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Ein losgelassenes Pferd ist niemals so spektakulär…

Die ethischen Grundsätze des Pferdesfreundes wurden vor vielen vielen Jahren entwickelt, um uns Reiter – ob im Sport oder in der Freizeit – immer wieder daran zu erinnern und zu ermahnen, dass wir mit unserem wunderbaren Freund und Partner Pferd immer fair und im Sinne der Gesunderhaltung und des Wohlergehens dieses wunderbaren Geschöpfes umgehen sollen.
An diese Grundsätze fühlen sich viele Tausende Reiter gebunden! Wir haben in all den Jahren mit und um das Pferd wunderbare Menschen kennenlernen dürfen, die aus Liebe zu ihrem Pferd alles tun, um es gesund zu erhalten und für ihr Pferd ihr letztes Hemd geben würden. Das sind die Momente, die Freude bereiten und die einen glücklich machen. Das ist die schöne Seite des Pferdesports!

Die andere Seite ist oft weniger schön. Es sind Kommerz und Zwang auf Erfolge, die das Pferd zu einem Verschleissprodukt degradieren. Das wurde und wird in den letzten Jahren in allen Bereichen immer deutlicher und man ist auf allen Ebenen mit Marketingstrategien konfrontiert, die einem die absolute Glückseligkeit versprechen.

Da sind die vielen selbsternannten Könner und Spezialisten, die sich als Gurus hoch stilisiert vordergründig für das Wohl des Pferdes einsetzen und Pferde verbiegen, um ihre eigenen Methoden als alleinherrlich und allein gültig zu verkaufen. Um das Pferd geht es oftmals nur an zweiter Stelle. Diese Menschen sieht man in der medienwirksamen Öffentlichkeit wenig, so dass es kaum sachkundige und fundierte Kritik gibt und so wächst die Zahl der nicht-wissenden Anhänger, denen vermittelt wird, dass nur dieser Weg das Pferd glücklich macht. Manchmal drängt sich einem der Gedanke an eine Sekte auf…

Jetzt zum Frühjahr und zu Beginn der Decksaison sieht man wieder endlos viele Hengstvorführungen mit spektakulären Pferden. Mit diesen Präsentationen wird den Züchtern die Aussicht auf das nächste Wunderfohlen verkauft. Man findet eine fast endlose Zahl junger Remonden in den Verkaufsställen und auf den Auktionen, deren Bewegungen jedes Jahr spektakulärer zu werden scheinen. Je mehr Vorderbein – denn das steht ja heute für Bewegungsqualität – um so besser. Mit welchen Massnahmen manch ein Pferd zu diesen aussergewöhnlichen Bewegungen kommt wird nicht hinterfragt.

Junge, hochsensible und fast grenzenlos belastbar scheinende Pferde werden zu Bewegungen veranlasst, die kein Körper und vor allem keine Psyche verkraften kann und trotzdem scheinen die Massen in den Hallen von Auktionen und Vorführungen zu jubeln. Was sehen diese Menschen, was sich dem normal denkenden Menschen nicht erschliesst?
Ich ertappe mich täglich dabei, dass ich traurig denke: Wie lange wird der wohl halten? Wann wird er über die Uhr gedreht sein, unbedienbar, zum Schwein abgestempelt und/ oder auf den Knochen kaputt. Wo soll das hinführen?

Man geht überall auf der Welt Kooperationen mit Verkäufern, Reitern und Händlern ein, deren Ruf mehr als zweifelhaft und nachweislich mehr als nur tierschutzrechtlich relevant ist. Keinen Offiziellen kümmert es!
Ist dieses wunderbare Geschöpf Pferd so unwichtig geworden? Haben wir diese vielen traurigen und verzweifelten Augen vergessen? Sind wir zu Steigbügelhaltern dieser Industrie geworden? Lassen wir uns von den Knallern auf den Bundeschampionaten einfach so blenden? Glauben wir, dass Medaillen und Siege heute noch etwas mit reiterlicher Qualität zu tun hat?

Denken wir aus Frust über den Sport auf der anderen Seite bei Betrachten der vielen Alternativen Reitauffassungen, dass junge Pferde, die noch nicht einmal im Kreis laufen können mit überholten Methoden eines Baucher und Co. überhaupt eine Chance haben ihre Bewegungsfreude und Gesundheit zu erhalten?

Wir schimpfen, toben und kritisieren in den sozialen Netzwerken aufs Deutlichste. Das ist in vielen Fällen richtig und ich unterstütze es mit allen Konsequenzen. Eine Veränderung scheint es aber nicht zu geben? Man findet immer mehr Gruppen, Foren und Enthusiasten, die diesen Zirkus der Eitelkeiten Einhalt gebieten wollen. Leider jedoch ohne Erfolg!

Die Idee von los-gelassen war und ist, Menschen zu helfen, ihr Pferde gesund zu erhalten und den richtigen Weg durch Videos, Blogbeiträge und Artikel zu verdeutlichen. Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu vermitteln und so für jeden nachvollziehbar richtig von falsch darzustellen. Die Idee war vermutlich nicht schlecht, schaut man sich aber im www um, war sie nicht sonderlich erfolgreich, denn irre und abenteuerliche Auffassungen; Missachtung des Lebewesens Pferd scheinen schneller mehr zu werden, als man dagegen ankämpfen kann. Ein Geschwür, das man offensichtlich nicht alleine vernichten kann.

Vielleicht ist es unser aller Aufgabe, das zu übernehmen, was eigentlich eine FN in Deutschland oder die FNs anderer Länder tun sollten! Nämlich gegen diesen ganzen Wahnsinn anzugehen. Vielleicht müssen wir alle diese vielen falschen Videos nicht nur auf FB, sondern auch auf Youtube fachlich und sachlich massiv kommentieren und kritisieren, um darüber mit der Zeit ein Umdenken zu erzwingen! Das wird nur in kleinen Schritten zu schaffen sein, aber wir erreichen, dass diese Videos weniger werden, weil die Verantwortlichen begreifen, dass das nicht mehr geduldet wird. Hinter der verschlossenen Hallentür wird sich erst einmal nichts ändern, aber vielleicht in den Köpfen der Zuschauer und der Käufer. Wenn nur zehn von Hundert anfangen nachzudenken, dann haben wir alle viel geschafft!!

Ein bisschen Verständnis für die funbktionelle Anatomie reicht in vielen Fällen schon aus, um zu erkennen, dass ein OS genauso verwerflich und krank ist wie die Reitweise der Helgstrands, Gals und Minderhouds dieser Welt.

Hören kann man es übrigens auch, wenn es falsch ist, denn ein losgelassenes und sich umverspannt bewegendes Pferd bewegt sich immer leiser als diese stampfenden und trampelnden Tiere, die wir fast nur noch hören…..

 

 

 

 

über den allgemeinen Wahnsinn im Reitsport heute!

Eigentlich hatte ich mich dazu entschlossen, mich zu den ganzen Diskussionen über die teils abenteuerlichen Auffassungen und Methoden im Reitsport nicht mehr in der Tiefe zu äussern und mich auf kurze und deutliche Aussagen zu reduzieren. Aktuell ist falsch verstandene klassische Reitkunst offensichtlich mal wieder in Mode. In diesem Bereich findet man das ein oder andere – formulieren wir es höflich – Missverständnis, was die Ausbildung des Pferdes betrifft und irgendwie muss es dann doch mal wieder raus!

Über den reiterlichen Unsinn, junge Pferde über Seitengänge geraderichten zu wollen!

Auf dem linken Foto ist Pampi mit seinen 5 ½ Jahren sieben Monate unter dem Sattel. Im Rahmen seiner Möglichkeiten steht er geschlossen. Das Hinterbein jedoch nicht unter dem Hüftlot. Warum? Er kann es noch nicht. Die Hinterhandgelenke sind noch nicht beweglich genug, um mehr herangeschlossen zu werden. Wenn junge Pferd ruhig stehen und zufrieden kann, hat man viel erreicht!

Auf dem rechten Foto Pampi genau ein Jahr später. Hier kann er die Hinterbeine schon mehr heranschliessen. 


Früher habe ich versucht zu vermitteln, dass die Remonte (Pferd zwischen drei und fünf Jahren) Grundlagen erlernen müssen, um darüber in der Rippenpartie geschmeidig zu werden. Versammelnde Lektionen sollte man nicht weiter reiten, da das junge Pferd dafür noch nicht ausreichend entwickelt ist, die Wachstumphase noch nicht abgeschlossen und verschiedenen Strukturen noch nicht verknöchert sind. Daraufhin wurde mir nicht selten erklärt, dass man das Pferd ja erst mit fünf Jahren angeritten hat und somit mit sechs Jahren ja problemlos mit der Versammlung beginnen könne.

Nein. Kann man nicht! 

Ich hätte vermutlich sagen müssen, in den ersten beiden Ausbildungsjahren!!! Also: In den ersten beiden Ausbildungsjahren hat das Pferd weder Kraft, noch Elastizität, noch ist so weit im Gleichgewicht, um versammelnde Lektionen korrekt gehen zu können; geschweige denn im ersten Ausbildungsjahr Seitengänge. Wenn man schon mit einem Pferd mit Seitengängen beginnt, dass noch nicht einmal korrekt angaloppieren kann, was kein Zügel aus der Hand kauen lassen, Tritte verlängern, noch nicht einmal grundlegende Bahnfiguren oder gar einen korrekten Handwechsel gehen kann, dann ist das so, als würde man seinem Kind lineare Algebra vermitteln, obwohl es noch nicht einmal weiss, was + – x : bedeutet. 

Sicherlich muss man ein Pferd geraderichten, aber dazu braucht doch ein junges Pferd noch überhaupt keine Seitengänge!!!!!

Geraderichtet wird ein Pferd ja darüber, dass es auf beiden Seiten, sprich in der Rippenpartie geschmeidig wird. Rippengeschmeidigkeit beim jungen Pferd – sprich in den ersten beiden Jahren seiner Ausbildung – erreicht man über grosse gebogene Linien, wie grosse Schlangenlinien durch die ganze Bahn, grössere Volten, Zirkel, die grosse und im weiteren Verlauf über die kleine Acht sowie über häufige Handwechsel. Über diese einfachen, für das junge, wenig bemuskelte Pferd allerdings schwierigen Lektionen lernt es, das Gebiss anzunehmen und sich davon abzustossen. Es muss auf eine Weise, die es leisten kann spielerisch etwas mehr Last aufnehmen, das jeweils innere Hinterbein mehr winkeln und damit mehr belasten, mit dem jeweils äusseren mehr schieben, Schub entwickeln etc. Es lernt seinen Takt zu erhalten, sich loszulassen und die Anlehnung zu suchen. Sprich BASICS.

Mehr NICHT!!! Das reicht auch an geistigem Anspruch mehr als aus, denn junge oder wenig gerittene Pferde können sich noch nicht lange konzentrieren.

Über den Unsinn, junge Pferde mit Kandare zu reiten

Früher sprach man davon, dass Reiter und Pferd die Kandarenreifen erreichen müssen, um dieses Gebiss zu nutzen! Das hatte einen Grund: Das Pferd sollte über eine korrekte Anlehnung in allen Übungen und Lektionen verfügen und der Reiter sollte geschmeidig,  in der Bewegung des Pferdes mitschwingend und unabhängig von der Hand sitzen können, um sein Pferd nicht durch die unruhige Hand, mit der sich manch ein Reiter auch noch am Zügel festhält pausenlos Schmerzen zuzufügen. 
Heute ist das anders: Das Pferd kann noch nicht einmal geradeaus laufen und dann kommt schon die Kandare drauf und manch ein Reiter ist noch nicht einmal in der Lage, den Trensenzaum richtig anzulegen und das Gebiss korrekt zu verschnallen und es kommt schon mal die Kandare drauf.

Man nimmt die alten Stiche von Ridinger und versucht sein Pferd von Hand so aufzurichten und zu formen…

Es war Ridingers künstlerische Freiheit ein Pferd so darzustellen und nicht anders. Das heisst nicht, dass man es so reiten muss, dass es dann auch in Realität so ungesund aussieht. Kritisch betrachtet zeigt Ridinger in seinen Stichen allerdings schon den abgesunkenen Rücken, den Unterhals, das nach hinten herausgestellte Hinterbein und den Stress in Augen und am Ohrenspiel…. 

Hier versuche es mal mit Worten von Herrn Stecken: «Die korrekte Versammlung entsteht aus der Umwandlung der Schubkraft in die Tragkraft. Das heisst, man muss zuerst an der Schwungentwicklung arbeiten und dann über Tempounterschieden, Übergänge, Tritte und Sprünge verlängern die Kraft für den Schub aus der Hinterhand entwickeln und das Pferd dann mit der Zeit mehr aufzunehmen und prüfen, über welch kurze Momente man es versammeln kann. Versammeln kann man es dann, wenn es die Hinterhandgelenke ausreichend beugen kann. Das ist die Arbeit von Jahren und nicht von Monaten!»

(Anmerkung von los-gelassen: übrigens werden die Hinterhandgelenke nicht gebogen! Wir verbiegen ja auch nicht unsere Knie, wenn wir KnieBEUGEN machen).

Die Stiche von Ridinger waren Zeichnungen und eben Stiche und es steht nirgends geschrieben und es belegt keine biomechanische Abhandlung, dass es sinnvoll ist, sein Pferd so zu traktieren, damit es aussieht, wie auf den Bildern. Wir malen ja auch unsere Kinder nicht an, damit sie der blauen Phase von Picasso entsprechen oder habe ich das was nicht mitgekriegt?

Mein Pferd galoppiert schon auf der Weide traversartig und hat damit eine Veranlagung für Seitengänge

Hier habe ich es demonstriert: Das Pferd geht kein korrektes Travers, sondern läuft einfach nur schief. Davon abgesehen war Fidel über dieses Geeier mehr als verstimmt 😉

Nein, ein Pferd, das so schief galoppiert, ist schief und muss erst einmal geradegerichtet werden. Es hat nichts mit der Veranlagung für Seitengänge zu tun. Es liegt vielmehr an der mehr oder weniger ausgeprägten natürlichen Schiefe des Pferdes und wenn das in der weiteren Ausbildung erhalten bleibt, ist da etwas ziemlich falsch gelaufen…

Man muss ein Pferd schon zu Beginn der Ausbildung versammeln!

Hier habe ich es demonstriert: Das ist keine korrekte Versammlung. Man sieht im Gegenteil deutlich, dass das Pferd das Hinterbein nach hinten herausstellt und den Rücken wegdrückt. Am Ohrenspiel ist die Unsicherheit ebenfalls deutlich zu erkennen sowie am unruhigen Schweif!!!!

Nein. Das muss man nicht, denn dafür fehlt dem wenig oder ungerittenen Pferd a) die Kraft und damit die Muskulatur und b) die Elastizität und die Fähigkeit, die Hinterhandgelenke zu beugen. Junge oder noch nicht ausgebildete Pferd sollten fleissig vorwärts geritten werden, damit das Hinterbein durchtritt und die Pferde durch den Schub aus der Hinterhand lernen, die Anlehnung zu suchen. Dadurch wird das Pferd dann von hinten nach vorne gearbeitet. Alles andere wäre genau falsch herum!

Falsch verstandene Versammlung endet in einem Ausweichen, in kompensatorischen Bewegungsabläufen, in einem weg gedrückten Rücken, in einem herausgepressten Unterhals, um sich auf der Vorhand zu stützen und in einer hochgezogenen Kruppe, mit unter den Bauch gezogenen und nach hinten heraus gestellten Hinterbeinen oder in rückständigen Piaffeversuchen. Solange ein Pferd keine absolut korrekte Anlehnung zeigt, ist es für Versammlung zu früh! Über weitergehende Versuche wie Piaffen und Passagen braucht man dann überhaupt nicht zu philosophieren.

Manchmal wundere ich mich, was in den Köpfen von Menschen abgeht, die sich auf einer Ebene bewegen wollen, von der sie reiterlich so weit weg sind, wie das Mars von der Venus. Es braucht ein grosses reiterliches Können, ein Pferd dahin zu reiten und auszubilden, dass es sich in allen Lebenslagen loslässt und durch richtiges Reiten korrekt bemuskelt ist. Das spricht in meinen Augen mehr über reiterliches Können als jede Medaille, Schleife oder schief gezogenes Gezappel, was der Einzelne dann stolz Piaffe nennt. 

Zufriedenheit, Vertrauen zum Menschen und Gesundheit des Pferdes hängen nicht an frühzeitigen Versammlungs- oder Lektionsversuchen, sondern an innerer und äusserer Losgelassenheit….

So wird der Galopp so richtig GUT!

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Ein Pferd zu besitzen, das von Natur aus mit einem guten Galopp ausgestattet ist, ist natürlich das einfachste. Da muss man nur noch versuchen, diesen während der Ausbildung zu erhalten. Galopp kann man mit den richtigen Übungen und Lektionen jedoch auch verbessern … Durch reiterliche Fehler allerdings leider auch verschlechtern.

 

 

Zu viel zu früh versammelt…

Spätestens, wenn es an die Versammlung geht, leidet bei vielen Pferden die Qualität des Galopps. Es wird versammelt, versammelt und nochmals versammelt. Bis von dem einstmals gut durchgesprungenen Galopp nur noch ein laues „Hüpfen“ bleibt.

Das nicht zuletzt auch, da das Pferd durch dauernde Versammlung schneller ermüdet und ihm die Muskeln schmerzen. Über zu viel und falsch verstandene Versammlung stehen die Muskeln dauerhaft unter falscher Spannung (Verspannung), werden schlechter durchblutet und Stoffwechselprodukte werden nicht ausreichend ausgeschwemmt.

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Nach jeder Versammlung sollte eine Verstärkung erfolgen! Das macht den Rücken locker, Spaß an der Bewegung und den Galopp so richtig ausdrucksstark!

 

 

Ein Muskel wächst durch Übung und zwar immer dann, wenn er gemäß seiner natürlichen Funktion beansprucht wird. Er wird gleichmäßig durchblutet und dadurch besser ernährt. Er wird mit der Zeit dicker, was man Arbeitswachstum nennt. Wird er hingegen über einen längeren Zeitraum einer falschen Belastung und damit verbunden falscher Spannung ausgesetzt, zu einer Tätigkeit veranlasst, die er auf Sicht nicht vollbringen kann, wird er nicht wachsen. Fehlerhafte Belastungen haben Ernährungsstörungen im Muskel zur Folge. Es kommt zu keinem weiteren Aufbau von Muskelsubstanz. Der Muskel nimmt trotz permanenten Reitens und Trainierens ab. Darüber hinaus verliert der Muskel an Elastizität, er verhärtet und ist verkrampft.

Pferde, die kontinuierlich einer solchen Muskelbelastung ausgesetzt sind und dazu gehört auch die fehlerhafte Arbeit im Galopp werden dünner, kantiger. Selbst eine gute Fütterung kann das nicht aufhalten.

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Die Nase muss vor. Ein Pferd, vor allem ein 3-jähriges Pferd, auf diese Art zu reiten ist ein absolutes No-Go. Auch das Aussehen des rechten Pferdes (von hinten) spricht Bände. Eine komplett fehlerhafte Bemuskelung als Ergebnis falschen Reitens!

 

 

Was läuft falsch, wenn der Galopp immer schlechter wird?

Wie auch bei allen anderen Dingen in der Reiterei hat es meist mehrere Gründe, warum die Qualität der Grundgangarten leidet. Der Schritt nicht mehr geregelt ist, der Trab hölzern bis hin zur Zügellahmheit, der Galopp ohne klaren Dreitakt, die Sprünge flach ohne Durchsprung, teilweise bis hin zu Vierschlag.

Es hängt an mangelnder Losgelassenheit, an Verspannungen, an der fehlerhaften Anlehnung, am zu kurzen Zügel, an der nicht vorgelassenen Nase, an der mangelnden Dehnung des Halses, an dem Hinterbein, was nicht aktiv abfußt, an der mangelnden Elastizität des Pferdes insgesamt – fast immer herbeigeführt durch reiterliche Fehler!

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Die Nase an der Senkrechten, zur Kontrolle immer wieder überstreichen und sein Pferd loben, unterstützen ehrliche Losgelassenheit und schaffen Freude an der Zusammenarbeit mit dem Reiter!

 

 

Gerade wenn es um Versammlung geht, machen Reiter elementare Fehler, die dann darin enden, dass die Pferde entweder ihre gesamte Bewegungsfreude verlieren oder hochgradig explosiv werden, durchgehen, bocken, widersetzlich sind. Viele Reiter versuchen das dann damit zu unterbinden, dass die Zügel noch eine Idee kürzer genommen werden, damit die Pferde nicht von der Fahne gehen und der Galopp noch weiter zurück genommen wird – von Hand. Charakterlich schwierige Pferde werden dadurch noch widersetzlicher, unsichere Pferde ängstlich, wieder andere galoppieren gar nicht mehr an. In allen Fällen geht nicht nur der gute Galopp verloren, sondern die Pferde werden mit Zeit krank!

_DSC3424Foto: Katja Stuppia

Die Nase ist ausreichend vorgelassen. Der Galopp ist gut durchgesprungen

 

 

Den Galopp und seinen korrekten Durchsprung muss man „fordern“ (im positiven Sinne). Man muss jeden Sprung so reiten, als wollte man in dem Moment angaloppieren. Alle zwei bis drei Sprüngen eine halbe Parade geben und darauf achten, dass das Hinterbein durch den treibenden inneren Schenkel aktiv unter den Schwerpunkt springt. Das erreicht man durch das richtige Zusammenwirken der Hilfen. Das gilt für die Versammlung genauso wie für den Arbeits-, Mittel- oder Starken Galopp.

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Das Pferd ist verspannt. Unruhiger Schweif, Rücken weg gedrückt, Nase hinter der Senkrechten, Maul offen, Reiterhand wirkt rückwärts. Das Pferd steht unter Stress. Das rechte Hinterbein kann nicht nach vorne springen, das Pferd weicht deshalb mit der Kruppe nach oben aus.

 

 

Wie erreicht man, dass der Galopp wieder ausdrucksvoller – also besser – wird?

Nach jeder Versammlung muss eine Verstärkung erfolgen sowie nach jedem Zulegen ein Einfangen. Wie bei einem Blasebalg muss man sich das vorstellen.

Häufige Trab- Galopp-Übergänge unterstützen die Losgelassenheit und verbessern die Schwungentwicklung aus der Hinterhand.

Beim weiter gerittenen Pferd kann man die Anforderung in den Übergänge steigern, indem man Übergänge vom versammelten Trab in den versammelten Galopp oder angaloppieren aus dem Schritt reitet. Das macht den Galopp ausdrucksvoller, das Pferd lässt sich los und der Muskelaufbau wird unterstützt. Allerdings nur, wenn auch die Nase immer ausreichend vorgelassen wird, die Anlehnung konstant erhalten bleibt, der Zügel nicht durchhängt. Ein durchhängender Zügel ist in dem Zusammenhang immer ein Hinweis, dass das Pferd das Gebiss nicht annimmt, den Rücken nicht hergibt, das Hinterbein nicht ausreichend aktiv abfußt, die Hinterhand also nicht tätig ist und so der Schwung aus der Hinterhand nicht sichergestellt ist.

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Im Gelände im leichten Sitz im frischen Galopp vorwärts reiten, dabei Zügel aus der Hand kauen lassen und/oder bergauf zu galoppieren, verbessern nicht nur die Qualität der Grundgangart, sie schaffen auch (wieder) Bewegungsfreude beim Pferd und das ist der erste Schritt zu einem guten Galopp.

Geht man nicht häufig ins Gelände oder ist noch ein wenig unsicher, sollte man ein routiniertes Begleitpferd mitnehmen. Wichtig ist, nicht aus der eigenen Unsicherheit heraus den Zügel immer kürzer fassen oder wenn das Pferd übermütig einmal „Gas geben“ will, es mit groben Hilfen oder gar Schlaufzügeln zurückführen zu wollen. Dadurch wird sich das Pferd umso mehr verspannen. Außerdem etabliert sich in seinem Gedächtnis, dass ein Ausritt Stress bedeutet und es wird dann für die Zukunft nicht einfacher.

Bei sehr gespannten Pferden kann es helfen, bergauf zu galoppieren und bis zu einer gewissen Steigung auch zulegen. Wenn das Pferd oben angekommen ist, ist die Luft im Allgemeinen raus J.

Wenn es dann noch zufrieden und entspannt abschnaubt, hat man alles richtig gemacht.

Genau wie Schritt und Trab helfen darüber hinaus natürlich alle Übungen und Lektionen, die die Geschmeidigkeit in der Rippenpartie, das Geraderichten und die Lastaufnahme der Hinterhand verbessern.

Die Arbeit an der Longe kann helfen, den Galopp zu verbessern, wenn das Pferd mit Dreieckszügeln oder Laufferzügeln so lang ausgebunden ist, dass sich in korrekter Dehnungshaltung in die Tiefe strecken kann.

 

Es ist die Vielseitigkeit in der Ausbildung und die Abwechslung, die man für sein Pferd sicherstellen sollte. Dann leidet auch kein Galopp, die Pferde haben Freude an der Bewegung und bleiben bis in hohes Alter gesund!

 

Wir freuen uns auf Eure Kommentare 🙂

 

Pferde denken anders …..

So denkt unser Partner Pferd!

„Die Wertschätzung zwischen Reiter und Pferd muss auf Gegenseitigkeit beruhen; in diesem Sinne unterwerfen auch wir uns dem Pferd.“

Charles de Kunffy
„Ethik im Dressursport“

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Die Psyche des Pferdes verstehen …

… Ist der Weg zu Harmonie und Vertrauen…

Denkprozesse, psychische Befindlichkeiten und daraus entstehende Handlungsweisen eines Pferdes zu verstehen, macht den Umgang und die Ausbildung eines Pferdes einfacher. Lässt man Gefühle und Bedürfnisse des Partners Pferd außer Acht oder berücksichtigt sie in der Ausbildung nicht in der notwendigen Weise, kann dies schnell zu unüberwindbaren Hindernisse, größeren Problemen und langfristig zu gesundheitlichen Schäden führen. Auch der Aufbau der Muskulatur eines Pferdes ist bis zu einem bestimmten Grad von einer stressfreien Ausbildung abhängig.

 

Wenn man sich mit der Psyche des Pferdes, seinen Denk- sowie Handlungsprozessen etwas intensiver auseinandersetzt, kann man lernen, das Pferd, seine „Wünsche“ und Bedürfnisse, Ängste und „Sorgen“ besser zu verstehen und mit diesem Wissen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Aus dem System Mensch – Pferd kann so eine richtige und gut funktionierende Partnerschaft geschaffen werden. Die Zuneigung seines Pferdes zu erlangen und Leistungen abzufragen, die oft nur möglich sind, wenn das Pferd Spaß, Freude und Vertrauen zu seinem Reiter/Besitzer hat.

Das Verständnis für die Psyche des Pferdes hilft beim Reiten und Ausbilden außerordentlich. Man kann auf einfache Weise Missverständnisse und Fehler vermeiden. Das bedeutet bei der täglichen Arbeit, dass sich Übungen und Lektionen vom Pferd leichter verinnerlichen lassen und dass beispielsweise das erste Einüben neuer Lektionen beim Pferd zu wenig oder keinem Stress führen. Im Gegenteil, das Pferd ist dann mit Elan und Freude bei der Sache! Motivation pur!

Keinen Stress zu haben heißt auf das Reiten bezogen auch, dass das Pferd bei passenden Rahmenbedingungen wie korrekt liegendem Sattel, passendem Zaumzeug und einem richtig und losgelassen auf dem Pferd sitzenden Reiter, der über eine korrekte und gefühlvolle Einwirkung und Hilfengebung verfügt, es schneller zu ehrlicher innere Losgelassenheit kommt, die dann wiederum die Basis für die äußere Losgelassenheit ist. Das Pferd macht beim Reiten und Ausbilden vertrauensvoll und motiviert mit, lässt sich los.

Über die richtige Arbeit und die ehrliche Losgelassenheit werden dann auch Muskeln an den richtigen Stellen korrekt aufgebaut. Die Muskeln spannen unverspannt an und ab. Das Pferd gibt den Rücken her. Der Rücken ist das Bewegungszentrum eines Pferdes. Er kann nur unverspannt arbeiten, wenn das Pferd zu innerer und äußerer Losgelassenheit kommt.

 

Vertrauen ist die Basis

„Die Ausbildung als Reitpferd sollte für das Pferd Sinn ergeben und motivierend sein, wobei auch mit Belohnung und Berücksichtigung der Instinkte und der Natur, aber vor allem auch der Beziehung und spezifischen Fähigkeiten des Pferdes gearbeitet wird. Ebenso darf der Gewöhnungsaspekt und der systematische Trainingsaufbau nicht vergessen werden sowie die genaue Kenntnis anatomischer, physiologischer Gegebenheiten, der Trainingslehre und der Biomechanik, also der Psychomotorik von Pferd und Mensch. Eine pferdegerechte Ausbildung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz.“

(Dr. Ulrike Thiel, „Die Psyche des Pferdes“).
Pferde denken anders als wir Menschen. Ihre Möglichkeiten zu denken, Zusammenhänge und Abhängigkeiten aufzubauen, sind auf die Lebensbedingungen eines Pferdes angepasst und haben sich über Jahrmillionen entwickelt. Von einem Pferd komplexe Gedankengänge zu erwarten, wie beispielsweise das Abwägen von Für und Wider und das Denken um Ecken, um sich selbst Vorteile zu verschaffen oder zu glauben, das Pferde Dinge tun, um uns Menschen zu schikanieren oder um uns „eins auszuwischen“, ist mehr als weit hergeholt. Das können Pferde nicht und sie können es auch nicht erlernen.

Pferde sind zu einer analogen Kommunikation und zu analogem Denken fähig und nicht mehr. Um ihr Leben zu meistern und um mit uns Menschen umzugehen, reichen diese Fähigkeiten allemal aus.  Pferde sind in diesem Zusammenhang äußerst anpassungsfähig.  Sie arrangieren sich mit dem Reiter auf ihrem Rücken. Sie stellen sich angsterregenden Umständen und furchterregenden und lauten Maschinen. Sie sind in der Lage bei richtigem und liebevollem Umgang eine innige Beziehung aufzubauen und sich auf das komplett anders funktionierende und anders denkende Lebewesen Mensch einzulassen. Sie sind dann sogar bereit – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – mit dem Menschen an Problemlösungen zu arbeiten. Dazu gehört unter anderem, dass sie sich darauf einlassen, den Reiter auf ihrem Rücken zu akzeptieren und mit ihm gemeinsam Freude an der Bewegung entwickeln und das obwohl der Reiter auf dem Rücken im ureigentlichen Sinne erst einmal das Raubtier ist (überliefert aus der Zeit als Steppentier, als das Pferd noch als wirkliches Fluchttier lebte), dass sich festkrallt, um das Pferd durch einen gezielten Biss ins Genick zu töten.

Pferde sind in der Lage, ihr ganzes Leben lang zu lernen und dabei auch ein gewisses Geschick zu entwickeln. Diese Fähigkeit kommt dem Menschen bei der Ausbildung des Pferdes sehr entgegen, denn es erlernt Übungen und Lektionen, Sprünge zu überwinden oder sich auf unkomplizierte Art und Weise auf neue Dinge einzulassen.

Diese Lernfähigkeiten können Pferde auch auf andere Dinge übertragen. Sie lernen mit dem geschickten Einsatz von Maul und oder Lippen die tollsten Dinge anzustellen. Das heißt, sie denken bis zu einem gewissen Grad auch komplex. Es gibt Meister im Boxentüren- und Weidezäune-Öffnen und Genies im Halfter ausziehen und unauffällig „Stiftengehen“. Diese Fähigkeiten erfordern die Intelligenz in einfachen Zusammenhängen zu denken und zu handeln. Nämlich: Wenn dieser Weidezaun offen ist, komme ich an das hohe Gras nebenan. So sind machen Pferde in der Lage mit endloser Geduld so lange mit Lippen und Maul an einem Zaun herumzubasteln, bis sich Tür oder Tor oder sogar die Litze öffnen lassen, ohne dass sich Pferde dabei verletzten oder gar einen Stromschlag einkassieren würde.

Um die Denkfähigkeiten eines Pferdes für den täglichen Umgang und in der Arbeit zu nutzen und um eine intensive Beziehung Mensch-Pferd aufzubauen, ist es wichtig zu lernen, Instinkte, Emotionen und Denken auseinanderzuhalten und bewusst mit den Dimensionen des Verhaltens des Pferdes umzugehen.

Das heißt für den Menschen unter anderem, dass er seine Anforderungen an das Lernen von beispielsweise Lektionen oder Übungen auf das Maß abstimmen und reduzieren muss, die das Pferd auch umsetzen kann, ohne dass die psychische Belastung zu hoch wird. Lernen beim Pferd geht wie beim Menschen. In kleinen Schritten vom Einfachen zum Schweren. Wer zu schnell und zu viel fordert, die Denkmöglichkeiten seines Pferdes überschätzt oder unberücksichtigt lässt, wer eigene Denkprozesse auf das Pferd überträgt und dann entsprechende Reaktionen und Verhaltensweisen erwartet und fordert, wird auf ganzer Linie scheitern.
Dieses Scheitern muss sich nicht unbedingt sofort in Widersetzlichkeiten wie Bocken, Steigen, Beißen oder Treten zeigen. Es kann sich in Unsicherheiten, Schreckhaftigkeit, Blockieren, in Darmproblemen, Verspannungen, Rückenproblemen bis hin zu Erkrankungen des Knochen- und Bandappartes darstellen und auch – wie heute leider immer häufiger – in Magengeschwüren und neurotischen Verhaltensweisen äußern. Klare Hinweise darauf, dass etwas grundverkehrt gelaufen ist.

Ein Pferd, dass sich wohlfühlt, dass Sicherheit in der Beziehung zu seinem Menschen findet, hat in den allermeisten Fällen schon ein ganz anderes Auge als ein Pferd, dass dauerhaft unter Stress steht, da beispielsweise die reiterlichen Anforderungen viel zu hoch sind!

 

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Junges Pferd mit entspanntem Gesichtsausdruck und aufmerksamem aber ruhigem Auge. Immer ein auch ein Hinweis darauf, dass das Pferd in der Ausbildung die Zeit hat, die es braucht, um die gestellten Anforderungen zu verarbeiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

stress_blickPferd gleichen Alters wie das Pferd auf dem vorherigen Foto, dass aufgrund der reiterlichen Anforderungen und der fruchteinflössenden Umgebung (großes Turnier, viele Menschen, Gerüche und Geräusche) massiv unter Strom steht. Überforderung und Angst sind auch am Auge des Pferdes deutlich zu erkennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Pferd zu konditionieren… Ist das ein sinnvoller Weg in der Ausbildung?

„Wollen wir einem Pferd begreiflich machen, was es tun soll, und wollen wir auch, dass es dies umsetzt, dann müssen wir das am besten auf der Grundlage einer guten Beziehung und einer artspezifischen Grundlage tun….. Das ist etwas anderes, als nur auf künstiliche erzeugte „Knöpfe“ zu drücken, um eine Reaktion zu bekommen.“ (Dr. Ulrike Thiel)

Pferde sind in einem gewissen Maße in der Lage mitzudenken und bis zu einem bestimmten Grad „den Sinn einer Sache“ zu erkennen und Freude daran zu entwickeln. In der Ausbildung sollte man diese Möglichkeit nutzen und im Rahmen des Machbaren eines Pferdes auch weiterentwickeln. Dies alles muss natürlich in einem stressfreien Rahmen geschehen, damit das Pferd die Chance hat, sich auf das zu konzentrieren, was wir von ihm fordern.  Wann immer Stress und Unruhe entstehen, kann sich das Pferd nicht mehr in dem notwendigen Maß auf uns konzentrieren, da ihm die Fähigkeit fehlt, das eine vom anderen zu trennen. Es hat Stress und versucht den Auslöser der Stresssituation loszuwerden. Das geschieht in Form von Flucht. Flucht heißt nicht unbedingt, dass es in wilder Panik davon stürzen wird. Flucht kann auch bedeuten, einfach nur unruhig oder unkonzentriert zu sein.

Unter dem Gesichtspunkt richtiger und falscher Wege im Reitsport, gibt es heute sehr viel, was als pferdegerecht, Stress- und traumafrei verkauft wird. Wir wollen, dass es unseren Pferden gut geht und damit gehen wir gerne auch neue und andere Wege.
Sind diese Wege im Sinne der psychischen Belastung richtig oder falsch?
Kann sich das Pferd damit wohlfühlen?
Das entscheidet sich leider meist erst, nachdem man es über einen gewissen Zeitraum ausprobiert hat. Das Ergebnis kann dann ein positives sein, dem Pferd aber auch mehr schaden, als es ihm gut tut….

 

Im Sinne des Pferdes?

Diese Frage stellt man sich meist nicht.
Psychologen und Veterinärmediziner haben über Tests und Versuchsreihen festgestellt, dass alle Methoden, bei denen Pferden (auch Tiere allgemein) durch reine Geräusch-, Bewegungs-, Handhaltungs- etc. Systeme etwas beigebracht wird, ausschließlich ein „ Knopfdruckgehorsam“ etabliert wird. Dabei wird vernachlässigt, dass dem Pferd das Mitdenken unmöglich gemacht wird, denn es versteht den Sinn einer Handlung oder einer geforderten Verhaltensweise nicht. Es wird einfach nur konditioniert. Beispiel: „Wenn ich stehenbleibe, kriege ich ein Leckerli.“

Sein Verhalten wird also nur automatisiert und es kann sich in das System nicht einbringen. Die individuelle Pferdepersönlichkeit bleibt bei diesen Vorgehensweisen vollkommen unberücksichtigt. Man muss sich in diesem Zusammenhang die Frage stellen, wie stressfrei ist ein Ausbildungsweg, bei dem dem Tier das Denken abgewöhnt wird?

Auch sind solche Lernmethoden nicht geeignet, einem Tier unerwünschte Verhaltensweisen abzugewöhnen. Unerwünschtes Verhalten lässt sich nur durch „Löschung“ der Alten/fehlerhaften Verhaltensweise und dem Etablieren von Alternativen schaffen. Mit einem System aus Geräusch und Belohnung schafft man nur ein Reiz- und Reaktionssystem. Das Pferd lernt nicht zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Es lernt nur: Ich mache das und dafür kriege was….

Für eine Ausbildung unter dem Reiter sind solche Methoden und Systeme sicherlich wenig sinnvoll. Denn das Pferd lernt darüber nicht, sich mit Hilfen und Einwirkung des Reiters auseinanderzusetzen.

Pferde lernen sehr schnell, eine korrekte Einwirkung und Hilfengebung entsprechend umzusetzen und den „Vorschlägen“ ihres Reiters Folge zu leisten. Man wird überrascht sein, wie schnell ein junges Pferd das Angaloppieren lernt und wie schnell es begreift, wie eine Kehrtwendung funktioniert. Dabei wird der natürliche Impuls eines Pferdes etwas zu tun (z.B. mehr Bewegung durch Galoppieren, aktiver zu werden), durch den Impuls des Reiters unterstützt. So wie andere auf der Weide galoppierende Pferde den Außenreiz liefern, selbst anzugaloppieren, so liefert beim Reiten der Reiter diesen Außenreiz. Das Pferd führt den Impuls nur fort.

Wenn beide auf einander eingespielt sind, erscheint es für Außenstehende oft so, als würde der Reiter keine Hilfen erteilen, das Pferd auf das reine Denken seines Reiters reagieren. Es ist jedoch so, dass Reiter und Pferd in einem permanenten Dialog stehen und beide auf den kleinste Veränderung der Muskelanspannung oder Gewichtsverlagerung, minimale Veränderung in der Lage der Schenkel, halbe Parade reagieren können. Beide verarbeiten das Reiten also auch geistig, denken quasi gemeinsam nach und verarbeiten das getane und zu tuende gemeinsam. Sie ergänzen sich und das Pferd greift den Vorschlag seines Reiters zum Angaloppieren auf und setzt ihn um, da das Galoppieren ja unter anderem der natürlichen Bewegungslust des Pferdes entspricht.

Ein gefühlvoll einwirkender Reiter unterstützt somit die Bewegungsfreude seines Pferdes.

 

Richtig Reiten ist die Basis für Vertrauen!

Mit einem korrekten Sitz, bei dem der Reiter in der Bewegung des Pferdes losgelassen mitschwingt und im Schwerpunkt sitzt, ohne mit dem Oberkörper nach vorne oder nach hinten, nach links oder rechts zu schaukeln und das mit einer ruhigen und gefühlvoll einwirkenden Hand, die unabhängig vom Sitz eine elastische Verbindung zum Pferdemaul darstellt, stört der Reiter sein Pferd bei seiner Bewegungsaufgabe nicht.

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Korrekter Sitz und gefühlvolle Einwirkung sind die Basis für das Vertrauen unter dem Reiter! (Foto: Katja Sutppia)

 

Schleichen sich jedoch Fehler in Sitz und Einwirkung ein, nehmen diese immer Einfluss auf die unterschiedlichen Körperteile des Pferdes und damit auf Haltung und Bewegungsablauf. Je nachdem, wie groß die fehlerhafte Einwirkung ist, führt es nicht nur zu Takt- und im weiteren Verlauf zu Gangfehlern, sondern auch zu Verspannungen, körperlichen Problemen und mit der Zeit zu irreparablen Schäden. Neben den körperlichen Erscheinungen haben reiterliche Fehler natürlich auch Einfluss auf die psychische Verfassung des Pferdes.

Die Einwirkung auf das empfindliche Pferdemaul sollte immer sehr gefühlvoll erfolgen. Ist die Nase an der Senkrechten, die Verbindung konstant und federnd, Hilfen und Sitz korrekt, fühlt sich das Pferd wohl. Es ist innerlich wie äußerlich losgelassen.

Die Nase dauerhaft hinter der Senkrechten, eine absolute Aufrichtung, eine rückwärtswirkende und harte Hand und ein nach hinten verlagerter Oberkörper – wie man es heute allenthalben sieht – schränken nicht nur die Bewegungsmöglichkeiten ein, machen übermäßigen Druck auf das Pferdemaul, sondern sie stören auch die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd.
Es kommt zu Missverständnissen. Viele Pferde haben in solchen Situationen Angst. Angst vor grober Einwirkung, eventuell auftretender Ungerechtigkeit oder auch Angst vor dem Schmerz. Diese Angst geht mit einem Vertrauensverlust einher. Das Pferd wird unsicher. Reiter und Pferd „reden aneinander vorbei“.
Viele Pferde werden in solchen Situation oft hektisch, sind unkonzentriert und reagieren auf alles, nur nicht mehr auf ihren Reiter.

Wenn aus einer solchen Situation eine negative Spirale wird, wird für das Pferd das Reiten schon zu einer furchterregenden Angelegenheit bevor der Reiter überhaupt aufgestiegen ist. Beim Putzen tut der verspannte Rücken weh, die Pferde zucken und weichen mit dem Rücken nach unten aus. Wenn der Reiter mit dem Sattel kommt, werden Pferde mit schlechten Erfahrungen oft schon unruhig, manche äppeln übermäßig viel. Beim Nachgurten weichen sie aus, sind unruhig, manche treten sogar. Das sind Hinweise auf eine viel zu hohe psychische und physische Belastung. Die daraus nicht selten folgenden Widersetzlichkeiten sind immer Symptome dafür, dass die Dinge einheitlich in eine falsche Richtung laufen. Es ist dann an der Zeit, nach Ursachen zu forschen und nach Lösungen zu suchen, denn auf einer solchen Basis ist die Beziehung zwischen Reiter und Pferd dauerhaft gestört.

Auch für gefühlvoll einwirkende Reiter ist ein Pferd, das schlechte Erfahrungen gemacht hat eine Herausforderung. Er muss dafür sorgen, das Pferd beim Reiten nicht mehr zu stören und unkontrollierte Bewegungen und Verspannungen durch einen sehr elastischen Sitz aufzufangen. Das Pferd muss erst wieder lernen, sich auf den Reiter/Menschen einzulassen und erkennen, dass es keine Angst zu haben braucht und das es sich auf den Menschen auf seinem Rücken einlassen kann.

In allen Stresssituationen hilft dem Pferd die Ruhe von Reiter oder Besitzer. Unsere Unruhe überträgt sich genauso auf das Pferd, wie wenn wir uns etwas ärgern oder gereitzt sind. Pferde sind hochsensibel und sie finden in uns Sicherheit und das Gefühl beschützt zu sein oder wir sind ein Grund für Angst und Unsicherheit.

Viel zu Loben, Vertrauen zu schaffen und eine gut funktionierende Partnerschaft aufzubauen, sind der beste Weg, dass das Pferd bei einer korrekten Ausbildung und einem gefühlvoll einwirkenden Reiter bis in ein hohes Alter gesund bleiben kann! Die Pferde danken uns das mit Zuneigung! Sie danken uns das auch mit Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft und mit einem entsprechend handelbaren Verhalten auch in gefährlichen Situationen.
Wir freuen uns über Anregungen und Kommentare zu unseren Artikeln und Post!
Vielen Dank im Voraus

 

 

 

 

Traurig! Wo ist das Wissen geblieben?

In den letzten Tagen haben uns einige Mails und Kurzvideos von Reitern erreicht, deren Pferde massive Rückenprobleme haben und deren Pferde unter dem Reiter auf den Videos lahm waren.

Auf meine Frage an eine verzweifelte Besitzerin, ob denn keinem aufgefallen sei, dass das Pferd nicht faul, sondern LAHM ist, meinte sie, der Reitlehrer hätte ihr gesagt, sie solle darüber hinweg reiten. Das Pferd müsse sich erst einlaufen. Nach einiger Zeit sei es dann auch besser. Die Stute wäre nicht mehr „stöckerich“ und nicht mehr ganz so faul!

Wann immer ein Pferd zu Beginn des Reitens hölzern geht, hat es massive Probleme – meist Rückenprobleme. Es hat Schmerzen und diese sind nicht unerheblich. Ein Pferd muss vom ersten Moment an fleißig vorwärts gehen ohne zu eilen und der erste Trabtritt muss taktrein sein.

Leider wird dann noch immer von Tierärzten einfach nur gespritzt und das Pferd bewegt sich erst einmal wieder etwas besser! Das ist aber nicht die Lösung! Damit bekämpft man nicht die Ursache, sondern nur das Symptom! Man sollte ganz konsequent nach den Ursachen suchen!

Passt der Sattel? Steht das Pferd korrekt/ist es richtig beschlagen? Mache ich reiterlich etwas falsch? Wie ist mein Sitz? Meine Einwirkung? Das Zügelmaß?

So wichtig ist das richtige Zügelmaß!!!

Der Fehler beginnt meist schon im Schritt! Heute haben die meisten Reiter ihre Zügel viel zu kurz und das schon im Schritt. Wenn schon in der Lösungsphase oder während des ersten Schrittreitens zu Beginn des Trainings oder der Reitestunde der Zügel so kurz ist wie auf dem folgenden Foto, dann ist das schon grundlegend falsch und eine Ursache für Rückenprobleme.

_DSC3312Foto: Katja Stuppia

Der Zügel auf diesem Foto ist VIEL zu kurz.

Ein solches Zügelmaß führt mit der Zeit immer zu Rückenprobleme. Das Pferd kann den Rücken nicht hergeben. Das führt zu Verspannungen.

_DSC3302Foto: Katja Stuppia

Der Zügel sollte mindestens diese Länge haben, so dass das Pferd den Rücken heben kann und sich vorwärts-abwärts dehnen kann.

Wichtig ist, dass eine Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul vorhanden ist. Wenn der Zügel bei dieser Länge durchhängt, dann stimmt etwas nicht. Meist sind Verspannungen der Grund, dass das Pferd mit der Nase nicht vorkommt und das Gebiss nicht annimmt!

_DSC3335Foto: Katja Stuppia

Zügel aus der Hand kauen lassen bis zur Schnalle macht den Rücken richtig locker!

 

In jeder Reitstunde sollte man im Schritt drei bis viermal Zügel aus der Hand kauen lassen bis zur Schnalle reiten und das 1-2 lange Seiten hintereinander. Das macht den Rücken locker und die Pferde schnauben zufrieden ab.

Das gleiche gilt für den Trab und den Galopp. Wenn man es sich zum Grundsatz macht, dass nach jeder Lektionenfolge, nach jeder Versammlung ein Zügel aus der Hand kauen lassen folgt und die Pferde dabei das Gebiss annehmen und sich davon abstoßen, Sitz- und Einwirkung korrekt sind, dann entstehen Rückenprobleme nicht!

Bei Fragen und Sorgen, einfach eine Mail schicken! Wir helfen, wenn wir können!

 

Diagnose Kissing Spine – das muss nicht das AUS bedeuten!

Das ist mein Wildi!

von Lisa Thoben

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Seit Dezember 2015 haben wir die Diagnose Kissing Spine mit einem stark ausgeprägten Befund. Das zu erfahren war ein großer Schock, aber ich habe mich entschieden, das mit ihm durchzustehen und habe zum Glück nach langem Suchen jemanden gefunden der mir dabei hilft! Anne Schmatelka steht uns immer zur Seite, wofür ich unendlich dankbar bin! Hier möchte ich Euch teilhaben lassen an unserem bisherigen Weg und hoffe, dass das Mut macht, nicht aufzugeben, wenn einem dieser Befund mitgeteilt wird!

Ich hatte eigentlich nie so ganz das Gefühl, dass mit meinem Pferd alles hundertprozentig in Ordnung ist. Erklären konnte ich es nicht. Ich habe ihn nun seit zwei Jahren. Schon als ich ihn gekauft habe war er viel zu dünn, unförmig und falsch bemuskelt (was mir damals noch nicht auffiel, da mir das nötige Wissen fehlte). Lange dachte ich, er sei einfach nur total faul. Allein von der Abstammung her hätte er aber viel mehr Bewegungsdrang haben müssen. Um jeden Schritt musste ich betteln, nach dem Reiten war ich schweißnass und alle haben gesagt, ich sollte mich endlich einmal durchsetzen, der würde mich nur verarschen. Da ich davon aber nie so ganz überzeugt war, habe ich schon damals versucht herauszufinden, woran das denn wirklich liegen könnte. Blutbild, Osteopathietermine, Lesen, Lesen und noch mehr Lesen. So wirklich etwas verbessern konnte ich trotzdem nicht. Im Gegenteil, irgendwann während einer Springstunde war es dann vorbei. Wildi blieb stehen und wollte ab da nicht mehr galoppieren. Auch Schritt und Trab wurden immer mühsamer. Sogar im Gelände wollte er nicht mehr vorwärts. Aber keiner hat mich ernst genommen. Auch die „Experten“ waren immer noch der Meinung, dass da nichts wäre und dass ich mich endlich durchsetzen sollte…

Zum Glück hat eine befreundete Tierärztin – die selbst reitet – davon gehört und mir geraten, den Rücken sofort röntgen zu lassen, da sie der Überzeugung war, dass Pferde die sich so verhalten wahrscheinlich Schmerzen haben. Diese Bestätigung hatte ich irgendwie gebraucht und habe dann auch endlich Bilder machen lassen. Dabei bestätigte sich das, was ich insgeheim schon lange befürchtet hatte. Kissing Spines. Da brach für mich eine Welt zusammen! Ich dachte: Das war‘s jetzt.

Nachdem ich unendlich viele Meinungen von endlos vielen Menschen und auch Ärzten gehört habe, die von Einschläfern über einfach vorwärts abwärts reiten alles beinhalteten, mir jedoch keiner richtig helfen wollte oder konnte,  habe ich zum Glück das Buch „Über den Rücken“ (handelt von Rückenproblemen beim Pferd) von Anne Schmatelka gelesen und Kontakt zu ihr aufgenommen. Sie hat mir dann sehr schnell geantwortet und angeboten, mir zu helfen.

 

Die Reise beginnt

Einen Monat später sind wir dann von Bayern nach Niedersachsen zu ihr gefahren. Das ist jetzt drei Monate her und es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Und heute  bin ich überzeugt, auch die einzige, die Wildi ein schmerzfreies und schönes Pferdeleben ermöglichen konnte.

Vor der Reise hat er erst einmal Mittel gegen die Schmerzen und Entzündungen im Rücken bekommen. In den drei Wochen habe ich ihn nur auf die Koppel gestellt und ihn verwöhnt wo es nur ging. Das fand er glaube ich auch gar nicht so schlecht und man hat sofort gemerkt, dass ihm das gut tat. Das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, es geht ihm wirklich etwas besser. Im Gegensatz zu den Spritzen und der Stoßwelle, die er vorher auf Anordnung des Tierarztes bekam. Da konnte man nämlich leider keine Verbesserung feststellen… Geritten hatte ich ihn bis zu dem Zeitpunkt schon fast drei Monate nicht mehr. Heute bin ich mehr als froh, dass ich da immer auf mein Bauchgefühl gehört habe. Hätte ich auf den Rat vom Arzt gehört, nämlich einfach weiterzumachen, hätte ich ihm noch mehr Schmerzen zugefügt.

Bevor wir mit dem eigentlichen Training beginnen konnten, kam erst einmal die Osteopathin. Die erste übrigens, die vorhandene Blockaden wirklich gelöst hat und ihm durch ihre Arbeit Erleichterung schaffen konnte, so dass auch die vielen, teilweise sehr alten Bewegungseinschränkungen beseitigt werden konnten. Der erste Schritt zurück in ein schmerzfreies Reitpferdeleben. Ich bekam Hausaufgaben und Massageübungen gezeigt, die ich jeden Tag wiederholte. Unterstützend durfte er die Equusir BIOS System Decke tragen, die er vom ersten Moment an liebte.

Frank Diekmann hat ihn dann zusätzlich noch anders beschlagen. Er stolperte auf einmal nicht mehr und hatte durch die perfekte Anpassung auf ihn und seine Bedürfnisse auch eine Entlastung im Rücken.

Frank Wohlhorn hat parallel einen Sattel angemessen, denn von meinen Sätteln passte keiner und das, obwohl ich dachte, einen guten Sattler zu haben. Meine Sättel waren so unpassend und viel zu eng, dass Anne Schmatelka schon beim ersten Auflegen der Sättel sagte: „Die nehmen wir nie wieder. Das muss sich Frank anschauen!“.

Gleichzeitig haben wir auch das Futter umgestellt. Wildi war schon immer etwas schlechtfuttrig und hat viele Futterzusätze nicht dauerhaft aufnehmen wollen. Michael Dierks von Mühldorfer hat uns dann ein ganz spezielles Aufbaufutter empfohlen. Das hat ihm von Anfang an super geschmeckt und er hat nie ein Körnchen übrig gelassen. Wir haben dann auch auf dreimal Kraftfutter am Tag umgestellt und ich habe ihm sein Müsli mittags auf die Weide gebracht. Wenn er den Eimer sah, kam er schon angetrabt und hat freudig gegrummelt und gewiehert. Total süß!

Nachdem alle Rahmenbedingungen passten haben wir begonnen zu longieren. Erst an der einfachen Longe und dann an der Doppellonge. Schon nach dem ersten Mal „richtig Longieren“ begann er zufrieden abzuschnauben und ging etwas besser vorwärts. Bis zu dem Zeitpunkt bin eigentlich nur ich bis zur Erschöpfung gerannt und mein Pferd wollte sich überhaupt nicht bewegen.


Reiten beginnt!

Nach knapp drei Wochen durfte ich dann das erste Mal wieder in den Sattel. Er war zwar fleißiger als früher, aber so richtig geändert hatte sich noch nichts, obwohl er schon ein wenig an Masse und Muskulatur zugelegt hatte. Von da an bekam ich Sitzschulungen an der Longe. Es war frustrierend, denn ich hatte das Gefühl, ich kann eigentlich gar nichts und begann jeden Tag mehr, mein Können und Wissen übers richtige Reiten zu hinterfragen. Mit der Zeit hat Anne dann angefangen Wildi mit zu reiten und auch auszubilden. Denn von Ausbildung oder nur im Ansatz gerade gerichtet sein, konnte man überhaupt nicht sprechen. Auch das war mir nie wirklich bewusst gewesen. Sie hat ihn geritten, wie eine junge Remonte und das, obwohl er schon neun Jahre alt ist. Galoppiert hat sie ihn die ersten Tage überhaupt nicht. Er war noch so steif, machte sich schief, sprang nicht durch und klemmte. Nach ungefähr zwei Wochen wollte er dann auf einmal von sich aus angaloppieren. Das war für mich einer der schönste Momente überhaupt!

Nach fast sechs WoDSC_7084chen musste ich dann leider wieder nach Hause fahren. Ich habe mich dazu entschieden meinen Wildi bei Anne zu lassen und jedes Wochenende zu ihm zu fahren. Er hat seitdem schon so große Fortschritte gemacht, dass es mir richtig schwerfällt mitzuhalten. Obwohl ich seit gut 15 Jahren reite und auch immer Dressur- und Spring-Unterricht hatte, weiß ich heute, dass ich leider eigentlich nichts gelernt habe…zumindest nichts, was mit pferdegerechtem Reiten und Gymnastizieren zu tun hat. Ich konnte mein Pferd zwar super mit der Hand zusammenziehen und auch irgendwie durch einen Parcours quetschen, aber mit richtigem Reiten hatte das nichts zu tun…
Momentan bin ich froh, wenn ich es schaffe anzutraben. Das klingt unmöglich, ist aber wirklich so. Mein Pferd reagiert nämlich mittlerweile auf minimale Hilfen und wenn ich meine Hüfte einen Tick zu weit in die falsche Richtung drehe, läuft Wildi im Kreis oder traversartig schief durch die Bahn. Ich hätte niemals gedacht, dass Reiten in Wirklichkeit so unfassbar schwer ist. Doch mein Großer ist der beste Lehrer, den ich haben kann. Er versteht so viel mehr als ich und kann das richtige auch tausendmal schneller umsetzen. Anne zitiert in diesen Momenten dann immer Herrn Stecken: „Die Pferde gehen so gerne richtig….“. Das ist so wahr. Dann sind sie zufrieden und machen es gerne….

Ich schäme mich für jedes Mal, das ich meinem Pferd in der Vergangenheit mit Grobheit, Unwissenheit und fehlender Fairness Unrecht getan habe. Nicht nur wegen seinem Befund, den ich auch mit verschuldet habe, sondern auch, weil er mir immer wieder vergeben hat und mir so viele Chancen gab, es endlich richtig zu machen. Er hat mir immer all‘ seine Liebe geschenkt und dafür bin ich unendlich dankbar. Mit Anne an meiner Seite habe ich nun das erste Mal in meinem Leben als Reiter das Gefühl oder viel mehr die Gewissheit es richtig zu machen und die Veränderungen meines Pferdes geben uns mehr als Recht.

Danke Anne
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Mehr dazu auch auf unserem Expertenblog von ehorses!

 

So viele Auffassungen …. ist das alles richtig?

Klickt man sich durch die unterschiedlichen Seiten und Angebote in der Reiterei, dann sieht man, dass jeden Tag neue Methoden und Auffassungen auf den Markt kommen und dass sich zu jeder Methode innerhalb kürzester Zeit viele Anhänger finden. Ist das alles so richtig? Hier ein Artikel zu dem Thema:

Bedenkliche Entwicklungen

 

Was man in der Jugend versäumt

… kann man im Alter nicht mehr nachholen. Kaum einer kennt diesen Satz nicht aus seiner Kindheit. Aber es steckt viel Wahres darin. Das gilt für die Erziehung und das richtige Reiten von Anfang an. Das gilt aber vor allem auch für den Huf. Er ist das Fundament auf dem alles steht. Stellungsfehler haben immer Folgen. Je nach Ausmaß früher oder später. In dem folgenden Artikel erklären wir zusammen mit dem Orthopädischen Hufbeschlagschmied Frank Diekmann, was wichtig ist und was man wissen sollte.

PDF: Hufe_wichtig_zu_wissen