Tag:Rückenprobleme

In den letzten Jahren hat sich der Reitsport sehr stark verändert. Wusste man früher noch zwischen richtig und falsch ausgeführten Lektionen, zwischen richtig und falsch bemuskelten Pferden – damit verbunden dem richtigen und falschen Ausbilden und Reiten zu unterscheiden, zählen heute nur noch die Extreme…
Es muss spektakulär sein! Ob es dann noch richtig ist, ist nicht wichtig.
Es muss Marionettenhaft mit weit nach oben gerissenen Vorderbeinen sein, was mit den Hinterbeinen ist, ist nicht wichtig!
Es muss versammelt sein, egal, was der Einzelne darunter versteht!
Es darf auf keinen Fall in der Dehnungshaltung sein – egal, was ich immer der Einzelne darunter versteht!
Es müssen dicken Pauschen und ein tiefer Sitz sein. Das damit der Rücken auch nicht lockerer wird, ist nicht wichtig!
Man muss sich abheben von den anderen. Egal, welche Auswüchse das vor allem im Bereich des Freizeitreitsportes hat. Da werden abgehalfterte Stierkämpfer genauso zum Guru erhoben, wie andere alternde Witzfiguren. Es ist alles extrem. Hauptsache man ist anders und man distanziert sich von der grauen Masse der Nicht-Wissenden.
Heute ist fast jedes Pferd weniger oder auch mehr lahm. Heute findet man bei allen Gruppierungen kaum noch taktreine Pferde. Der Pass im Schritt ist genauso salonfähig geworden, wie das Zügellahme Pferde in Trab und Galopp, von dem der Meister dann noch behauptet, es bewege sich asynchron oder müsse den reinen Takt noch lernen. Wenn man das allerdings für das Überleben der Spezies Pferd zugrundelegt, dann wird es eng…. das Pferd als Fluchttier wäre schon ausgestorben, denn humpelnd vor dem Fressfeind zu fliehen wird mit der Zeit einfach schwierig…
Das gleiche gilt aber auch für die einzelnen menschlichen Gruppierungen und ihren Überzeugungen. Auch da gibt es mehrere:
Da haben wir zu einem die Anhänger aus dem internationalen Sport. Die gehen ohne Reflexion noch immer davon aus, dass der Turniersieg die Basis für gutes Reiten ist. Dabei ist es schon fast egal, wie das Pferd läuft. Hauptsache, das Vorbild reitet vorne mit. Da werden die Superlativen von Richtern, Bundestrainern und Gleichgesinnten genauso gerne genommen, wie dass der, der sich da ach so nett präsentiert in Wirklichkeit auch unbedingt so nett sein muss. Das geht bei manch einem Fan soweit, dass das Idol nur noch mit Spitz- und Kosenamen betitelt wird – ganz so, als wäre man schon zusammen zur Schule gegangen.
Interessant wird es dann, wenn sich einer erdreistet, auch nur den Hauch einer Kritik anzubringen – sei sie noch so berechtigt. Dann agieren die Mitglieder dieser Gruppierungen teils deutlich unter der Gürtellinie und es wird mit Totschlagargumenten um sich geworfen.
Als nächste Gruppierung haben wir die Schlecht-Reiter. Mitglieder dieser Gruppierung reiten zwar selbst vielfach grottenschlecht, haben oft nicht einmal einen passenden Sattel, deren Pferd sind teils katastrophal falsch bemuskelt, aber sie kritisieren alles und jeden und erkennen immer die Fehler – vor allem bei den anderen.
Diese Gruppierung fordert: Wissen, Fachkompetenz, Tipps und Ratschläge – aber bitte immer kostenlos. Liefert man das nicht oder sollen diese Leute dafür auch noch etwas bezahlen, dann ist man schnell ziemlich blöd, arrogant, unreiterlich und was auch immer.
Dann kommt die mittlerweile steigende Zahl an Guru-Anhänger, die ihren Meistern – die Meister sind übrigens durchgängig männlichen Geschlechtes und meist schon recht abgehalftert – schon fast obrigkeitsergeben und vollkommen ohne eigene Meinung folgen. Da werden dann die abenteuerlichsten Reitweisen ins Leben gerufen – der denkende Reiter ergreift dabei die Flucht.
In dieser Gruppierung finden sich dann im Allgemeinen auch die wieder, für die das richtige Reiten zu schwierig ist und die es über Jahre nicht begriffen haben und vermutlich auch nicht werden. Diese werden dann von ihren Gurus endlich einmal wertgeschätzt und so wird der viertklassigste Reiter mit dem lahmen Pferd schnell Teil einer Elite. Dadurch verteidigt man den Guru mit Macht, sollte einmal einer versuchen diesen vom Thron zu stürzen. Diese Gruppierung greift nicht selten zu teils schon fast kriminellen Methoden, um ihr Idol – was eigentlich durchgängig nur das Geld der dümmlichen Anhänger will – zu verteidigen.
Zum Schluss haben wir die kleinste Gruppierung. Das sind die, die die Dinge wissenschaftlich betrachten und das Reiten wirklich in der Tiefe begreifen wollen, die dabei als oberstes Ziel die Gesunderhaltung ihres Pferdes sehen und das dann auch mit Konsequenz und Fleiss umsetzen. In dieser Gruppierung findet man dann auch die wenigen Ausbilder, die wir heute noch haben, die sich mit Biomechanik, Psyche und Reitlehre gleichermassen befassen und dabei noch in der Lage sind, das zu erklären und zu vermitteln, was sie selber auch wissen und können.
Diese Gruppierung ist allerdings unsympathisch, denn sie können das was sie sagen und tun auch belegen. Das ist immer blöd, denn so legt man den Finger in die Wunde.
Seien wir mal ehrlich: Es klingt doch auch besser, wenn der in der Mitte einem erzählt, dass man in der neuen Reithose gleich 10 Jahren jünger aussieht und die neue Glitzerschabracke richtig was hermacht, als wenn da einer steht, der einem mehr oder weniger deutlich mitteilt, dass man eigentlich ziemlich bescheiden reitet….
Ich bin gespannt, welche Extreme sich in den nächsten Jahren noch alles auftun: die Selbsterkenntnis und die Selbstkritik werden es im grossen Stil vermutlich eher nicht werden.
Und ist der Gaul erst richtig platt, dann lag es halt am Vorbesitzer…..

Los-gelassen – ganzheitlich.… Das ist der Name meiner neuen kostenpflichtigen Facebookgruppe. Hier ein kurzes Erklärvideo zu meinen Aktivitäten. Schaut einfach einmal rein.
Zu den Themen, die wir in dieser Gruppe erarbeiten findet Ihr immer wieder kurze Videos auf Instagram, YouTube oder Facebook. Schaut gerne einmal rein. Ich freue mich auf Euch!
Hier geht es zum VIDEO:

Tipps und Anregungen sind immer eine gute Sache. Sie können helfen Probleme zu lösen – möglicherweise. Wenn man die Ursachen kennt, reduziert sich viel Ausprobieren, Testen, Hinterfragen und vor allem Frust, da Tipps und Ratschläge eben nicht geholfen haben.
In einem guten Unterricht muss es also darum gehen, Zusammenhänge zu erklären, Ursachen und Wirkungen aufzuzeigen, definieren zu können, warum man was macht, was man womit erreichen kann und warum etwas notwendig ist. Dann sollte man das, was man erklärt auch selbst reiten können, da es einfacher ist, eine Problem zu lösen, wenn man weiss, wie sich das Richtige und Falsche im Sattel anfühlt und wie man eine Situation auflösen kann.
Dieses Denken und Handeln gilt es dann auch dem Schüler zu vermitteln. Man schafft so eine grosse Sensibilität für das eigene Pferd und sein Reiten und lernt, sich selbst lösungsorientiert zu hinterfragen!
Für mich unterscheidet das GUT von weniger gut.
Hier geht es

In den letzten Jahren hat sich das Pferd wahnsinnig verändert! Dressur Pferde sind heute extrem elastisch, haben ein tolles Gebäude, ein kleinen Kopf und sind vielfach viel zu beweglich!
Die Pferdegesundheit steht heute bei vielen Reitern und Pferdebesitzern an oberster Stelle und somit tun wir sehr sehr viel, damit unsere Pferde eine Chance haben bis in ein hohes Alter fit zu bleiben. Ehrlich gesagt, ist es fast unverzichtbar, ein ganzheitliches wissen zu erwerben!
Je mehr man weiß und je mehr Zusammenhänge man versteht und das auf sein Reiten übertragen kann, umso unabhängiger wird man auch von den vielen neuen Ideen, die den Markt täglich überschwemmen!
Was tun, wenn Pferde beim Reiten immer wieder auf die Vorhand und ans Laufen kommen? Zum Sitzen und zum Treiben kommt man als Reiter nicht, die Pferde lassen sich nicht los und der Rücken als Bewegungszentrum kommt nicht zum Schwingen. Lektionen sind mühsam, Übergänge nur mit Widerstand oder auslaufend, in den Wendungen verwirft sich das Pferd nicht selten und oft genug hat man Tonnen auf der Hand. Spaß macht das nicht ….
Der folgende Artikel erklärt, wie es dazu kommt und was man dagegen tun kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn Pferde auf Vorhand kommen,
…unter dem Reiter davonlaufen….
Ist die Nase an der Senkrechten, kommt das Pferd nicht ans Laufen und somit nicht auf die Vorhand.
Kommt die Nase – wie hier durch die vermehrte Außenstellung demonstriert – hinter die Senkrechte oder nimmt das Pferd das Gebiss nicht an, kommt es ans Laufen und auf die Vorhand.
Mit das schlimmste, was passieren kann, ist wenn Pferde unter dem Reiter davon laufen. Man kommt nicht zum Sitzen und zum Treiben, die Pferde geben den Rücken nicht her, die Pferde schwingen nicht. Wenn man Lektionen reitet, sind die Pferde schnell hektisch und übereilt, Übergänge sind ebenfalls laufend und bei den Verstärkungen kommen die Pferde auf die Vorhand. Beim Aussitzen im Mitteltrab ….. klemmen sich viele Reiter mit den Oberschenkeln fest und lehnen sich nach hinten, um den harten Wurf irgendwie abzufangen. Denn die Pferde laufen auf der Vorhand.
Im Gelände findet man oft „die Bremse nicht“. Nicht wenige Pferde sind schlecht zu kontrollieren.
Das macht alles keinen Spaß!
Wenn Pferde auf die Vorhand kommen oder/und unter dem Reiter davon laufen, kann das unterschiedliche Gründe haben.
Dazu gehören:
- Unsicherheit bei (neuen) Übungen und Lektionen
- Aufregung
- Überforderung
- massive Verspannungen
- Schmerzen
- mangelnde Losgelassenheit insgesamt,
- nicht gerade gerichtet
- Reiterfehler
Oder es liegt daran, dass
- das Pferd noch nicht im Gleichgewicht ist
- das Pferd das Gebiss nicht annimmt
- Gebäudeprobleme die reiterlichen Anforderungen behindern
- Und nicht zuletzt an mangelndem Vertrauen, oft auch auf schlechte Erfahrungen zurück zu führen.
Das Davon-Laufen ist also eine Reaktion oder auch Überreaktion auf eine Situation oder auf die Hilfen des Reiters, die das Pferd aus verschiedenen Gründen verunsichern können oder die es falsch versteht.
Wenn Pferde ans Laufen kommen hat das auch Auswirkungen auf die Anlehnung. Sie ist nicht konstant. Mal drücken die Pferde gegen die Hand, mal heben sie sich heraus und mal drücken sie gegen den Zügel. Auch dadurch und sie auf die Vorhand. Im Allgemeinen fußt dann das Hinterbein nicht ausreichend aktiv ab, der Rücken ist fest, die Pferde scheinen sich zu verkriechen. Versucht der Reiter fleißig vorwärts zu reiten, kommen sie noch mehr ans Laufen. Manche reagieren im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr auf die Hilfen. Einige Pferde werden sogar widersetzlich. Nicht selten können solche Situationen gefährlich werden.
Wenn man ein Pferd hat, das zu einem solchen Verhalten neigt, sollte man versuchen, die Ursachen zu ergründen und versuchen, diese abzustellen, denn eine korrekte Ausbildung, das richtige Ausführen von Lektionen ist bei einem Pferd, das unter dem Reiter davon läuft, nicht möglich. Würde man dann den Schwerpunkt auf das Erlernen weiter Lektionen setzen, wäre das genau der falsche Weg, denn meist ist in der Grundlagenarbeit schon etwas schief gelaufen.
Es geht aber nicht allein darum, dass Lektionen vielleicht nicht richtig geritten werden können, sondern auch darum, dass ein Pferd, „das nicht zu bedienen ist“, immer auch eine Gefahr bedeutet. Das unter dem Reiter davon laufen ist dann oft erst der Anfang einer negativen Entwicklung.
Charakterliche Gründe
Die heutige Zucht zeigt sich auf vielerlei Weise sehr positiv, was Rittigkeit und Leistungsbereitschaft sowie das mehr als vorteilhafte Gebäude eines Pferdes betrifft. Die Pferde sind aber auch sensibler geworden und manch ein Pferde reagiert auf zu viel, zu grobe oder fehlerhafte Hilfen auch schon mal hektisch.
Wenn Pferde zum Schreiten kommen, sich vorwärts-abwärts dehnen, dabei entspannt abschnauben, ist das immer ein Zeichen für Losgelassenheit und für Vertrauen zum Reiter.
Was kann man tun?
In solchen Fällen hilft es, gerade zu Anfang des Trainings längere Schrittphasen zu reiten und das Pferd über gefühlvolle und vorsichtige Hilfen am Bein zwar sensibel zu halten, aber auch dafür zu sorgen, dass es sich durch seitwärts treibenden Hilfen beispielsweise nicht erschreckt.
Der Schritt muss fleißig und geregelt sein. Reitern fällt es oft schwer, zwischen fleißig und eilig zu unterscheiden. Ein eiliger Schritt führt zu Verspannungen und nicht selten machen Reiter dann den Fehler, die Eile durch einen kürzeren Zügel und das Abstrecken der Unterschenkel korrigieren zu wollen. Vorwärtstreiben vermeiden Reiter dann oft vollständig. Die Pferde werden dadurch jedoch noch unsicherer und nicht selten noch eiliger. Der Takt ist nicht mehr sicher geregelt. Die Pferde lassen sich nicht los. Der Rücken ist zunehmend fest. Viele Pferde zeigen Unzufriedenheit und Verspannung durch ein unruhiges Maul und einen unruhigen Schweif.
Wenn es dann an die Übergänge geht, sind vor allem die Übergänge von einer höheren in eine niedrigere Gangart schwierig und viele Reiter wissen sich nicht mehr anders zu helfen, als auch da die Unterschenkel vom Pferdeleib abzustrecken und am Zügel zu ziehen. Das macht die Sache allerdings noch schlimmer.
Tipp:
Bevor man nämlich einen korrekten Übergang reiten kann, muss das Pferd mit dem Hinterbein erst einmal wieder aktiv abfußen! Dafür müsste der Reiter fleißig vorwärtsreiten, damit das Pferd lernt, das Gebiss anzunehmen, sich davon abzustoßen. Die Halben Paraden müssen dann alle zwei bis drei Tritte erfolgen. Bei manchen Pferden geht es recht schnell, bei anderen dauert es auch schon mal länger. Das hängt vom Charakter und auch von den Erfahrungen der Vergangenheit ab. Wenn die Pferde mit Hinterbein (wieder) durchtreten, kann man an den Übergängen arbeiten.
Übergänge auf dem Zirkel – das hiflt!
Bei Trab-Schritt-Übergängen ist das Reiten auf dem Zirkel, dem Reiten auf der ganzen Bahn erst einmal vorzuziehen, damit das Pferd gar nicht erst ans Laufen kommt und man es – den Vorteil der gebogenen Linie nutzend – an den äußeren Zügel herantreiben kann und mit dem treibenden inneren Schenkel dabei gleichzeitig die Längsbiegung verbessern kann. Sinnvoll ist beispielsweise, immer eine halbe Runde Schritt und eine halbe Zirkelrunde Trab abzuwechseln. In den Schrittphasen sollte man den Zügel so lang lassen, dass sich die Nase an der Senkrechten, Höhe Buggelenk befindet. Das Pferd muss dabei zum Schreiten kommen. Wichtig ist, das Pferd zum Antraben dann korrekt über Halbe Paraden vorzubereiten und es nicht zu überfallen.
Mit solch einfachen Anforderungen kommt das Pferd dann auch innerlich zur Ruhe. Bei sehr sensiblen Pferden kann das jedoch seine Zeit in Anspruch nehmen und wenn sich das Pferd aus irgendeinem Grund aufregt, kann es in alte Verhaltensmuster zurück fallen. Wenn man dann die Ruhe behält und nicht ärgerlich wird, überträgt sich die Entspannung des Reiters auf das Pferd und dieses regt sich dann auch schnell wieder ab.
„Fleissig Vorwärts reiten, bis das Pferd mit dem Hinterbein (wieder) durchtritt!“
Das war vor langer Zeit einmal ein Tipp, den mir Herr Stecken gegeben hat. Zu Anfang dachte ich, wie mag das wohl gehen. Im ersten Moment war es auch sehr schwierig umzusetzen, denn das eilige und verspannte Pferd wurde noch eiliger, zog noch mehr aus der Vorhand. Wenn man dann allerdings beim Leichttraben etwas langsamer und weniger aufsteht, muss das Pferd irgendwann wieder aus der Hinterhand schieben und die Tritte vergrössern. Irgendwann ist das Laufen. Das funktioniert allerdings nur, wenn Sitz und Einwirkung korrekt sind, die halben Paraden genau zu richtigen Zeit erfolgen. Also eine Sache der Übung!
Gebäudemängel
Pferde, die hinten überbaut sind oder einen tief angesetzten Hals haben, eine steile Schulter, ein gerades oder nach hinten heraus gestelltes Hinterbein mit einer wenig vorteilhaften Winkelung der Hinterhand neigen nicht selten dazu, ans Laufen und somit auf die Vorhand zu kommen, die ja sowieso schon von der Natur her ca. 60% des Körpergewichtes trägt.
Aber auch solche Pferde kann mit der Zeit bis zu einem gewissen Grad zu mehr Lastaufnahme der Hinterhand veranlasst werden und zwar dadurch, dass man die Kraft in der Hinterhand verbessert. Um die Aktivität de Hinterhand zu verbessern sollte man das Pferd allerdings nicht pausenlos versammeln wollen. Es git weitaus sinnvollere Möglichkeiten. Dazu findet Ihr Tipps in den Blogbeiträgen über die Aktivität der Hinterhand.
Je nach Ausmaß der Gebäudefehler sind einem Pferd Grenzen gesetzt und man sollte seine reiterlichen Anforderungen hinten anstellen, um dem Pferd nicht unrecht zu tun und um es nicht zu überfordern.
Unsicherheiten unter dem Sattel
Schreckhafte Pferde sehen vieles, was sie aus der Fassung bringen kann. Manchmal auch Dinge, die nicht da sind…. Dann heißt es, Ruhe bewahren und darüber hinweg reiten…. Gespenster sollten Pferde übrigens immer in aller Ruhe inspizieren können. Meistens sind es nach eingehender Betrachtung keine Gespenster mehr.
Unsicherheit unter dem Reiter kann viele Gründe haben. Dazu zählen:
- Reiterliche Fehler
- Überforderung
- Pferd nicht gerade gerichtet, schief
- Pferde, die von Natur aus schreckhaft und hoch sensibel sind
- unsichere und ängstliche Reiter
Um Unsicherheit des Pferdes unter dem Reiter mit der Zeit zu beseitigen, ist Vertrauen zwischen Reiter und Pferd das allerwichtigste. Ohne diese Basis geht nichts, denn das Pferd muss das Gefühl haben, von seinem Reiter in Notfällen “beschützt“ zu werden. Beim Reiten heißt das auch, dass der Zügel immer so lang sein sollte, dass „ein Vorlassen des Halses gestattet ist“ (Paul Stecken), die Pferde sich dehnen können. Ein zu kurzer Zügel führt bekanntlich zu Verspannungen und mit der Zeit zu Schmerzen… Reaktion: Die Pferde neigen dazu, unter dem Reiter davon zu laufen.
Man kann seinem Pferd auch beibringen, dass das Reiten am längeren Zügel – vor allem im Gelände im Schritt, in der Lösungsphase etc. – kein Freifahrtschein zum Gasgeben ist, sondern heißt: „Es ist alles gut!“
Daneben gibt es gute Übungen und Lektionen, die dosiert eingesetzt, helfen, das Problem zu lösen. Diese grundlegenden Lektionen sollte jedes Pferd beherrschen.
Zügel aus der Hand kauen lassen
Zügel aus der Hand kauen lassen ist die Problemlösung in allen Lebenslagen! Richtig geritten macht es den Rücken richtig locker. Die Pferde lassen sich innerlich und äußerlich. Zügel aus der Hand kauen lassen in die Arbeit mit dem Pferd konsequent eingebunden, hilft, dass sich auch Muskeln an den richtigen Stellen richtig entwickeln können und die Pferde lernen, sich loszulassen.
Übergänge von einer Gangart in die nächste
Reitet man viele Übergänge, werden die einzelnen Muskelgruppen unterschiedlich beansprucht. Das hilft, den Rücken als Bewegungszentrum zum Schwingen zu bringen und Abwechslung im Training zu schaffen. Nichts ist für das Pferd so ermüdend, wie ein Einheitstempo.
Darüber verbessert man auch Schub- und Tragkraft sowie die Hankenbeugung.
Halten-Rückwärtsrichten und daraus antraben
Halten-Rückwärtsrichten und daraus Antraben ist eine versammelnde Lektion, die Schub und Aktivität der Hinterhand verbessert.
Viele gebogene Linien und häufige Handwechsel
Verbessern die Rippengeschmeidigkeit beim jungen Pferd um beim weiter gerittenen Pferd die Rippenbiegung. Auch lernt das Pferd, sich bei gefühlvoller Hilfengebung immer wieder neu zu stellen und zu biegen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass das Pferd nicht über die Schulter oder Hinterhand ausweicht. Wenn Pferde noch nicht gerade gerichtet sind, fällt es ihnen schwer, sich korrekt auf die gebogene Linie einzustellen. Man sollte dann darauf achten, in einem ruhigen Tempo zu reiten, damit die Pferde nicht ans Laufen und damit wieder auf die Vorhand kommen.
Tempounterschiede innerhalb einer Gangart
Wenn das Zügel aus der Hand kauen lassen in allen Grundgangarten in korrekter Form geritten werden kann und Übergänge schon fehlerfrei funktionieren, helfen dosiert gerittene Tempounterschiede. Sie verbessern beim Zulegen die Schubkraft und beim Aufnehmen des Tempos die Tragkraft.
Beim jungen Pferd reitet man sie vom Arbeitstrab zum Tritte verlängern und beim weiter gerittenen Pferd vom versammelten über den Arbeits- bis hin zum Mitteltrab. Starken Trab sollte man nur phasenweise reiten.
Das gleiche gilt für die Arbeit im Galopp.
Wenn man bei dieser Arbeit realisiert, dass das Pferd doch noch wieder ans Laufen kommt, dann muss man den Anspruch etwas zurückschrauben und erst einmal wieder an innerer und äußerer Losgelassenheit arbeiten. Dazu hilft der „Alles-Problemlöser“ Zügel aus der Hand kauen lassen.
Gesundheitliche Gründe
Ist der Sattel- wie hier – etwas zu eng, kann das dazu führen, dass das Pferd ans Laufen kommt oder gar widersetzlich wird. Man sollte in einem solchen Fall seinen Sattler konsultieren.
Ein unpassender Sattel, der vielleicht zu eng oder zu weit ist, nicht richtig im Schwerpunkt liegt, kann beim Pferd zu Unwohlsein, Schmerzen und widersetzlichem Verhalten führen. In vielen Fällen kommen die Pferde im ersten Schritt unter dem Reiter ans Laufen und schlagen nachhaltig mit dem Schweif. Wenn man da unsicher ist, sollte man seinen Sattler konsultieren.
Schmerzen und nicht selten vorhandene Rückenprobleme können Gründe dafür sein, dass Pferde unter dem Reiter davon laufen und auf die Vorhand kommen. Die Pferde halten sich dann im Rücken fest. Der Rücken kommt nicht zum Schwingen. Bei nicht wenigen Pferden ist der Takt nicht sicher geregelt, bei den Verstärkungen kommen sie deutlich auf die Vorhand, der Reiter nicht zum Sitzen und zum Treiben und bei Lektionen weichen sie aus.
Zahnprobleme
können ebenfalls dazu führen, dass Pferde ans Laufen kommen, das Gebiss nicht annehmen oder sich nicht korrekt stellen oder biegen lassen. Auch das sollte man vom Tierarzt überprüfen lassen.
Je nach gesundheitlichem Zustand kann es sein, dass man seine reiterlichen Anforderungen reduzieren muss. Das sollte man allerdings mit dem Tierarzt absprechen.
Vertrauen
Mangelndes Vertrauen zwischen Reiter und Pferd kann ein Grund sein, dass Pferde in Situationen, die für sie tressbelastend sind im ersten Schritt damit quittieren, dass sie unter dem Reiter „davonlaufen“. Es gibt viele vertrauensbildende Maßnahmen. Dazu gehören schon allein dem Pferd angenehme Berührungen und Streichenln, eine ruhige und tiefe Stimme.
Häufige Ursachen für mangelndes Vertrauen
- Schlechte Erfahrungen
- Unfaires oder grobes Verhalten des Reiters
- Ein generelll ängstliches Pferd
- ein ängstlicher und unsicherer Reiter
Hat das Pferd Angst oder vertraut es seinem Reiter nicht, da dieser vielleicht ungerecht ist oder in der Vergangenheit viele Dinge massiv in die falsche Richtung gelaufen sind, macht sich das immer durch Rittigkeitsprobleme bemerkbar.
Bei einem solchen Problem hilft nur Zeit, Geduld und Ruhe in der Arbeit und im Umgang, viel viel loben und Anforderungen nur sehr langsam steigern. Das kann je nach Situation Jahre dauern. Auch ein ängstlicher Reiter kann Probleme und schwierige Situationen begünstigen.
Ängstliche Reiter neigen nicht selten dazu, die Zügel zu kurz zu fassen, da sie glauben, ihre Pferde besser unter Kontrolle zu haben. Eine harte und rückwärts wirkende Hand, ein Reiter, der sich am Zügel festhält, schafft beim Pferd aber immer nur Verspannungen bis hin zu Schmerzen, Unsicherheit, Angst und Vertrauensverlust.
Wenn ein ängstlicher Reiter dann noch auf ein unsicheres oder auch dominantes Pferd trifft, kann das zu nicht ungefährlichen Situationen führen. In solchen Fällen ist es wichtig, sich Unterstützung zu suchen.
Man sieht, wenn Pferde ans Laufen und damit auf die Vorhand kommen, kann das vielerlei Gründe haben und wie immer ist Ursachenforschung angesagt.
In den meisten Fällen hilft schon richtiges Reiten, Probleme zu lösen.
Was bedeutet Losgelassenheit wirklich und warum ist sie so wichtig?
Losgelassenheit kann man ganz einfach beschreiben: Losgelassenheit ist ein Zustand der inneren Zufriedenheit, des absoluten Wohlbefindens eines Pferdes unter seinem Reiter und gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass das Pferd gesund ist! Sie wird nur dann vollends erreicht, wenn alle Faktoren zusammenpassen: Fütterung und Haltung, das passende Equipment und das richtige Reiten. Nur dann kann sich ein Pferd wirklich loslassen – innerlich wie äußerlich. Zeigen kann es das mit zufriedenem Abschnauben, mit freudigem Mitarbeiten, mit Spaß an der eigenen Bewegung, mit Zuneigung und Vertrauen!
Am Pferd erkennt man sie auch am schwingenden Rücken, an der unverspannt arbeitenden Muskulatur, am zufriedenen Kauen mit geschlossenem Maul, an der Fähigkeit auf kleinste Hilfen zu reagieren und Lektionen ohne Druck und Zwang auszuführen. Losgelassenheit reduziert sich nicht nur auf das Reiten, sondern gilt auch für den Umgang. Losgelassene Pferde sind im Umgang mit uns Menschen vorsichtig, bedacht, wollen es richtig machen und suchen unsere Nähe und unseren Schutz!
Was behindert Losgelassenheit?
Jeder fehlerhafte Muskelbildung, jede dauerhafte Verspannungen, erste Rückenprobleme, Sehnenschäden oder auch der Befund Kissing Spine sind für das Bewegungstier Pferd, seine Bewegungsfähigkeit und seine Freude am Leben eine Katastrophe. Sie machen das Pferd nicht nur krank, sondern bedeuten Schmerzen, Angst, Unsicherheit und Vertrauensverlust gegenüber seiner Bezugsperson.
Wann muss Losgelassenheit erreicht werden?
Losgelassenheit steht am Anfang eines täglichen Reitens und sie ist das Ergebnis eines richtigen Reitens zum Ende einer Stunde, eines Trainings und einer richtigen Ausbildung und doch ist sie in der Skala der Ausbildung nur ein Punkt?
Sie ist aber vielmehr! Sie ist allumfassend!
Als die Skala der Ausbildung in den 1950ern entstand, wurde sie aus der H.Dv.12/1937 von den großen alten Meistern der Reitkunst hergeleitet. Für diese großen Könner war es eine Selbstverständlichkeit, dass Losgelassenheit erreicht werden musste, denn sonst wäre es nicht möglich gewesen, diese zur damaligen Zeit doch sehr vom Gebäude benachteiligten Pferde überhaupt zu einem bedienbaren Reitpferd zu machen. Die Schulter nicht selten steil, der Rücken sehr kurz oder extrem lang, das Hinterbein sehr gerade. Alles keine guten Voraussetzungen.
Da haben wir es heute leicht – oder vielleicht eher schwerer? Die guten Zuchtergebnisse, der tolle Charakter, traumhafte Bewegungen und die Rittigkeit täuschen über vieles hinweg. Wenn das Pferd dann „brav den Kopf hinhält“, glaubt manch einer, damit sei die Kunst des Reitens erreicht…..
Dieses nicht mehr „Reiten-müssen“ wie das früher zwangsläufig der Fall war, macht uns manches mal auch nachlässig. Nachlässig gegenüber ersten Anzeichen und Signalen: Dabei ist der heute schon fast übliche unruhige Schweif ein deutliches Signal, dass sich die Katastrophe schon im Anmarsch befindet und das Pferd eben NICHT losgelassen. Der Schweif ist die Verlängerung des Rückens und wenn dieser nachhaltig schlägt, statt entspannt zu pendeln, dann ist das Pferd verspannt – und das nicht wenig!
Dauerhafte Verspannung ist dann ein erster Schritt in Richtung Krankheit.
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich das erfühlen und somit erjagen konnte, um es im O-Ton mit Goethe zu beschreiben.
Dieses Verstehen können der Zusammenhänge ist auch ein Grund, warum es heute los-gelassen gibt. Wir wollen mit unserem Projekt richtige Wege in der Reiterei nachvollziehbar und fühlbar vermitteln und damit lebbar machen…..
Es sind die Beispiele aus dem Unterricht, die Erfahrungen mit den Pferden, bei denen in der Ausbildung falsche Wege eingeschlagen wurde und es sind die Überzeugungen manch eines Reiters, die mich dazu veranlassen, Artikel zu schreiben oder wieder in neues Buch in Angriff zu nehmen. Auf unserem Los-gelassen-YouTube Kanal berichten wir immer wieder von Pferden und ihren Geschichten. Das machen wir auch über unseren @schmatelka.losgelassen Instagram Account oder aber über Facebook. Vor einigen Wochen haben wir begonnen, die Geschichte von Luca zu erzählen. Bei Luca ist vieles falsch gelaufen, die Art und Weise wie er geritten und abgerichtet wurde, ist mir absolut zuwider. Durch eine aktuelle Auseinandersetzung mit einer heute ehemaligen Schülerin ist mir eine seiner früheren Verhaltensweisen wieder eingefallen.
Wenn Luca etwas sah, was ihn verunsichert hat, dann hat er auf dem Absatz kehrt gemacht und war nicht mehr in die Richtung zu manövrieren, in der sich – vermutlich – die Ausserirdischen verschanzten, um ihn zu fressen. Man merkte, dass er wirklich Angst hatte. Er riss die Kopf hoch, fixierte den Punkt, sein Herz schlug fühlbar und war mit fast nichts in die entsprechende Richtung zu bewegen.
In der vorherigen Ausbildung wurde das mit folgender Aussage gelöst: „jetzt darfst Du Dich mal durchsetzen, der ist jetzt weit genug, der sollte das jetzt wissen.“ Da es bei diesem „er sollte das jetzt wissen“ um, die Phase 4 einer Erhöhung von Druck handelte, wurde dann einfach drauf gehauen oder dem Pferden vollkommen sinnlos im Maul herumgerissen. Für mich ist ein solches Verhalten nicht nachvollziehbar und ein absolutes No Go.
Das Pferd versteht nicht, was es soll. Es lernt daraus auch nichts – positives. Es kann nicht so logische Folgerungen schliessen, dass es weiss, dass man vor einem Monster in der Ecke eben keine Angst haben muss. Es ist leider so, dass in manchen Situationen etwas von links kommend nicht wichtig ist und wenn es von rechts kommt, dem Pferd fast das Herz stehen bleiben kann… Pferde nehmen Dinge anders wahr als wir… Pferde werden durch jede nicht nachvollziehbare Bestrafung unsicherer und verlieren das Vertrauen zu Mensch und Reiter. Dieser Vertrauensverlust überträgt sich dann auch auf andere Situation. Diese Pferde wenden sich ab, lassen sich nicht mehr auf der Weide einfangen, kommen nicht, wenn man sie ruft etc. Was haben wir also von einem solch unbeherrschtes Verhalten?
In dem genialen Buch „Von der Koppel bis zur Kapriole“ von Waldemar Seunig habe ich vor vielen Jahren eine sehr aufschlussreiche Passage gefunden, die mich so viel hat verstehen lassen. Waldemar Seunig beschreibt einen Vorfall (O-Ton): Ein Mann reitet mit seinem Pferd eine Strasse entlang und es kommt (auf heute übertragen) ein LKW. Das Pferd gerät in Angst und versucht davon zu stürmen. Der Mann ist sichtlich erbost und schlägt sein Pferd, da es ja wissen sollte, dass man sich vor einem LKW nicht erschreckt und es sich gefälligst benehmen soll. Beim nächsten anfahrenden LKW macht das Pferd natürlich noch mehr Spektakel…. Logisch oder?!

Was lernt das Pferd, wenn wir grob reagieren? Da ist eine Gefahr. Davor hat es Angst und versucht als Fluchttier zu fliehen. Im ersten Schritt ein natürlicher Instinkt. Dafür wird es dann geschlagen. Bei der nächsten Gefahr ergreift es erst recht die Flucht. a) vor der Sache, die ihm Angst macht und b) vor der Strafe. Es lernt, dass ihm der Mensch Schmerzen zufügt, wenn es Angst hat.
Man muss sich als Pferdemensch natürlich fragen, ob man ein solches Ergebnis braucht???
Wie kann man es besser lösen? Wie löse ich eine solche Situtiaon?
Ich warte! Warten hilft immer!
Wenn sich ein Pferd erschreckt und sagen wir nach linkst zur Seite wegspringt und auch nach links kehrt macht. Dann drehe ich es zurück nach rechts. Ich lobe es und lasse es stehen. Ich lasse den Zügel recht lang, da es lernen soll: Der lange Zügel ist kein Freifahrtschein zum davonlassen, sondern er heisst: es ist alles gut! Ich spreche mit dem Pferd. (Zu Luca habe ich immer gesagt: „Luci, die Luca-Fresser haben heute frei, Du kannst da also problemlos dort hingehen. Sie werden Dir kein Loch in Dein dickes Bäuchlein beissen 😉“ ). Ich treibe das Pferd erst einmal auch nicht vorwärts, ich schlage es nicht, ich ziehe auch nicht am Zügel. Ich lasse es stehen und warte. Im Allgemeinen dauert ein solches Abwarten nicht einmal eine Minute und dann geht das Pferd wieder ein paar Schritte vorwärts.
Bei Luca war es so, dass er dann nach einigen Metern wieder auf dem Absatz kehrt gemacht hat. Dann habe ich das Prozedere wiederholt und so konnte der Weg bis zu einer Ecke auch schon mal drei bis vier Minuten dauern.
Wenn man diese Zeit und Ruhe nicht einmal hat, um ein Problem zu lösen, dann sollte man sich sowieso grundsätzlich hinterfragen.
Es hat nur wenige Mal Reiten gebraucht und dieses Verhalten ist bis heute nicht wieder aufgetreten. Natürlich bleibt er noch stehen, reisst den Kopf hoch und regt sich tierisch auf, wenn er etwas sieht, was ihn aus dem Konzept bringt, aber das ist sein Charakter. Man sollte die Souveränität haben, darüber hinwegzusehen. So etwas wird sich nicht ganz vermeiden lassen. Damit kann ich persönlich jedoch besser leben, als mit der Vorstellung, mein Pferd ständig verprügeln zu müssen oder mir einreden zu müssen, dass der das mit Absicht macht, weil es keinen Bock hat oder mich schikanieren will….
In den letzten Monaten sind die Diskussionen über Dehnungshaltung und Zügel aus der Hand kauen lassen etwas – sagen wir es freundlich – aus dem Ruder gelaufen. Das zumindest in Bezug auf die Interpretation über richtig und falsch. Vermutlich kommt das bei manch einer Reitauffassung auch eher daher, dass die reiterlichen Fähigkeiten einfach nicht ausreichen, um das Hinterbein ausreichend aktiv und fleissig zu halten, damit die Pferde das Gebiss bei ausreichend langem Zügel auch annehmen können, der Rücken als Bewegungszentrum zum Schwingen kommt . Die Pferde also so zu reiten und auszubilden, dass sie sich loslassen können. Loslassen kann sich ein Pferd immer dann, wenn Muskeln unverspannt arbeiten und das Pferd nicht unter Stress steht.
Schweif- und Kopfschlagen, ein aufgesperrtes Maul, ein Ziehen aus der Vorhand mit heraus gedrücktem Unterhals, nicht taktreine, tippelnde Bewegungen, Kopfnicken im Galopp vor allem bei fehlerhaften und zur falschen Zeit verlangten Versammlungsversuchen und Klappern auf dem Gebiss sind Hinweise, dass alles ziemlich falsch ist. Das weiss jeder Reiter, der wirklich weiter reiten und ausbilden kann. Dieser arbeitet beim Auftreten solch gravierender Fehler dann auch eher daran, dass sie wieder verschwinden, als das er sich das passend reden würde. Ihm wäre bewusst, dass auch anderen bewusst ist, dass diese Fehler eben nur auftreten, wenn man gravierende Fehler macht.
Es wird also mehr am Nicht-Vermögen Einzelner liegen, dass die so wichtige Lektion Zügel aus der Hand kauen lassen nicht geritten und verteufelt wird und die Notwendigkeit der Dehnungshaltung (Zitat Paul Stecken: ein Vorlassen des Halses und damit eine Dehnung desselben muss immer zugelassen werden) in Abrede gestellt wird.
Wenn man sich intensiv mit der Ausbildung eines Pferdes von der jungen Remonte bis zur Klasse S befasst, dann weiss der erfahrene Reiter, dass das a) will man ein gesundes und unverspanntes Pferd erhalten nicht schnell geht und dass man sich b) nicht mit dem (schlechten) Reiten von Lektionen befassen sollte, die das Pferd nicht leisten kann, da es dazu weder muskulär – also von der Kraft her – in der Lage ist, noch dass es ausreichend ausbalanciert ist.
Den Stress und die Unsicherheit, die ein solches Reiten für das Pferd bedeuten und den täglichen Vertrauensverlust der damit verbunden ist, dem muss dabei noch eine ganz besondere Bedeutung beimessen.
Seitengänge oder gar die Versuche, sie dem noch unausbalancierten Pferd beizubringen erspart man sich bis zu dem Zeitpunkt, bis das Reiten von Wendungen auf der geraden und gebogenen Linie so gut funktioniert, dass die Anlehnung auf beiden Hànden gleich gut ist, das Pferd sich nicht mehr raushebt und zufrieden kauend und immer wieder abschnaubend schwungvoll vorwärts gehend das Gebiss annimmt.
Wenn man dann irgendwann mit Seitwärtsverschiebungen beginnt, dann arbeitet man erst einmal am ersten Übertreten und vielleicht am Schenkelweichen, anstatt sich mit Schulterherein oder gar Travers, Renvers oder Traversalen zu brüsten. Die können vielfach nämlich weder Reiter noch Pferd. Reiter, die es wirklich können, versuchen es nämlich erst gar nicht, da sie wissen, dass es nicht funktionieren kann und nur zu Ausweichbewegungen, Verspannungen und Fehlbelastungen führt….
Da die jungen Pferde – vor allem die bewegungsstarken Pferde von heute – als Remonte noch nicht in der Lage sind auf einem Hufschlag zu galoppieren, da sie noch nicht geradegerichtet sind und sein können, schleudert der denkende Reiter nicht mit der Hinterhand auf dem fünften Hufschlag herum und stellt das Pferd irgendwie schief nach aussen. Es sei denn der Sitz ist so grob fehlerhaft und der Reiter im Oberkörper so verdreht, dass dem armen Pferd nichts anders übrig bleibt, will es nicht gleich umfallen. Ein wirklich guter Reiter würde so etwas niemals als weiterführende Lektion verkaufen. Das wäre ihm zu peinlich.
Er würde sich eher über wahre Fortschritt in der Grundlagenarbeit freuen.
Wenn die Pferde in einem schleppenden und kratzenden Galopp schief durch die Bahn hüpfen, nennt kein guter Reiter das Traversale.
Der erfahrende Ausbilder weiss, was zum korrekten Ausführen einer Traversale alles notwendig ist. Wer sich intensiver mit der Materie befasst, weiss, dass das, was man heute bei manch einer Vereinigung Gleichgesinnter sieht alles ist, nur sicherlich keine Traversale. Von den armen Pferden ist es vermutlich eher der Versuch, nicht umzufallen oder sich gar die Beine zu brechen.
Die Frage, die man sich als ganzheitlich denkender Mensch stellt ist natürlich: Warum macht manch einer eine solchen reiterlichen Unsinn?
Nach langem Überlegen und Abwägen drängt sich einem der Gedanke auf, dass der eine oder andere im tiefsten innersten vermutlich lange erkannt hat, dass ihm die reiterlichen Fähigkeiten, das Körpergefühl und vielleicht auch die Fähigkeiten in komplexen Zusammenhängen zu denken fehlen und er sich deshalb, wie es schon Louis Seeger nannte, «der hohen Schule zu kleinen Preisen» – nämlich dem Pfusch widmet und die um sich scharrt, denen das Richtige zu anstrengend und zu langwierig ist oder die das einfach intellektuell ebensowenig können.
Udo Bürger würde dazu jetzt so passend formulieren: «… und dann gibt es das grosse Heer selbstzufriedener Dilettanten, die all`ihr Tun schön finden und nie begreifen werden, worum es geht.»
Ach ja, so war er … einfach unfassbar treffend genial…

Als Bamboo zu uns kam, war er ehrlich gesagt, eine Komplettbaustelle und man konnte nicht einschätzen, wo die Reise hingeht und ob man es schaffen würde, alle Probleme in den Griff zu bekommen.
Neben den schon berichteten Rittigskeitsproblemen, den Rückenschmerzen, dem schlechten Fütterungszustand waren auch seine Hufe eine Katastrophe. Hufstellung und Hufachse waren fast schon abenteuerlich, er war Hinten nicht beschlagen, die Eisen, die er vorne drauf hatte, waren eigentlich Hinterhufeisen und insgesamt passte auch da nichts.
Die korrekte Stellung der Hufe ist sehr wichtig und wenn man eine Änderung herbeiführen muss, dauert es sehr lange, denn Änderungen dürfen nur in Millimeterschritten erfolgen, will man sich nicht auch noch Probleme mit Gelenken, Bändern und Sehnen schaffen.


Heute sieht das ganz anders aus. Die anfängliche Angst vor Schmied und de Beschlagen werden, ist nicht mehr da. Er steht entspannt ohne Angst und ohne Panik. In der ersten Zeit dauerte es zwei Stunden und mehr, um ihn zu beschlagen und es konnte passieren, dass er in seiner Angst alle über den Haufen gerannt hat. Manchmal war es nicht ungefährlich.
Durch die gute Unterstützung durch den Beschlag sind auch seine massiv ausgeprägten Gallen an den Hinterbeinen – die man bei Pferden in seinem Alter in der Form vermutlich auch nicht oft sieht – komplett verschwunden. Das ist natürlich nicht allein der Verdienst des Hufschmiedes, denn auch die Haltung und das Training müssen entsprechend aufgebaut sein, aber dieser wichtige Baustein hat vieles erst ermöglicht.
In unserem kurzen Video haben wir es zusammengefasst und es wie immer auf YouTube eingestellt: