann, wenn es mit dem heute so üblichen aufwendigen Bewegungsablauf ausgestattet ist.
Noch vor nicht ganz 100 Jahren wurden die ersten zwei Jahre „mit zwanglosem bergauf und bergabreiten im natürlichen Tempo“, mit großen gebogenen Linie und Übergängen verbracht. Mit Zügel aus der Hand kauen lassen bis zur Schnalle, mit dem Annehmen und dem Abstoßen vom Gebiss und mit dem halten aus dem Schritt, einfachen Übungen und Lektionen zur Verbesserung der Rippengeschmeidigkeit verbracht. Und heute: Wird schon mal an den fliegenden Wechseln, an der Verbesserung des Außengalopps bei 4-jährigen Pferde und den ersten Traversalen geübt.
Ist das wohl alles richtig?
Mit den überlieferten Grundsätzen der Ausbildung hat das leider nichts zu tun. So entwickeln wir zwar spektakuläre Strampler, aber die bleiben ja bekanntlicherweise alle nicht allzu lange gesund.
Was tun, wenn Pferde beim Reiten immer wieder auf die Vorhand und ans Laufen kommen? Zum Sitzen und zum Treiben kommt man als Reiter nicht, die Pferde lassen sich nicht los und der Rücken als Bewegungszentrum kommt nicht zum Schwingen. Lektionen sind mühsam, Übergänge nur mit Widerstand oder auslaufend, in den Wendungen verwirft sich das Pferd nicht selten und oft genug hat man Tonnen auf der Hand. Spaß macht das nicht ….
Der folgende Artikel erklärt, wie es dazu kommt und was man dagegen tun kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn Pferde auf Vorhand kommen,
…unter dem Reiter davonlaufen….
Ist die Nase an der Senkrechten, kommt das Pferd nicht ans Laufen und somit nicht auf die Vorhand.
Kommt die Nase – wie hier durch die vermehrte Außenstellung demonstriert – hinter die Senkrechte oder nimmt das Pferd das Gebiss nicht an, kommt es ans Laufen und auf die Vorhand.
Mit das schlimmste, was passieren kann, ist wenn Pferde unter dem Reiter davon laufen. Man kommt nicht zum Sitzen und zum Treiben, die Pferde geben den Rücken nicht her, die Pferde schwingen nicht. Wenn man Lektionen reitet, sind die Pferde schnell hektisch und übereilt, Übergänge sind ebenfalls laufend und bei den Verstärkungen kommen die Pferde auf die Vorhand. Beim Aussitzen im Mitteltrab ….. klemmen sich viele Reiter mit den Oberschenkeln fest und lehnen sich nach hinten, um den harten Wurf irgendwie abzufangen. Denn die Pferde laufen auf der Vorhand.
Im Gelände findet man oft „die Bremse nicht“. Nicht wenige Pferde sind schlecht zu kontrollieren.
Das macht alles keinen Spaß!
Wenn Pferde auf die Vorhand kommen oder/und unter dem Reiter davon laufen, kann das unterschiedliche Gründe haben.
Dazu gehören:
- Unsicherheit bei (neuen) Übungen und Lektionen
- Aufregung
- Überforderung
- massive Verspannungen
- Schmerzen
- mangelnde Losgelassenheit insgesamt,
- nicht gerade gerichtet
- Reiterfehler
Oder es liegt daran, dass
- das Pferd noch nicht im Gleichgewicht ist
- das Pferd das Gebiss nicht annimmt
- Gebäudeprobleme die reiterlichen Anforderungen behindern
- Und nicht zuletzt an mangelndem Vertrauen, oft auch auf schlechte Erfahrungen zurück zu führen.
Das Davon-Laufen ist also eine Reaktion oder auch Überreaktion auf eine Situation oder auf die Hilfen des Reiters, die das Pferd aus verschiedenen Gründen verunsichern können oder die es falsch versteht.
Wenn Pferde ans Laufen kommen hat das auch Auswirkungen auf die Anlehnung. Sie ist nicht konstant. Mal drücken die Pferde gegen die Hand, mal heben sie sich heraus und mal drücken sie gegen den Zügel. Auch dadurch und sie auf die Vorhand. Im Allgemeinen fußt dann das Hinterbein nicht ausreichend aktiv ab, der Rücken ist fest, die Pferde scheinen sich zu verkriechen. Versucht der Reiter fleißig vorwärts zu reiten, kommen sie noch mehr ans Laufen. Manche reagieren im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr auf die Hilfen. Einige Pferde werden sogar widersetzlich. Nicht selten können solche Situationen gefährlich werden.
Wenn man ein Pferd hat, das zu einem solchen Verhalten neigt, sollte man versuchen, die Ursachen zu ergründen und versuchen, diese abzustellen, denn eine korrekte Ausbildung, das richtige Ausführen von Lektionen ist bei einem Pferd, das unter dem Reiter davon läuft, nicht möglich. Würde man dann den Schwerpunkt auf das Erlernen weiter Lektionen setzen, wäre das genau der falsche Weg, denn meist ist in der Grundlagenarbeit schon etwas schief gelaufen.
Es geht aber nicht allein darum, dass Lektionen vielleicht nicht richtig geritten werden können, sondern auch darum, dass ein Pferd, „das nicht zu bedienen ist“, immer auch eine Gefahr bedeutet. Das unter dem Reiter davon laufen ist dann oft erst der Anfang einer negativen Entwicklung.
Charakterliche Gründe
Die heutige Zucht zeigt sich auf vielerlei Weise sehr positiv, was Rittigkeit und Leistungsbereitschaft sowie das mehr als vorteilhafte Gebäude eines Pferdes betrifft. Die Pferde sind aber auch sensibler geworden und manch ein Pferde reagiert auf zu viel, zu grobe oder fehlerhafte Hilfen auch schon mal hektisch.
Wenn Pferde zum Schreiten kommen, sich vorwärts-abwärts dehnen, dabei entspannt abschnauben, ist das immer ein Zeichen für Losgelassenheit und für Vertrauen zum Reiter.
Was kann man tun?
In solchen Fällen hilft es, gerade zu Anfang des Trainings längere Schrittphasen zu reiten und das Pferd über gefühlvolle und vorsichtige Hilfen am Bein zwar sensibel zu halten, aber auch dafür zu sorgen, dass es sich durch seitwärts treibenden Hilfen beispielsweise nicht erschreckt.
Der Schritt muss fleißig und geregelt sein. Reitern fällt es oft schwer, zwischen fleißig und eilig zu unterscheiden. Ein eiliger Schritt führt zu Verspannungen und nicht selten machen Reiter dann den Fehler, die Eile durch einen kürzeren Zügel und das Abstrecken der Unterschenkel korrigieren zu wollen. Vorwärtstreiben vermeiden Reiter dann oft vollständig. Die Pferde werden dadurch jedoch noch unsicherer und nicht selten noch eiliger. Der Takt ist nicht mehr sicher geregelt. Die Pferde lassen sich nicht los. Der Rücken ist zunehmend fest. Viele Pferde zeigen Unzufriedenheit und Verspannung durch ein unruhiges Maul und einen unruhigen Schweif.
Wenn es dann an die Übergänge geht, sind vor allem die Übergänge von einer höheren in eine niedrigere Gangart schwierig und viele Reiter wissen sich nicht mehr anders zu helfen, als auch da die Unterschenkel vom Pferdeleib abzustrecken und am Zügel zu ziehen. Das macht die Sache allerdings noch schlimmer.
Tipp:
Bevor man nämlich einen korrekten Übergang reiten kann, muss das Pferd mit dem Hinterbein erst einmal wieder aktiv abfußen! Dafür müsste der Reiter fleißig vorwärtsreiten, damit das Pferd lernt, das Gebiss anzunehmen, sich davon abzustoßen. Die Halben Paraden müssen dann alle zwei bis drei Tritte erfolgen. Bei manchen Pferden geht es recht schnell, bei anderen dauert es auch schon mal länger. Das hängt vom Charakter und auch von den Erfahrungen der Vergangenheit ab. Wenn die Pferde mit Hinterbein (wieder) durchtreten, kann man an den Übergängen arbeiten.
Übergänge auf dem Zirkel – das hiflt!
Bei Trab-Schritt-Übergängen ist das Reiten auf dem Zirkel, dem Reiten auf der ganzen Bahn erst einmal vorzuziehen, damit das Pferd gar nicht erst ans Laufen kommt und man es – den Vorteil der gebogenen Linie nutzend – an den äußeren Zügel herantreiben kann und mit dem treibenden inneren Schenkel dabei gleichzeitig die Längsbiegung verbessern kann. Sinnvoll ist beispielsweise, immer eine halbe Runde Schritt und eine halbe Zirkelrunde Trab abzuwechseln. In den Schrittphasen sollte man den Zügel so lang lassen, dass sich die Nase an der Senkrechten, Höhe Buggelenk befindet. Das Pferd muss dabei zum Schreiten kommen. Wichtig ist, das Pferd zum Antraben dann korrekt über Halbe Paraden vorzubereiten und es nicht zu überfallen.
Mit solch einfachen Anforderungen kommt das Pferd dann auch innerlich zur Ruhe. Bei sehr sensiblen Pferden kann das jedoch seine Zeit in Anspruch nehmen und wenn sich das Pferd aus irgendeinem Grund aufregt, kann es in alte Verhaltensmuster zurück fallen. Wenn man dann die Ruhe behält und nicht ärgerlich wird, überträgt sich die Entspannung des Reiters auf das Pferd und dieses regt sich dann auch schnell wieder ab.
„Fleissig Vorwärts reiten, bis das Pferd mit dem Hinterbein (wieder) durchtritt!“
Das war vor langer Zeit einmal ein Tipp, den mir Herr Stecken gegeben hat. Zu Anfang dachte ich, wie mag das wohl gehen. Im ersten Moment war es auch sehr schwierig umzusetzen, denn das eilige und verspannte Pferd wurde noch eiliger, zog noch mehr aus der Vorhand. Wenn man dann allerdings beim Leichttraben etwas langsamer und weniger aufsteht, muss das Pferd irgendwann wieder aus der Hinterhand schieben und die Tritte vergrössern. Irgendwann ist das Laufen. Das funktioniert allerdings nur, wenn Sitz und Einwirkung korrekt sind, die halben Paraden genau zu richtigen Zeit erfolgen. Also eine Sache der Übung!
Gebäudemängel
Pferde, die hinten überbaut sind oder einen tief angesetzten Hals haben, eine steile Schulter, ein gerades oder nach hinten heraus gestelltes Hinterbein mit einer wenig vorteilhaften Winkelung der Hinterhand neigen nicht selten dazu, ans Laufen und somit auf die Vorhand zu kommen, die ja sowieso schon von der Natur her ca. 60% des Körpergewichtes trägt.
Aber auch solche Pferde kann mit der Zeit bis zu einem gewissen Grad zu mehr Lastaufnahme der Hinterhand veranlasst werden und zwar dadurch, dass man die Kraft in der Hinterhand verbessert. Um die Aktivität de Hinterhand zu verbessern sollte man das Pferd allerdings nicht pausenlos versammeln wollen. Es git weitaus sinnvollere Möglichkeiten. Dazu findet Ihr Tipps in den Blogbeiträgen über die Aktivität der Hinterhand.
Je nach Ausmaß der Gebäudefehler sind einem Pferd Grenzen gesetzt und man sollte seine reiterlichen Anforderungen hinten anstellen, um dem Pferd nicht unrecht zu tun und um es nicht zu überfordern.
Unsicherheiten unter dem Sattel
Schreckhafte Pferde sehen vieles, was sie aus der Fassung bringen kann. Manchmal auch Dinge, die nicht da sind…. Dann heißt es, Ruhe bewahren und darüber hinweg reiten…. Gespenster sollten Pferde übrigens immer in aller Ruhe inspizieren können. Meistens sind es nach eingehender Betrachtung keine Gespenster mehr.
Unsicherheit unter dem Reiter kann viele Gründe haben. Dazu zählen:
- Reiterliche Fehler
- Überforderung
- Pferd nicht gerade gerichtet, schief
- Pferde, die von Natur aus schreckhaft und hoch sensibel sind
- unsichere und ängstliche Reiter
Um Unsicherheit des Pferdes unter dem Reiter mit der Zeit zu beseitigen, ist Vertrauen zwischen Reiter und Pferd das allerwichtigste. Ohne diese Basis geht nichts, denn das Pferd muss das Gefühl haben, von seinem Reiter in Notfällen “beschützt“ zu werden. Beim Reiten heißt das auch, dass der Zügel immer so lang sein sollte, dass „ein Vorlassen des Halses gestattet ist“ (Paul Stecken), die Pferde sich dehnen können. Ein zu kurzer Zügel führt bekanntlich zu Verspannungen und mit der Zeit zu Schmerzen… Reaktion: Die Pferde neigen dazu, unter dem Reiter davon zu laufen.
Man kann seinem Pferd auch beibringen, dass das Reiten am längeren Zügel – vor allem im Gelände im Schritt, in der Lösungsphase etc. – kein Freifahrtschein zum Gasgeben ist, sondern heißt: „Es ist alles gut!“
Daneben gibt es gute Übungen und Lektionen, die dosiert eingesetzt, helfen, das Problem zu lösen. Diese grundlegenden Lektionen sollte jedes Pferd beherrschen.
Zügel aus der Hand kauen lassen
Zügel aus der Hand kauen lassen ist die Problemlösung in allen Lebenslagen! Richtig geritten macht es den Rücken richtig locker. Die Pferde lassen sich innerlich und äußerlich. Zügel aus der Hand kauen lassen in die Arbeit mit dem Pferd konsequent eingebunden, hilft, dass sich auch Muskeln an den richtigen Stellen richtig entwickeln können und die Pferde lernen, sich loszulassen.
Übergänge von einer Gangart in die nächste
Reitet man viele Übergänge, werden die einzelnen Muskelgruppen unterschiedlich beansprucht. Das hilft, den Rücken als Bewegungszentrum zum Schwingen zu bringen und Abwechslung im Training zu schaffen. Nichts ist für das Pferd so ermüdend, wie ein Einheitstempo.
Darüber verbessert man auch Schub- und Tragkraft sowie die Hankenbeugung.
Halten-Rückwärtsrichten und daraus antraben
Halten-Rückwärtsrichten und daraus Antraben ist eine versammelnde Lektion, die Schub und Aktivität der Hinterhand verbessert.
Viele gebogene Linien und häufige Handwechsel
Verbessern die Rippengeschmeidigkeit beim jungen Pferd um beim weiter gerittenen Pferd die Rippenbiegung. Auch lernt das Pferd, sich bei gefühlvoller Hilfengebung immer wieder neu zu stellen und zu biegen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Pferd nicht über die Schulter oder Hinterhand ausweicht. Wenn Pferde noch nicht gerade gerichtet sind, fällt es ihnen schwer, sich korrekt auf die gebogene Linie einzustellen. Man sollte dann darauf achten, in einem ruhigen Tempo zu reiten, damit die Pferde nicht ans Laufen und damit wieder auf die Vorhand kommen.
Tempounterschiede innerhalb einer Gangart
Wenn das Zügel aus der Hand kauen lassen in allen Grundgangarten in korrekter Form geritten werden kann und Übergänge schon fehlerfrei funktionieren, helfen dosiert gerittene Tempounterschiede. Sie verbessern beim Zulegen die Schubkraft und beim Aufnehmen des Tempos die Tragkraft.
Beim jungen Pferd reitet man sie vom Arbeitstrab zum Tritte verlängern und beim weiter gerittenen Pferd vom versammelten über den Arbeits- bis hin zum Mitteltrab. Starken Trab sollte man nur phasenweise reiten.
Das gleiche gilt für die Arbeit im Galopp.
Wenn man bei dieser Arbeit realisiert, dass das Pferd doch noch wieder ans Laufen kommt, dann muss man den Anspruch etwas zurückschrauben und erst einmal wieder an innerer und äußerer Losgelassenheit arbeiten. Dazu hilft der „Alles-Problemlöser“ Zügel aus der Hand kauen lassen.
Gesundheitliche Gründe
Ist der Sattel- wie hier – etwas zu eng, kann das dazu führen, dass das Pferd ans Laufen kommt oder gar widersetzlich wird. Man sollte in einem solchen Fall seinen Sattler konsultieren.
Ein unpassender Sattel, der vielleicht zu eng oder zu weit ist, nicht richtig im Schwerpunkt liegt, kann beim Pferd zu Unwohlsein, Schmerzen und widersetzlichem Verhalten führen. In vielen Fällen kommen die Pferde im ersten Schritt unter dem Reiter ans Laufen und schlagen nachhaltig mit dem Schweif. Wenn man da unsicher ist, sollte man seinen Sattler konsultieren.
Schmerzen und nicht selten vorhandene Rückenprobleme können Gründe dafür sein, dass Pferde unter dem Reiter davon laufen und auf die Vorhand kommen. Die Pferde halten sich dann im Rücken fest. Der Rücken kommt nicht zum Schwingen. Bei nicht wenigen Pferden ist der Takt nicht sicher geregelt, bei den Verstärkungen kommen sie deutlich auf die Vorhand, der Reiter nicht zum Sitzen und zum Treiben und bei Lektionen weichen sie aus.
Zahnprobleme
können ebenfalls dazu führen, dass Pferde ans Laufen kommen, das Gebiss nicht annehmen oder sich nicht korrekt stellen oder biegen lassen. Auch das sollte man vom Tierarzt überprüfen lassen.
Je nach gesundheitlichem Zustand kann es sein, dass man seine reiterlichen Anforderungen reduzieren muss. Das sollte man allerdings mit dem Tierarzt absprechen.
Vertrauen
Mangelndes Vertrauen zwischen Reiter und Pferd kann ein Grund sein, dass Pferde in Situationen, die für sie tressbelastend sind im ersten Schritt damit quittieren, dass sie unter dem Reiter „davonlaufen“. Es gibt viele vertrauensbildende Maßnahmen. Dazu gehören schon allein dem Pferd angenehme Berührungen und Streichenln, eine ruhige und tiefe Stimme.
Häufige Ursachen für mangelndes Vertrauen
- Schlechte Erfahrungen
- Unfaires oder grobes Verhalten des Reiters
- Ein generelll ängstliches Pferd
- ein ängstlicher und unsicherer Reiter
Hat das Pferd Angst oder vertraut es seinem Reiter nicht, da dieser vielleicht ungerecht ist oder in der Vergangenheit viele Dinge massiv in die falsche Richtung gelaufen sind, macht sich das immer durch Rittigkeitsprobleme bemerkbar.
Bei einem solchen Problem hilft nur Zeit, Geduld und Ruhe in der Arbeit und im Umgang, viel viel loben und Anforderungen nur sehr langsam steigern. Das kann je nach Situation Jahre dauern. Auch ein ängstlicher Reiter kann Probleme und schwierige Situationen begünstigen.
Ängstliche Reiter neigen nicht selten dazu, die Zügel zu kurz zu fassen, da sie glauben, ihre Pferde besser unter Kontrolle zu haben. Eine harte und rückwärts wirkende Hand, ein Reiter, der sich am Zügel festhält, schafft beim Pferd aber immer nur Verspannungen bis hin zu Schmerzen, Unsicherheit, Angst und Vertrauensverlust.
Wenn ein ängstlicher Reiter dann noch auf ein unsicheres oder auch dominantes Pferd trifft, kann das zu nicht ungefährlichen Situationen führen. In solchen Fällen ist es wichtig, sich Unterstützung zu suchen.
Man sieht, wenn Pferde ans Laufen und damit auf die Vorhand kommen, kann das vielerlei Gründe haben und wie immer ist Ursachenforschung angesagt.
In den meisten Fällen hilft schon richtiges Reiten, Probleme zu lösen.
Alles schief?!

Korrekt auf die gebogene Linie eingestelltes Pferd. Sitz und Einwirkung der Reiterin sind richtig. Die Nase des Pferdes ist bei ausreichend vorgelassenem Hals an der Senkrechten.
Ein Satz, den mir mein alter Reitlehrer schon in meiner Kindheit beibrachte heißt: „Die Schultern des Reiters parallel zu den Schultern des Pferdes und die Hüften des Reiters parallel zu den Hüften des Pferdes.“
In den letzten Tagen habe ich mit einer guten Freundin Sitzübungen an der Longe gemacht. Der Grund: Sie hatte festgestellt, dass ihr Pferd an der langen Seite immer wieder nach innen drängt. Auch beim Durchreiten der Ecken machte sich das Pferd schief und versuchte auszuweichen. Sie versuchte das Pferd wieder nach außen in Richtung Hufschlag zu reiten, aber es wollte nicht gelingen. Im Gegenteil, das Pferd drängte immer weiter in die Mitte der Bahn…..
Wie kann es passieren, dass das Pferd an der langen Seite nach Innen in die Bahn drängt, Ecken nicht mit korrekter Stellung und Biegung durchritten werden können und Zirkel und Volten alles andere als rund werden, egal wie sehr man sich bemüht?
Nicht selten liegt es am Verdrehen im Oberköper. Schaut man die Richtlinien Reiten und Fahren hinein, wird da vom Einknicken in der Hüfte, von verdrehtem Oberkörper zwar gesprochen, welche Auswirkungen es allerdings auf den gesamten Sitz und die reiterliche Einwirkung hat, wird einem erst richtig bewusst, wenn es geradeaus nicht mehr geradeaus geht und Zirkel und Volten eher Eier als „Kreise“ sind, da das Pferd in alle Richtungen ausweicht oder schon lange vor Erreichen des Hufschlages in Richtung Bande drängt, sich dabei verwirft, sich heraushebt oder kaum mehr auf die Hilfen des Reiters reagiert.
Man muss es einfach einmal ausprobieren und wird überrascht sein, wie schnell das Pferd aus dem Gleichgewicht kommt, wenn der Reiter beim Reiten auf dem Zirkel oder auch auf der Geraden nur die innere Schulter nach vorne schiebt und sich dabei leicht nach Außen verdreht. Oft fällt es einem selbst nicht auf. Vor allem dann nicht, wenn man dabei nach vorne schaut. Allein durch das Verdrehen des Oberköpers beispielsweise nach Außen verändert sich das Zügelmaß. Die innere Hand geht zu weit nach vorne, die Anlehnung ist nicht mehr konstant und die äußere zu weit nach hinten. Das Pferd ist so nach außen gestellt. Die Hände stehen nicht selten unterschiedlich hoch. Halbe Paraden oder auch ein gefühlvolles Nachgeben mit der Bahn-inneren Hand sind nicht mehr möglich. Schulterpartie, Ellbogen und Handgelenke sind verspannt. Durch den verdrehten Oberkörper wirkt die äußere Hand rückwärts und das Pferd ist im Heben und Vorführen von äußere Hüfte und Schulter behindert, weicht dadurch dann zwangsläufig über die innere Schulter nach Innen aus. Auch die Lage der Schenkel verändert sich automatisch, die Beckenstellung des Reiters ebenfalls. Viele Reiter schieben dann unbewusst den Bahn-inneren Schenkel sehr weit zurück und der zur Bande hin liegt manchmal schon fast vor dem Gurt an der Schulter des Pferdes.
Andere wiederum verdrehen sich im Oberkörper und dabei wird die Hüfte zu weit nach hinten oder nach vorne geschoben. Das Becken kippt und der Schenkel schiebt sich in die falsche Richtung, die Fußspitze wird nach außen gedreht und das Knie liegt nicht mehr am Sattelblatt. Auch das zwingt das Pferd zum Ausweichen.
Oft macht man in dieser Situation dann genau das falsche: Man verkürzt den äußeren Zügel noch weiter und verdreht sich noch mehr im Oberkörper, um das Pferd zum Hufschlag zurückzureiten. Ergebnis: Das Pferd schiebt noch weiter schief in die Bahn.
Wenn solche Sitzfehler einmal verinnerlicht sind, ist es gar nicht so einfach, sie abzustellen.
Das Problem ist nicht selten, dass einem selbst das Verdrehen des Oberkörpers überhaupt nicht bewusst ist und man sicher ist, man sitzt gerade im Schwerpunkt. Sich dann zu zwingen, die innere Schulter unabhängig von der innere Hand beispielsweise wieder nach hinten zu führen, so dass auch in der Wendung die Schultern von Reiter und Pferd parallel sind, ist gar nicht so einfach, denn der verdrehte Sitz ist normal. Man hat anfangs sogar das Gefühl, dass diese Korrektur eher das Gegenteil bewirkt. Wenn man dann im Schwerpunkt und gerade sitzt, kommt es einem richtig „schief“ vor.
Das kann helfen!
Um das für sich selbst zu überprüfen oder an der Longe zu üben hilft es, eine Gerte mit beiden Händen zu fassen und diese in Höhe der Schulterpartie des Pferdes zu führen und den Wendungen entsprechend anzupassen. Dann kommt die Schulter des Reiters automatisch an den richtigen Platz. In dem Fall, die innere Schulter wieder nach hinten. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man sich durch die Konzentration auf die Gerte nicht in der Schulterpartie verspannt.
Neben Sitzübungen an der Longe, mit denen sich sehr gut eigene Verspannungen und fehlerhafte Haltung korrigieren lassen, hilft auch eine konsequente Sitzkorrektur durch einen guten Ausbilder.
Wenn man seinen Sitz bei täglichen Reiten selbst immer wieder überprüfen möchte, kann man folgende Lektionen reiten:
Die kleine Acht im Schritt geritten ist dabei eine sehr gute Lektion. Wenn man sie im Mittelschritt am langen Zügel reitet, sollte der Zügel bei vorgelassenem Hals so lang sein, dass sich das Pferd vorwärts-abwärts an die Hand herandehnen kann. Wenn man dann in den aufeinander folgenden Wendungen – auf den korrekten Sitz achtend –mehrere Achten hintereinander reitet, wird man nach einiger Übung zwei gleich große und gleich runde Bögen reiten könne. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, den inneren Bügel vermehrt auszutreten. Die Schultern sollten sich parallel zu den Schultern des Pferdes befinden, die Hände mit lockerem Handgelenk in der richtigen Position gehalten werden, so dass man dadurch Halbe Parade am äußeren Zügel alle zwei bis drei Schritte geben kann, die mit einem gefühlvollen Nachgeben der inneren Hand enden. Mit der Zeit wird das Pferd in der Rippenpartie geschmeidiger und wird sich in korrekter Stellung und Biegung auf den gebogenen Linien bewegen.
Wird die Acht auch nach regelmäßigem Übung nicht rund, weicht das Pferd immer wieder über Schulter nach außen oder auch mit der Hinterhand traversartig nach Innen aus oder wendet einfach überhaupt nicht ab, weiß man, dass man sich irgendwo und irgendwie verdreht.
Eine weitere sehr gut geeignete Lektion ist es, mehrere Volten hintereinander an der gleichen Stelle anzusetzen und Volten in den Ecken zu reiten. Zu Beginn sollte man die Volten mit einer Größe von 10 Meter reiten. Erst im Schritt und wenn diese gleichmäßig rund sind auch im Trab. Bei verbesserte Rippengeschmeidigkeit kann man sie mit der Zeit auf acht Meter verkleinern. Wichtig ist darauf zu achten, dass das Pferd weder über die Schulter auszuweichen versucht noch den Zirkel mit der Hinterhand traversartig durchschreitet.
Die Volte in der Ecke hat dabei noch eine Besonderheit: Pferde, die noch nicht gerade gerichtet sind oder auch wenn der Reiter sich im Oberkörper verdreht, drängen – vor allem wenn die Hilfen nicht korrekt zusammenwirken – gerade dabei gerne in Richtung Bande weg oder kommen schon bei der Einleitung der Volte traversartig aus der Ecke. Stellt sich dieser Fehler ein, hat man da auch einen Hinweis, den Sitz nochmals zu überprüfen.
Hat man einen Helfer zur Verfügung kann man solche Momente auf Video aufnehmen, um anschließend zu überprüfen, woran es hängt. Das schult das eigene Auge und man bekommt ein Gefühl dafür, wann sich der Fehler eingestellt hat.
Bei engeren Wendungen wie Volten oder die Acht kann es bei Pferden mit Rückenproblemen vorkommen, dass sie versuchen auszuweichen wie oben beschrieben. Dann kann es notwendig sein, einen Tierarzt oder Osteotherapeuten zu konsultieren.
Beim Reiten und Ausbilden eines Pferdes kommen fast immer mehrere Faktoren zusammen, wenn es irgendwo hängt.
Wohin man schaut, es gibt nur noch Profis und Spezialisten – in allen Bereichen. Nicht selten stehe ich dann am Platz oder an der Hallenbande und denke so bei mir: „Aha…! Mal wieder ein ganz neuer (abenteuerlicher) Ansatz“. Und wupp, ist die Brille runter und bei 6 Dioptrien dann alles wieder mega….
Interessanterweise gibt es für die kuriosesten Ideen gerade im Pferdesport Abnehmer. Früher sagte man: Es steht jeden Tag ein Dummer auf, der das kauft. Das bestätigt sich mittlerweile täglich Hundertausendfach….
Oft frage ich mich, ob man nicht nachdenkt, die Zusammenhänge nicht begreift oder ob man da mitmacht, weil alle mitmachen … oder ob das Richtige zu schwierig ist. Reiten heute eher etwas für Wenig-Denker?
Felix Bürkner hat einmal gesagt: Ein Leben reicht nicht aus, um Reiten zu lernen. Das ist heute so richtig wie vor mehr als 100 Jahren. Vielleicht ist es heute noch Richtiger und wichtiger sich zu engagieren, das Richtige zu lernen. Wobei: Wer weiss bei der Menge der Angebote eigentlich noch, was richtig ist?
Ein Beispiel:
Nehmen wir ein 5-jähiges Dressurpferd. Gross, schlaksig, fast hypermobil, wenig und falsch bemuskelt, noch immer im Wachstum, nicht ausbalanciert – wie auch. Warum um Himmelswillen muss man so ein Pferd versammeln und aufrichten und das natürlich mit dem heute üblichen viel zu kurzen Zügel? Den fehlerhaften Sitz und das schon leicht rückenlahme Pferd scheinen dabei alle auszublenden/nicht zu sehen?
Der dazu passende Trainer findet es mega!
Das sieht man schon fast täglich auf Facebook und Co.
Denkt der stolze Reiter und/oder Besitzer vielleicht darüber nach, dass der der das für mega befindet, dass vielleicht a) nur tut, damit er weiter Umsatz generieren kann oder b) weil er von Biomechanik und funktioneller Anatomie, der Reitlehre, einem korrekten Sitz noch weniger als NULL Ahnung hat.
Ein anderes Beispiel:
Eine junge Remonde, vielleicht 3-4Monate unter dem Sattel lernt Seitengänge. Der dazu gehörige Trainer findet natürlich auch das mega. Das Pferd dagegen stolpert eigentlich nur durch die Bahn, bemüht sich, sich dabei nicht die Haxen zu brechen.
Die Zuschauer an der Bande sind begeistert vom Ausnahmetalent des Pferdes, der Reiter sieht sich schon im internationalen Kontext.
Denkt irgendeiner darüber nach, dass das für jedes Gelenk, Sehne, Knochen eigentlich eine vorsätzliche Verschrottung ist?
Ein weiteres Beispiel:
Da longiert jemand sein junges Pferd mit Dreieckszügeln und reitet die ersten 12-15 Monate meist nur im Leicvhttraben und übt Zügel aus der Hand kauen lassen, um die Grundgangarten zu verbessern, geht viel ins Gelände, um die Sehnen zu stärken, die Rezeptoren zu unterstützen.
Der gemeine Pöbel findet es öde, weil der kann ja nix und man muss sich anhören, dass das Pferd nur auf der Vorhand latscht. Ach und das Longieren am Dreieckszügel ist Tierquälerei. Befindet sich am Zaumzeug dann noch Nasen- und Sperrriemen, dann ist man der typische FN-Quäler.
Eines muss man ja zugeben: Diese Reit- und Ausbildungweise hält zwar gesund, ist aber nicht spektakulär. Und es ist keiner da, der das mega nennt.
Beispiele dieser Art könnte man zu Tausenden aufzählen. Tierärzte, die darauf hinweisen, dass das eigentlich nicht geht (die ersten beiden Beispiele) und die gesundheitlichen Risiken und Konsequenzen aufzeigen, müssen sich im schlimmsten Fall anhören, dass sie vom Reiten ja keine Ahnung haben.
Das mag oft durchaus so sein, nichts desto trotz haben die das studiert. Viele Semester lang. Der geniale Ausbilder in der Mitte im Allgemeinen nicht und richtig reiten kann er wohl auch nicht, sonst würde er so einen Humbug nicht verzapfen….
Trotzdem hört man lieber auf den Schwätzer in der Mitte als auf den Tierarzt oder den Ostetherpeuten der dann ständig versuchen muss die massiven Verspannungen irgendwie zu lösen, um dem Pferd die Schmerzen einigermassen erträglich zu machen.
Ausbildung ist in den ersten Jahren nie spektakulär. Auch wenn sich manch einer von (Verkaufs)Veranstaltungen wie Bundeschampionat und Co. blenden lässt. Ausbildung hat in den ersten Jahren nur ein Ziel: Das Pferd gesund zu erhalten, indem man Muskeln aufbaut, Sehnen und Bänder stabilisiert, für sorgt, dass Gelenke so arbeiten können, wie sie sollen und unterstützt, dass sich das Pferd im Laufe der Zeit im Gleichgewicht bewegen kann.
Das klappt übrigens wunderbar, indem man den Schub aus der Hinterhand aktiviert und die Rippen geschmeidig macht. Auf der Stelle hoppeln muss man dafür nicht…
Es sei denn, der sich reell entwickelnde Schwung ist für den „Mega“-Reiter nicht mehr zu sitzen. Der sollte dann nicht anfangen rückwärts zu reiten, sondern den eigenen Sitz verbessern.
Das ist dann wirklich echt mega!
Die Ausbildung eines jungen Pferdes ist eine grosse Verantwortung, denn schon die ersten Schritte sind entscheidend für die gesamte Entwicklung und Gesunderhaltung!
Begibt man sich an die Ausbildung eines jungen Pferdes kommen Fragen über Fragen: Wieviel Zeit sollte man sich lassen? Wie fängt man an? Longieren oder nicht? Mit Gebiss oder ohne, ausgebunden oder nur mit Kappzaum? Wie baut man das Anreiten auf? Wie häufig und mit welcher zeitlichen Dauer sollte ein Training aufgebaut sein? Was sollte das Ziel des jeweiligen Trainings sein? Welche Übungen und Lektionen sollte das junge Pferd zu welcher Zeit lernen? Wie lang/kurz sollte der Zügel sein? Wieviel Anlehnung ist wichtig und notwendig? Was ist mit Zügel aus der Hand kauen lassen? Wann beginnt man mitAufrichtung? Ab wann sollte man über das Thema Versammlung nachdenken?
Fragen über Fragen! Befragt man dazu dann das Internet, erhält man tausende von Aussagen, Meinungen, Auffassungen und Behauptungen. Nicht selten ist man schon bei der Vorstellung der möglichen zu machenden Fehler so unsicher, dass man die ganze Angelegenheit am liebsten an einen Könner abgehen würde. Wahre Könner gibt es heute aber leider nur noch wenige, dafür tausende Scharlatane und Nichts-Könner, die sich aber nicht selten bestens vermarkten.
Fast jeder Jungpferde-Reiter /-Besitzer steht irgendwann vor allen diesen Fragen und hofft, dass er den den richtigen Weg einschlägt. Ich selbst habe mir in den Jahren des Anreitens und Ausbildens der jungen Pferde immer wieder diese Fragen gestellt und festgestellt, dass es kein Rezept gibt, das bei allen Pferden gleich funktioniert, da jedes Pferd auf seine Weise einzigartig ist und man bei jedem individuell vorgehen muss.

Eines gilt jedoch für alle Pferde gleichermassen: Es muss dosiert und abwechslungsreich sein und in den allermeisten Fällen ist weniger Training/Reiten in der ersten Zeit mehr… Es ist besser, den jungen Pferden ein Jahr mehr Zeit zu lassen als zu früh zu beginnen.
Die unaufgeregte und überlegte Vorbereitung auf das Reitpferdeleben ist genauso unverzichtbar, wie das notwenige Vertrauen, damit sich die Remote auf uns einlassen kann.
Reiterliche Ziele kann und sollte man sich nicht setzen, denn bei jungen Pferden funktioniert das, was heute gut geklappt hat, vielleicht morgen schon nicht mehr so gut oder gar nicht. Das kann viele Gründe haben: Muskelschmerzen, Überforderung von Kopf und Körper, Wachstums- und Zahnprobleme, Charakter und Gebäude, um nur einiges zu nennen….
Konsequentes Verhalten und Grosszügigkeit sind vermutlich die besten Ratgeber, die einen bei der Ausbildung des jungen Pferdes begleiten sollten. Konsequenter jedoch liebevoller Umgang, der dem jungen Pferd die Möglichkeit gibt, sich auf uns zu verlassen, da es weiss, dass wir es beschützen und ihm Gutes tun.
Grosszügigkeit, da Fehler und Nicht-Gelingen genauso dazu gehören wie kleinere übermütige Flausen. Wenn man auch mal eine fünf Geradesein lassen kann, aber konsequent und fair bleibt, wissen die Pferde schnell, wo ihre Grenzen sind und fühlen sich wohl und sicher. Schon damit haben wir ein vertrauendes und neugierig auf Neues zugehendes junges Pferd geschaffen. Das wiederum gibt die Chance, in kleinen Schritten und mit Ruhe und Geduld immer ein klein wenig mehr zu fordern. So wird aus einem jungen und vielleicht ungestümen Wildfang ein vertrauendes und zuverlässiges Reitpferd.

Wir haben in den letzten Jahren die Medien intensiv verfolgt und mit teils grossem Entsetzen registriert, was heute alles als pferdegerecht und richtig verkauft wird und es wundert uns heute nicht mehr, dass schon bei vielen jungen Pferden irreparable Schädigungen vorliegen. Diese liegen im Allgemeinen nicht an der Zucht, sondern an massiven Ausbildungsfehlern.
Die einen reiten ohne Rücken, aufgerichtet nur von Hand mit ganz jungen Pferden schon irgendwelche schiefen und krummen Übungen, die dann grossartig als Lektionen vermarktet werden.
Die nächsten verteufeln die überlieferten Grundsätze der Ausbildung, die als FN-Reiterei verschrieen werden.
Die nächsten juckeln im Schneckentempo mit durchhängenden Zügeln durch die Bahn und sprechen dann bei den meist Rückenlahmen Pferden von setzender Arbeit und die wieder nächste Fraktion verzichtet auf Gebiss, Zügel, Sattel und redet von Losgelassenheit, wenn die Pferde verspannt mit nach vorne gestricktem Kopf durch die Bahn rennen.
Schön ist das alles nicht und richtig ist es noch viel weniger.
Die wenigen, die es noch wissen, haben meist keine Lust mehr, sich mit dem Wahnsinn im Pferdesport und mit den teils dümmlichen Angriffen auseinanderzusetzen und behalten ihr Wissen für sich. So wird es für den, der es richtig machen will immer schwerer, sich in dem Wust an Ideen und Auffassungen noch zurecht zu finden.

Eigentlich schon fast begleitend/ergänzend zum Buch „Losgelassen und gesund“ (Müller-Rüschlikon, 2019) haben wir uns entschlossen, über ein Jahr Videos und Blogbeiträge zu den Ausbildungsschritten der jungen Remote zur Verfügung zu stellen.